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Bushido

Bushido

Titel: Bushido
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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»Abfülltage« die Bullen gekommen wären, na ja, dann hätten sie mich am Arsch gehabt. Und zwar ohne Gleitcreme. Hardcore gefickt!
    Auf meinem Schreibtisch stand eine Digitalwaage, mit der ich das Koks abwog. Ab und an kam auch meine Mutter in mein Zimmer, guckte ein wenig blöd aus der Wäsche, aber das Einzige, was sie sagte, war: »Meine Buben, das Essen ist fertig!«
    Ich habe die beste Mama der Welt. Das wusste ich schon immer, nicht nur in solchen Momenten. Ich sah rüber zu meinem kleinen Bruder, wie er ahnungslos seine Autorennen fuhr.
    »Okay, Mama, wir kommen gleich«, rief ich und schob noch das Kokain zur Seite.
    »Wenn das Wörtchen wenn nicht wär, wär ich schon längst ein Millionär.« Diesen behinderten Spruch sagten die kleinen Mädchen immer in meiner Schule auf. Für mich stellte sich diese Frage nie. Natürlich machte ich mir Gedanken über mein Leben, aber diese Was-wäre-wenn-Fragen waren für mich nichts weiter als sinnlose Zeitverschwendung. Was wäre, wenn meine Mutter nicht gewollt hätte, dass ich verticke? Was wäre, wenn sie sich offensiv gegen mich gestellt hätte? Was wäre, wenn ich mein Abi gemacht hätte? Was wäre, wenn ich morgen im Lotto 100 Millionen gewinnen würde? Ja, was wäre dann? Natürlich gab es Situationen, in denen mich diese Gedanken verfolgten, aber ich wollte darüber gar nicht erst weiter nachdenken, weil es ja zu keinem Ergebnis führte. Ich glaube an das Schicksal und dass unser Leben sowieso vorherbestimmt ist. Warum also sollte ich mich fragen, wo der Weg hätte hinführen können? Was wäre, wenn ich mit einer anderen U-Bahn-Linie gefahren wäre? Na, dann wäre ich halt in Spandau herausgekommen und nicht in Alt-Mariendorf. Und jetzt?

Mal gewinnt man...
    Dieser Typ wollte bei mir 200 Gramm Gras kaufen. Er war schon ein bisschen älter als ich, so Ende 20, ich war 16. Er war supernervös, da er anscheinend für sich und seine Studenten-Kumpels eine Sammelbestellung organisieren sollte. Irgendwie hatte ich aber keinen Bock, ihm was zu verkaufen. Keine Ahnung wieso, der Typ war mir einfach unsympathisch. Wie er schon aussah mit seinen alternativen Hippie-Klamotten und seiner kleinen runden Schlaumeier-Brille. Ich hätte darauf wetten können, dass er einer von diesen Politikwissenschaften- oder Sozialpädagogik-Studenten war, die zu wissen glaubten, wie die Welt funktionierte. Jedenfalls bettelte er und bettelte und irgendwann gab ich nach. Ich war ja kein Unmensch. Trotzdem, wer so weltfremd war, schrie förmlich danach, verarscht zu werden. Ich fuhr in einen Teeladen und kaufte mir 200 Gramm Kräuter, die so ähnlich aussahen wie Gras. Zu Hause vermischte ich sie mit ein paar Gramm richtigem Dope, verrieb alles zwischen meinen Händen, damit es schön nach Gras roch, und packte es in eine Tüte. Am nächsten Tag trafen wir uns. Der Idiot tat so, als hätte er so einen Deal schon hundert Mal abgezogen, öffnete die Tüte und schnüffelte am Inhalt. Dann schaute er mich an und sagte: »Das ist extrem guter Shit, Mann!«
    Ich musste mir auf die Zunge beißen, damit ich nicht zu lachen anfing. Was für ein Idiot! Mit 16 Jahren einem zehn Jahre älteren Typen 2000 Mark abzuknöpfen, für Kräuter, die mich vier Mark gekostet hatten, fand ich schon ein bisschen witzig. Ich hatte an dem Tag jedenfalls was zu feiern. Und im Studentenwohnheim wurden sie high von Kräutertee.

...mal verliert man
    Es lief aber nicht immer so. Auch ich bin mehrmals schulbuchmäßig abgezogen worden. Eine Aktion war besonders krass. Ich war mit einem Typen in Tempelhof verabredet, ganz in der Nähe meiner Wohnung. Ich hatte 200 Pillen Ecstasy bestellt, die ich nun abholen wollte. Der Deal ging reibungslos über die Bühne und ich machte mich auf den Heimweg. Plötzlich wechselte ein Mann die Straßenseite und kam auf mich zu. Ich kannte ihn von irgendwoher, konnte ihn in dem Moment aber nicht so richtig einordnen. Er quatschte mich an und versuchte mich in ein Gespräch zu verwickeln. »Na, wie geht’s?«, »Was machst du so?«, »Lange nicht gesehen!« – der übliche Small-Talk-Schwachsinn. Dann ging es ganz schnell. Wie aus dem Nichts tauchten vier Jungs auf und umzingelten mich. Dann lag ich auch schon am Boden. Natürlich steckte der Dealer, bei dem ich die Pillen gekauft hatte, mit den Jungs unter einer Decke, aber was sollte ich machen? Beweise dafür hatte ich nicht. Einfach dumm gelaufen. Aber wie heißt es so schön: »If you can’t stand the heat, get the fuck out of
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