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buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)

buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)

Titel: buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)
Autoren: Simon K. Richardson
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international absolut verständlich.

Tag 3: Orrison nach Roncesvalles
    Die Nacht war okay, auch wenn ab und an noch ein Nachbar die „Fliegerspülung“ gezogen hat. Ich habe mir was aus Wachs für die Ohren mitgenommen. Die Dinger werden zwar auch nicht mit „Fliegerspülungen“ fertig, aber halten schon eine Menge ab. So zum Beispiel die Lüftung vor dem Zimmerfenster. Meine Kopfschmerzen, die mich den ganzen Tag begleiten werden, führe ich auf das am Vorabend getrunkene Blubber-Bier zurück.
    Das Frühstück schmeckt, neben mir kaut eine nette Dame in den 50ern. Mein Tipp, sie käme aus England, ist zu kurz gegriffen. Sie stammt aus Australien. Oh Gott, von so weit her, nur für den Camino? Da habe ich ein seltenes Exemplar eines Pilgers mit weiter Anreise neben mir sitzen , denke ich. Weit gefehlt, ich werde noch viele Menschen aus Australien, Neuseeland, Kanada und den USA kennenlernen.
    Nach dem Frühstück mit netter Unterhaltung zahle ich, besorge mir ein Taxi und hole mir aus der Apotheke noch schnell Ibuprofen gegen Muskel- und Gelenkschmerzen. Habe gestern dazugelernt.
    Das Taxi erscheint innerhalb kürzester Zeit; mein Rucksack wird auf die Rückbank verfrachtet. Die Taxifahrerin ist nett und lustig. Sie teilt mir allerlei auf Spanisch, Französisch, Baskisch und Englisch mit. Damit meine ich nicht in diesen Sprachen nacheinander, sondern es fallen Sätze in allen Sprachen durcheinander. Sie ist nicht überrascht, dass ich ihre Erzählungen nicht so recht reflektiere, und plappert munter weiter. Ich verstehe nur brockenweise etwas. Sie ist definitiv lustig!
    Nachdem wir den Ort verlassen haben , fahren wir auf den Teil des Caminos, den ich gestern schon gelaufen bin; prompt sind dort Heerscharen von Pilgern unterwegs. Ich bin ziemlich überrascht über die Massen und hoffe, dass es in den nächsten Tagen nicht so geschäftig bleiben wird. Nein, wird’s auch nicht. Es verläuft sich später. Viele starten morgens zur gleichen Zeit, aber durch die unterschiedlichen Lauf-Geschwindigkeiten der Pilger zieht sich der Pulk auseinander.
    Ich bin als Wanderer im Taxi gut zu erkennen; viele der Pilger sind belustigt, von mir im Taxi überholt zu werden. Da mag sich der eine oder andere denken: Was für ein fauler Pilger! Man winkt sich gegenseitig zu und lacht. Auch die Taxifahrerin winkt tüchtig mit, natürlich ohne ihren Redeschwall zu unterbrechen.
    In Orrison steige ich aus und schnalle mir zum ersten Mal meinen Rucksack mit 10 kg auf den Rücken. Geil, das geht ja richtig gut! Ich fülle meine Wasserflasche am Brunnen vor der Terrasse und bin jetzt mit 12 kg ein waschechter Pilger. Oder Wanderer?
    Egal, erst mal loslaufen, sonst bin ich weder das eine noch das andere. Es geht schon wieder steil bergauf; bald sind kaum noch Bäume zu sehen, nur noch Farn und Gras. Pferde oder Ponys mit Kuhglocken und Manech-Schafe laufen hier herum. Und natürlich Pilger. Es gibt zwei bis drei Denkmäler am Wegesrand, die fast jedem ein Foto wert sind. Der Blick schweift über die Pyrenäen, kaum Wolken, aber viel Wind. Für mich ist es das erste Mal, dass ich solch eine Natur als Wanderer erobere, daher ist es für mich auch unglaublich beeindruckend. Offene Landschaft, offenes Herz.
    In einem kleinen bewaldeten Flecken treffe ich Anna wieder. Sie sieht nicht so aus, als ob sie Spaß hätte und macht schon wieder Pause. Sie berichtet, dass sie die Nacht doch noch in der Herberge verbringen konnte und ihr somit das Zelt in kühler Nacht erspart geblieben ist. Sie ist ausgeruht, aber sie hat Schmerzen in den Knien. Die Unterhaltung ist trocken und dauert nicht lange. Ich hatte kurz vorher schon eine Pause und will weiter.
    Kurz vor der spanischen Grenze steht ein Bulli, an dem Äpfel, Bananen, Powerriegel etc. verkauft werden. Und natürlich wird ein Stempel bereitgehalten. „Letzter Stempel vor der spanischen Grenze“ steht auf einem Schild. Da will jeder hin. Ich nicht. Ich stelle mich nur kurz an und gehe lieber weiter, denn der Wind pfeift hier oben verdammt kalt um die Ohren. Ich habe ein T-Shirt, einen Pullunder und darüber eine Wind- und Regenjacke an. Kalt ist es aber dennoch. Nee, ich mache erst am Rolands-Brunnen halt, da ist es windgeschützt.
    Nachdem ich Wasser gefasst und mich ausgeruht habe , wandere ich weiter und bemerke, wie sich mein Verhalten beim Antreffen von anderen Pilgern ändert. Und auch den anderen scheint es so zu gehen. Ging man zunächst noch für sich alleine, wallt nun allmählich das
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