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Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Titel: Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
Autoren: Ein skandaloses Angebot 8762E5C5
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Hoffentlich war er nicht wach geworden und
registrierte, dass sie ihn freimütig begutachtete. Leise seufzend presste er eine sehnige, braun gebrannte Hand auf
seinen flachen Waschbrettbauch. Auf seinem Handrücken
spross sonnengebleichter Flaum.
Laurens Blick wanderte von den Schultern über den breiten Nacken zu seinem Kopf und ... war maßlos enttäuscht!
Sein Gesicht wurde von einem schwarzen, breitkrempigen
Cowboyhut verdeckt. Ob Bens Sohn wohl gut aussah?, rätselte sie, neugierig geworden. Weiterhin mit den körperlichen Vorzügen des Fremden beschäftigt, merkte sie gar
nicht, dass Ed Travers zurückgekehrt war.
Sie fuhr ertappt zusammen, als er trocken bemerkte: »Alle
Unklarheiten beseitigt. Ich denke, wir können losfahren.«
»Es ist wirklich sehr nett von Ihnen, dass Sie mich hinbringen, Mr. Travers.« Sie wunderte sich, dass ihre Stimme
so gefasst klang, obwohl ihr prickelnde Schauer über die
Haut jagten.
»Kein Problem. Das mach ich doch gern für Sie«, versicherte Travers ihr eilends.
Er fasste die Zügel und lenkte die Pferde durch die belebten Straßen. Auf ihrer Fahrt durch Austin überholten sie
Kutschen, Einspänner und Reiter. Automobile, wie Lauren
sie in Raleigh gesehen hatte, fehlten hier in diesem Straßenbild noch.
Sie genoss die kleine Rundfahrt durch die texanische
Hauptstadt. »Sie sind sicher sehr stolz auf Ihr Regierungsgebäude. Ich habe darüber gelesen. In natura ist es noch
eindrucksvoller als auf den Bildern.«
Travers griente. »Der rote Granit stammt aus einem Steinbruch in unmittelbarer Nähe der Lockett-Ranch.«
»Keypoint«, versetzte Lauren. Ben hatte in den höchsten
Tönen von seiner Ranch geschwärmt. Und von einem Ohr
zum anderen gegrinst, als sie Keypoint als Name für eine
Ranch sehr gelungen fand.
Bei der Erinnerung lächelte Lauren. Travers, der sie aus
den Augenwinkeln beobachtete, dachte sich seinen Teil.
Aha, Keypoint war ihr mithin ein Begriff. Wusste sie auch,
wer dort lebte? Betont beiläufig erkundigte er sich: »Waren
Sie schon mal in Texas, Miss Holbrook?«
»Nein. Umso mehr freue ich mich über Bens Einladung
und dass ich eine Weile bei seiner Familie wohnen kann.«
Der Planwagen machte einen ruckelnden Satz, da Travers
unvermittelt an den Zügeln riss. Sie würde wo wohnen? In
dem Haus in Coronado? Oder in Keypoint? Beides wäre unvertretbar. Dieses naive Mädchen war immerhin ein völlig
unbeschriebenes Blatt. War Ben, dieser Verrückte, jetzt völlig übergeschnappt?
Sie ließen die Stadt hinter sich und rollten über eine viel
befahrene Straße nach Westen. Als Lauren die Hutnadeln
aus ihrer Kopfbedeckung zu ziehen begann, warnte Travers:
»Ich würde das an Ihrer Stelle nicht tun, Miss Holbrook.
Die Sonne brennt hier erbarmungslos heiß vom Himmel.
Nachher holen Sie sich noch einen Sonnenbrand auf Ihrem
hübschen Näschen.«
Lauren nickte, rückte den Hut zurecht und schlüpfte
stattdessen aus ihrer Kostümjacke. Ein leichter Fahrtwind
kühlte ihre erhitzten Wangen.
Nachdem sie sich wieder gesetzt hatte, vertiefte Travers
sich erneut in seine Gedanken. Es war nicht hinnehmbar,
dass eine anständige Frau mit Jared Lockett unter einem
Dach lebte!
Bens Sohn war ein notorischer Schürzenjäger und berüchtigt für seine Trinkexzesse. In seiner Jugend hatte es immer
bloß geheißen: Der Junge muss sich die Hörner abstoßen.
Inzwischen über dreißig, erregte er mit seinen ständigen Affären und Eskapaden den Zorn der Öffentlichkeit. Wann
würde der Bursche endlich anfangen, sich manierlich aufzuführen, und Verantwortung für sein Leben übernehmen? So
bald sicher nicht, sinnierte Travers dumpf.
Erst letzten Monat hatte Jared am Bahnhof von Rosenburg für Ärger gesorgt. Er und seine Zechkumpane verbrachten den Nachmittag im Harvey House mit Saufen und
Glücksspiel und benahmen sich wie der letzte Abschaum.
Irgendwann hatte Lockett einer der Kellnerinnen ein unsittliches Angebot gemacht. Die jungen Damen, die bei der
Restaurantkette der Santa Fe Railroad arbeiteten, vertraten
strikte moralische Wertvorstellungen: wenn Angebot, dann
Heiratsantrag mit hübschem Häuschen. Vor der Ehe lief
ansonsten gar nichts.
Als das Mädchen sich gegen seine Annäherungsversuche
sträubte, war Jared aggressiv geworden, und die Geschäftsführung hatte ihm Lokalverbot erteilt. Vorher hatte er aber
noch Mobiliar und Geschirr zertrümmert und ein paar von
den Gästen krankenhausreif geschlagen. Zu sechst schafften sie es
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