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Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle
Autoren: Andrew Vachss
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steuerte den Mittelsmann an, wie immer. Ich zoomte den Feldstecher auf die Hand des Mittelsmannes. Er arbeitete noch immer an seinen Listen, den Kopf konzentriert vornübergebeugt. Als der Insider dicht davorstand, stellte ich die Schärfe auf die drei Schalen ein und ließ den Blick von der, die die Stifte enthielt, rüber zur zweiten gleiten – der mit den Zigaretten. Ich pegelte mich auf die letzte Schüssel in dem Dreieck ein – die mit den Münzen. Nichts zu sehen. Die Ellbogen an die Brust gepreßt, atmete ich sachte durch die Nase.
    Silber fiel in die Schale des Mittelsmannes. Ein paar Münzen.
    Und ein flach gefaltetes Stück Alufolie. Ich langte mit einer Hand hoch zum Rolladen und zog ihn mit einem Ruck runter. Ich ließ mich auf den Boden fallen und hob das Rollo einen Zentimeter, damit ich ohne Feldstecher rausgucken konnte.
    Ein Bengel in einem gestreiften T-Shirt schoß auf einem Skateboard um die Ecke. Er verlor das Gleichgewicht und flog runter; das Skateboard machte sich selbständig und knallte gegen ein geparktes Auto. Der Bengel war auf den Sturz vorbereitet: Handschuhe an den Händen, dicke Polster schützten Ellbogen und Knie.
    Sein Kopf steckte unter einer weißen Plastikmaske – so wie sie Eishockeytorsteher tragen. Benommen rappelte er sich auf.
    Dann prellte er vor, direkt auf den Mittelsmann, schnappte sich die Münzenschale mit beiden Händen und stob die Straße lang, die Schale dicht an der Brust. Der Mittelsmann wollte grade von seiner Plane aufspringen, als einer der Schlucker von hinten gegen ihn stolperte. Der lange, wallende Regenmantel des Schluckers versperrte mir größtenteils die Sicht, aber ich konnte erkennen, wie ihm der Mittelsmann einen Ellbogen in die Brust hieb, der ihn zurückschmiß. Der Schlucker klammerte sich haltsuchend an den Mittelsmann; sie gingen gemeinsam zu Boden. Der Mittelsmann kämpfte sich frei, hielt dann eine Sekunde inne und trat dem hilflosen Schlucker gegen die Brust.
    Als er sich umdrehte, war der Bengel fort. Ich sah ein Lumumbataxi abdampfen, Richtung Fluß.
    Der Mittelsmann schaute rundum, wußte, daß er zu spät dran war. Der Schlucker kroch davon, die Arme um die Brust geschlungen. Der Mittelsmann faßte die Ecken seiner Plane zusammen, hielt sie mit zwei Händen und ließ sie ein paarmal kreisen, bis er einen Sack hatte. Er warf sich den Sack über die Schulter und verdrückte sich zur U-Bahn.
    Ich brauchte weniger als eine Minute, bis ich alles, was mir gehörte, in den abgewetzten Koffer geworfen hatte und aus der Tür war.
    Ich trat durch die Seitentür auf die Chambers Street und ging durch den Park zurück. Die Straße war wieder genauso wie vor dem Knatsch. Sogar das Skateboard von dem Bengel war weg.
    Mein Plymouth stand an einer der Baustellen an der West Street. Der Kerl, der es gebaut hatte, wollte das ultimative New Yorker Taxi herstellen, doch er starb, bevor er es fertig hatte. Ich warf meinen Koffer in den Kofferraum und startete den Motor. Die zweieinhalb Tonnen schwere, stumpfgraue Maschine sprang sofort an, wie immer. Ich drückte auf den Knopf, und das Fenster auf meiner Seite glitt runter. Zündete mir eine Zigarette an und fuhr davon, Richtung Pier.
    Ich war zuerst da. Ich setzte zurück, bis die Stoßstange die Begrenzung des Piers berührte, schob ein Judy-Henske-Band in den Rekorder, hörte mir zum tausendsten Mal »If That Isn’t Love« an.
    Wieder am Warten. Wenn Linda Ronstadt eine heiße Stimme hat, hat Henske einen Flammenwerfer.
    Ein paar Jungs kamen vorbei, gingen Hand in Hand, redeten bloß miteinander. Ein überzüchteter Sonnyboy posierte vor einem aufgegebenen Auto. Ein Schwarzer legte letzte Hand an ein Ölgemälde vom Flußpanorama. Ein Mann mit dem Körperbau eines Teenagers, verspiegelte Sonnenbrille vor den Augen, um die Wahrheit zu verdecken, checkte auf Rollschuhen das Territorium ab.
    Die Huren beackerten diesen Pier nicht. Ein bestimmtes Zonenreglement, das der Stadtrat nie verstehen würde, reservierte ihn für die Schwulen.
    Niemand näherte sich dem Plymouth. Ich war bei meiner dritten Kippe, und Judy Henske verteilte grade beidhändige Seelenhaken, als das Lumumbataxi im rechten Winkel zu mir zum Stehen kam, die Schnauze auf den Kofferraum des Plymouth gerichtet.
    Der Bengel sprang zuerst raus, die Torwartmaske war weg, und sein Kindergesicht strahlte vor Stolz.
    »He, Burke!«
    »Mach halblang!« sagte ich ihm, während ich aus dem Auto stieg.
    »Hast du’s gesehn? Es lief perfekt!« Er
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