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Brown, Dale - Schattenpilot

Brown, Dale - Schattenpilot

Titel: Brown, Dale - Schattenpilot
Autoren: Dale Brown
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kreiste. Mit den noch flugfähigen taiwanesischen neun F-16 und Jon Masters DC-io war die Megafortress kurz nach Sonnenuntergang in Kai-Shan gestartet. Die EB-52 trug allen Treibstoff und alle verbleibenden Waffen, die sie nur schleppen konnte: im vorderen Revolvermagazin zwei Marschflugkörper Wolverine und zwei Raketenbomben Striker, im hinteren sechs Schüttbomben CBU-59 und in den beiden Waffenbehältern unter den Tragflächen je eine Jagdrakete AIM-12O Scorpion und vier Jagdraketen AIM-9 Sidewinder. Nach einer Luftbetankung flog die EB-52 über das Ostchinesische Meer nach Norden und wartete auf das Eintreffen der Bomber B-1 und B-2 aus den Vereinigten Staaten. Sobald die B-1 die Luftverteidigung entlang der chinesischen Küste ausgeschaltet hatten, stießen die Bomber B-2 und die Megafortress zu den ICBM-Stellungen im Landesinneren vor. Da die Verteidiger sich völlig auf die Formosastraße konzentrierten, war es für die sechs B-2 und die einzelne EB-52 leicht, in den chinesischen Luftraum einzudringen und zu ihren Zielen weiterzufliegen.
    Die EB-52 erreichte die chinesischen ICBM-Stellungen einige Minuten früher, als die Stealth-Bomber B-2 Spirit die Abwurfpositionen für ihre Lenkwaffen erreichten. Wendy McLanahan, die ihren verwundeten DSO ersetzte, begann den Angriff, indem sie die beiden Marschflugkörper Wolverine über den ICBM-Stellungen kreisen ließ. Die Wolverines benützten ihre Köder und Radarschnüffler dazu, feindliche Radarstellungen aufzuspüren und mit Kanisterbomben anzugreifen.
    »Die Wolverines funktionieren«, berichtete Brad Elliott. »Ganz schöner Feuerzauber dort unten.« Mehrere Flakbatterien eröffneten das Feuer; manche Sprengpunkte lagen sehr nahe, aber das Feuerleitradar hatte die Ködergleiter, nicht die Megafortress erfasst. Ströme von Leuchtspurgranaten schwerer Flak stiegen in den Himmel auf... und brachen dann plötzlich ab, wenn am Boden grelle Lichtblitze aufzuckten, denen in vielen Fällen Sekundärdetonationen folgten.
    »Echt cool«, meinte Nancy Cheshire, als immer mehr SAM- und Flakstellungen getroffen wurden. »Die Wolverines funktionieren großartig.«
    »Das hättest du nicht sagen dürfen«, erklärte Wendy ihr vorwurfsvoll. »Jetzt ist die Verbindung zu ihnen abgerissen. Beide sind abgeschossen worden.«
    »Jetzt kommen die ersten Videobilder der Marschflugkörper herein«, kündigte Patrick McLanahan an. Für jede SLAM, die in Reichweite kam, öffnete sich auf seinem MFD ein Fenster, das ihm zeigte, wie die Lenkwaffe ihr Ziel anflog, wobei ein weißer rechteckiger Rahmen in der Bildmitte das Zielgebiet bezeichnete. Als die SLAM näher kam, konnte Patrick das Ziel immer besser erkennen und verkleinerte das Rechteck so weit, bis es nur noch das Punktziel umschloss, das er treffen wollte. Ein weißer Punkt bezeichnete die exakte Aufschlagstelle, und Patrick verschob das Rechteck so, dass dieser Punkt ohne größere Kurskorrekturen in seiner Mitte blieb.
    »Jägerradar bei drei Uhr, Entfernung unbekannt«, meldete Wendy. »Viel Zeit bleibt uns nicht mehr.«
    Patrick hörte die nervöse Anspannung in ihrer Stimme. Er war von Anfang an strikt dagegen gewesen, dass sie mitflog: Wendys Verletzungen, die sie bei ihrem letzten Einsatz an Bord einer EB-52 Megafortress erlitten hatte, waren kaum ausgeheilt - von der Gefahr, die ihrem ungeborenen Kind drohte, ganz zu schweigen. Aber Wendy hatte darauf bestanden, dieses Mal mitzufliegen, und sich damit gegen ihren Mann durchgesetzt. Niemand kannte das Abwehrsystem der Megafortress besser als Wendy Tork McLanahan, die es maßgeblich mit entwickelt hatte. Gewiss, Patrick hätte es nebenbei mit bedienen können, solange sie nicht angegriffen wurden, aber sobald feindliche Jäger auftauchten, musste ein Besatzungsmitglied sich ganz darauf konzentrieren, die Megafortress zu verteidigen. Wenn dieser Einsatz erfolgreich sein sollte, musste Wendy als DSO mitfliegen.
    »Jetzt hab' ich die Entfernung, drei Uhr, vierzig Meilen, abnehmend«, meldete Wendy. »Mehrere Banditen - vier, vielleicht sechs. Einer dürfte eine Su-27 sein. Die Signalstärke ist gering, aber sie haben uns schon mehrmals gestreift. In drei bis vier Minuten könnten sie uns erfassen.«
    Für jedes DF-5-Silo waren zwei Lenkwaffen bestimmt - die erste SLAM würde es aufsprengen, die zweite hineintreffen und die Rakete zerstören. Die erste SLAM mit ihrem sechshundertfünfzig Kilogramm schweren Gefechtskopf würde einige Sekunden vor dem Aufschlag steil hochziehen
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