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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police
Autoren: Martin Walker
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kann dauern.
    Außerdem habe ich noch Urlaub, von Ende Juli bis Mitte August, und dann stehen mir wegen der Versetzung noch ein paar Tage Sonderurlaub zu. Wir hätten also bis Ende August für uns. Dann wirst du mich wahrscheinlich ohnehin leid sein.«
    Er schüttelte den Kopf, ahnte aber, dass er jetzt nur Falsches sagen konnte. Stattdessen lehnte er sich über den Tisch und gab ihr einen Kuss.
    »Mir ist aufgefallen, dass du das Foto weggestellt hast, das mit dir und dem blonden Mädchen«, sagte sie. »Für mich hättest du das nicht zu tun brauchen, nicht, wenn sie dir wichtig war. Gerade dann nicht.«
    »Sie hieß Katarina, und ja, sie war mir wichtig«, erklärte Bruno. Er musste sich zwingen, ihr in die Augen zu schauen. »Aber das ist lange her. Damals war Krieg und ich ein völlig anderer Mensch. Es herrschten vollkommen andere Verhältnisse.«
    »Was ist mit ihr passiert?«, fragte sie, schüttelte aber dann den Kopf und sagte: »Entschuldige. Du musst mir nicht antworten. Ich bin nur neugierig.«
    »Sie ist tot. In der Nacht, als ich verwundet wurde, ist sie in einen Brandanschlag auf ein bosnisches Dorf geraten. Sie war unter den Opfern. Mein
capitaine
hat sie gefunden und mir Bescheid gesagt, als ich aus dem Hospital entlassen wurde. Er wusste, dass sie mir viel bedeutet hat.«
    »Capitaine
Mangin, der Sohn des Bürgermeisters von Saint-Denis. Durch ihn bist du an deine Stelle hier in der Stadt gekommen. Er wurde zum Major befördert, als du im Hospital lagst, hat aber kurze Zeit später seinen Dienst quittiert.«
    »Das wusstest du alles?«, fragte er erstaunt.
    »Jean-Jacques sagte der Name Mangin etwas. Wir haben den
capitaine
dann in Paris getroffen. Er lehrt Philosophie und macht Karriere bei den Grünen. Wahrscheinlich zieht er demnächst als deren Abgeordneter ins Europäische Parlament ein. Er schätzt dich sehr und sagt, einen besseren Soldaten als dich habe er nie kennengelernt und er sei stolz, dein Freund zu sein. Von ihm weiß ich auch, dass du Frauen aus einem serbischen Bordell befreit hast. Von einer Katarina hat er aber nichts gesagt. Na ja, immerhin wird sie in der letzten Zeit, die ihr verblieben war, glücklich gewesen sein.«
    »Ja«, bestätigte er, »wir waren glücklich.«
    Isabelle stand auf, kam zu ihm auf die andere Seite des Tisches, öffnete das Hemd, das sie trug, drückte seinen Kopf an ihre Brust und fuhr ihm mit den Händen durchs Haar.
    »Ich weiß, wovon du sprichst, denn auch ich bin glücklich mit dir«, flüsterte sie und gab ihm einen Kuss.
    »Achtzehnter Juni, Tag der Resistance«, sagte er später. »Um zwölf wirst du all unsere Hauptverdächtigen vor dem Kriegerdenkmal versammelt sehen. Ich muss jetzt noch ein paar Vorbereitungen treffen und hoffe, dass mir dann noch Zeit bleibt, einen Käsedieb zu überführen. Dann müsste ich noch einen Schwarzarbeiter, der sich gegen Bares als Gärtner hat anheuern lassen, dazu bringen, dass er mit den Behörden ins Reine kommt. Und es würde mich nicht wundern, wenn ich auch noch eine Katze retten müsste, die auf einen Baum geklettert ist und nicht runterkommt. Außerdem will ich noch ein paar grüne Walnüsse für den diesjährigen
vin de noix
sammeln. All das an einem Tag. Und als Gast des hiesigen
chef de police
bist du heute nach der Feierstunde zum Mittagessen im Ratssaal der
mairie
eingeladen. Von dort aus wirst du heute Abend dann auch das Feuerwerk bestaunen dürfen. Morgen könnte ich dir unseren berühmten Wochenmarkt zeigen. Vielleicht hilfst du mir, die Bauern vor der neuen Gestapo aus Brüssel zu beschützen.«
    »Nach dem, was ich hier erlebe, wird mir Paris am Ende ziemlich eintönig vorkommen«, bemerkte sie trocken. Sie ging in die Knie, um Gigi zu streicheln, und winkte Bruno zum Abschied nach.
     
    Als Bruno vor der
mairie
aus seinem Transporter stieg, sah er Pater Sentout aus der Kirche und über den Platz auf ihn zueilen. Er schüttelte ihm die Hand, verbeugte sich und ließ den korpulenten Priester vorangehen. Statt wie sonst die Treppe zu nehmen, stieg er der Höflichkeit halber zu ihm in den Aufzug.
    »Ah, Pater, und da ist ja auch Bruno. Wie schön, Sie zu sehen«, rief der Bürgermeister und winkte sie in sein Büro. »Gleich zu Ihnen, Pater. Wie Sie wissen, gilt in unserem Land seit 1905 die Trennung von Kirche und Staat. Das heißt, Ihre Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen ist strengen Regeln unterworfen. Weil wir aber in diesem Jahr den tragischen Tod eines alten Veteranen der Republik
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