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Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Titel: Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
Autoren: Ein skandaloses Angebot 8762E5C5
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in Himmelherrgottsnamen sollte ich dort
meinen Unterhalt bestreiten?« Es war ein Ding der Unmöglichkeit, trotzdem lockte sie die Vorstellung von einem solchen Abenteuer.
»Meine Frau engagiert sich sehr für Kunst und Kultur und
nimmt aktiv am Gesellschaftsleben von Coronado teil. Dort
wohnen wir. Die Stadt ist ungefähr einen halben Tagesritt
von Austin entfernt. Ich bin die meiste Zeit auf Keypoint
oder dienstlich unterwegs. Ich denke, sie könnte jemanden
mit Ihren Fähigkeiten gut gebrauchen. Sie sind eine charmante Gesellschafterin, eine ausgezeichnete Pianistin und
sehr belesen, außerdem könnten Sie ihre Korrespondenz erledigen und dergleichen. Na, was meinen Sie?«
Als sie nicht antwortete, führte er seinen Standpunkt weiter aus: »Natürlich würden wir Ihnen ein Gehalt zahlen, und
Sie bekämen ein Zimmer in unserem Haus. Mein Sohn hat
nie geheiratet, deshalb haben wir reichlich Platz. Tja, das
mit den Enkelkindern wird wohl nichts werden. Ich hatte
nämlich gehofft, ich würde irgendwann Großvater.« Eine
längere Pause schloss sich an, und als Lauren zu ihm spähte, starrte er versunken auf die Rosenbüsche. Er riss sich
aus seinen Gedanken und fuhr fort: »Und noch eins. Ich
möchte, dass Sie sich bei uns wie zu Hause fühlen und
nicht wie eine Angestellte.« Er grinste gewinnend.
»Und wieso machen Sie mir den Vorschlag? Wenn Mrs.
Lockett eine Sekretärin wollte, hätte sie vermutlich längst
eine gefunden.«
Er zuckte wegwerfend mit den Achseln. »Ganz bestimmt
sogar. Wahrscheinlich ist meine Frau noch nie auf die Idee
gekommen, sich eine zu suchen. Kommen Sie, sagen Sie
ja.« Er zwinkerte ihr unter buschigen weißen Brauen zu.
»Mr. Lockett, ich weiß Ihr Angebot wirklich zu schätzen«,
sagte Lauren ernst, »aber mein Platz ist hier. Mein Vater
hätte es so gewollt.«
»Ihr Vater ist tot. Und Sie leben. Aber Sie werden vor Langeweile irgendwann eingehen wie eine Primel, wenn Sie
hier nicht mal rauskommen.«
Lauren fuhr zusammen, da er abrupt aufstand und sich
ungeduldig die Beine vertrat. Als er sich wieder zu ihr drehte, musterte er sie gütig, und seine Stimme klang nachsichtig-milde.
»Lauren«, redete er sie mit ihrem Vornamen an, »ich weiß,
dass Sie es gewohnt sind, widerspruchslos zu gehorchen.
Und ich bewundere Ihr Pflichtgefühl. Andererseits sind Sie
neugierig, lebenshungrig und möchten etwas von der Welt
sehen. Sie könnten eine Weile bei uns bleiben, und wenn es
nicht klappt oder wenn Sie Texas und die Locketts wider
Erwarten nicht mögen sollten, dann kaufe ich Ihnen eine
Rückfahrkarte nach Clayton. Kein Problem.«
Wäre sie vernünftig gewesen, hätte sie seine Einladung
augenblicklich angenommen! Stattdessen murmelte sie mit
gesenktem Kopf: »Mr. Lockett, tausend Dank für Ihre Einladung, aber ich kann hier nicht weg.« Sie schüttelte wehmütig den Kopf. »So bin ich eben erzogen worden, pflichtbewusst und folgsam. Vermutlich werde ich bei den Prathers versauern. Sie brauchen mich. Es würde ihnen das
Herz brechen, wenn ich sie im Stich ließe.«
»Und was ist nach dem Tod der beiden? Was machen Sie
dann, gesetzt den Fall, Sie haben nicht schon vorher diesen
William Keller oder irgendeinen anderen Langweiler geheiratet?«
»Ich bin sicher, die Prathers haben Vorsorge für mich getroffen.«
Er seufzte schwer und wirkte so geknickt, dass Lauren es
sich beinahe noch anders überlegt hätte. Er sah unvermittelt um Jahre gealtert aus, der Blick seiner tiefblauen Augen
war betrübt.
»Telegrafieren Sie mir umgehend, falls Sie es sich noch
anders überlegen sollten. Es ist mein voller Ernst. Meine
Einladung steht.«
»Danke, Mr. Lockett«, erwiderte sie höflich. Fast entschuldigend setzte sie hinzu: »Ich will wahrhaftig nicht so
werden wie die Prathers.« Gleich darauf ruderte sie entsetzt
zurück: »Nein, nein, so hab ich das nicht gemeint ...«
»Ich weiß, was Sie meinen, Miss Holbrook. Sie möchten
Ihren Horizont erweitern, anders als die Prathers, korrekt?«
»Ja! Was Sie sagen, stimmt.«
»Also, vergessen Sie nicht, sollten Sie es sich noch anders
überlegen ...«, wiederholte er leise, während sie den Rückweg antraten.
Die Sonne brannte mit gnadenloser Härte auf den Planwagen. Lauren fühlte sich wie erschlagen. Ihre Schulter-
und Rückenmuskulatur schmerzte von der steifen Sitzhaltung auf der ungemütlichen Lederbank. Obwohl sie durstig
der Wasserflasche zusprach, war ihre Kehle wie ausgedörrt
von dem aufwirbelnden Straßenstaub,
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