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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto
Autoren: Richard Montanari
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Bewegung setzte, das gelbe Absperrband abgerollt wurde und die Spurensicherung mit ihrem feierlichen Ritual begann, schaute Byrne Jessica fragend an. Sie hockten zu Füßen des Bettes in einer Ecke. »Woher wusstest du, dass Butler hinter dir stand?«
    Jessica blickte sich um. Das helle Sonnenlicht brachte jetzt alles an den Tag. Der ganze Raum war von Staub bedeckt; schlicht gerahmte Fotos einer längst verblassten Vergangenheit zierten die Wände. Ein halbes Dutzend gepolsterter Hocker lagen umgekippt auf dem Boden. Und dann die Schilder. WASSEREIS. KALTE GETRÄNKE. EISCREME. BONBONS.
    »Es war nicht Butler«, sagte Jessica.
    Der erste Argwohn wurde geweckt, als sie den Bericht über den Einbruch in Edwina Matisse' Haus gelesen und den Namen des verantwortlichen Polizisten gesehen hatte. Sie hatte es nicht glauben wollen. Die Gewissheit dämmerte, als sie mit der alten Frau neben dem ehemaligen Süßwarengeschäft gesprochen hatte. Mrs. V. Talman.
    »Van!«, hatte die alte Frau gerufen. Sie hatte nicht ihren Ehemann, sondern ihren Enkelsohn gerufen.
    Van. Die Kurzform für Vandemark.
    Einmal stand ich nahe davor.
    Er hatte die Batterie aus ihrem Funkgerät genommen. Der Tote in dem anderen Raum war Nigel Butler.
    Jessica ging auf den toten Mann in dem Mönchskostüm zu und zog ihm die Maske vom Gesicht. Natürlich mussten sie auf die Bestätigung des Gerichtsmediziners warten, aber für Jessica und alle anderen bestand nicht der geringste Zweifel.
    Officer Mark Underwood war tot.

95.
    Byrne hielt seine Tochter in den Armen. Jemand hatte gnädigerweise die Fesseln an ihren Händen und Füßen durchgeschnitten und ihr eine Jacke über die Schultern gelegt. Sie zitterte wie Espenlaub. Byrne dachte an den Tag, als sie an einem für die Jahreszeit ungewöhnlich warmen Apriltag nach Atlantic City gefahren waren und sie sich ihm widersetzt hatte. Damals war sie vielleicht sechs oder sieben. Er hatte ihr erklärt, dass die Lufttemperatur zwar vierundzwanzig Grad betrage, das Wasser jedoch keineswegs warm sei. Sie war dennoch ins Meer gesprungen.
    Als sie ein paar Minuten später aus dem Wasser kam, war sie blau angelaufen. Fast eine Stunde lang hatte sie in seinen Armen gezittert und gebibbert und mit den Zähnen geklappert und unaufhörlich Es tut mir leid, Dad in der Gebärdensprache beteuert. Er hatte sie in den Armen gehalten und geschworen, sie nie wieder loszulassen.
    Jessica kniete sich neben ihnen auf den Boden.
    Colleen und Jessica hatten sich angefreundet, nachdem Byrne im Frühjahr angeschossen worden war. Sie saßen viele Nachmittage gemeinsam an seinem Bett und warteten darauf, dass er aus dem Koma erwachte. Colleen brachte Jessica ein paar Gebärden und das Fingeralphabet bei.
    Byrnes Blick wanderte zwischen Jessica und Colleen hin und her. Er spürte, dass sie ein Geheimnis verband.
    Jessica hob die Hände und gebärdete die Wörter mit drei ungeschickten Handzeichen:
    Er steht hinter dir.
    Mit Tränen in den Augen dachte Byrne an Gracie Devlin. Er dachte an ihre Lebenskraft. Er dachte an ihren Atem, der noch in ihm war. Er starrte auf den Leichnam des Mannes, der entsetzliches Grauen über diese Stadt gebracht hatte. Er dachte an seine eigene Zukunft.
    Kevin Byrne wusste, dass er bereit war.
    Er atmete aus.
    Er drückte seine Tochter noch fester an seine Brust. Und auf diese Weise spendeten sie sich gegenseitig Trost, und so würde es lange Zeit bleiben.
    Schweigend.
    Wie die Sprache in Filmen.

96.
    Die Story von Ian Whitestones Leben und Untergang war wie geschaffen für einen Film, und mindestens zwei waren bereits in Planung, ehe die Story in den Zeitungen erschien.
    Der Bericht, dass der große Regisseur auch Pornofilme gedreht hatte – und möglicherweise in den Tod einer jungen Pornodarstellerin verwickelt war, wobei noch nicht feststand, ob es sich um einen Unfall oder um Mord handelte –, war für die Boulevardpresse ein gefundenes Fressen. Die Story würde weltweit in den Medien für Aufsehen sorgen. Wie es den kommerziellen Erfolg seines nächsten Films und sein Privat- und Berufsleben beeinflussen würde, blieb abzuwarten.
    Doch das war nicht das Schlimmste für den Mann. Der Bezirksstaatsanwalt strengte einen Strafprozess an, um aufzuklären, wie es genau vor drei Jahren zum Tod von Angelika Butler gekommen war und welche Rolle Ian Whitestone dabei gespielt hatte.
    ***
    Mark Underwood war seit fast einem Jahr mit Angelika Butler befreundet, als sie in die Pornoszene abglitt. Die Fotoalben,
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