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Brombeersommer: Roman (German Edition)

Brombeersommer: Roman (German Edition)

Titel: Brombeersommer: Roman (German Edition)
Autoren: Dörthe Binkert
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schlage ich ja die Freundschaft vor, damit wir uns alle drei lieben können«, sagte Karl.
    »Das ist doch auch gelogen«, zürnte Viola.
    »Nein. Wir leben nur einen Teil der Liebe nicht aus.«
    »Das ist zu schwer.«
    »Kann sein.«
    »Lässt du dich im Atelier fest anstellen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, mir ist nicht wohl dabei.«
    Da begann Viola zu weinen. »Es ist einem nicht immer wohl, wenn man sich für etwas entscheidet. Auch mit Verantwortung fühlt man sich nicht immer wohl. Dass du dich nicht hast anstellen lassen, das ist auch ein Grund, warum du Edith verloren hast. Du bist ihr keinen Schritt entgegengekommen. Du hast keine Verantwortung übernommen für euch beide. Du hast sie allein gelassen. Manche ihrer Forderungen waren sehr berechtigt.« Das musste mal raus. Viola fühlte sich so allein gelassen wie Edith.
    »Vielleicht bin ich einfach so«, sagte Karl.
    »Die Liebe gibt dem Menschen die Möglichkeit, sich zu verändern«, sagte Viola eindringlich und voller Überzeugung. Als Karl hilflos schwieg, nahm sie seine Hand und legte sie auf ihre Brust. »Sag was, Karl, bitte!«
    Aber Karl blieb stumm. Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, sah sie Tränen in seinen Augen.
     
    »Hast du eigentlich mit Karl was fürs Wochenende abgemacht?«, fragte Theo. »Oder wie ist der Plan?«
    »Karl kommt ein paar Tage nicht«, antwortete Viola. Das hatte sie beschlossen.
    Theo sah sie aufmerksam an und wartete, dass sie weitersprach.
    Aber Viola schwieg.
    »Aha«, machte Theo deshalb nur. In der Juristerei gab es nichts Ungefähres und nichts, was sich von allein regelte, ohne dass es ausgesprochen und thematisch behandelt wurde. Aber in Beziehungssachen war das anders, dachte er. Das war ein weites Feld. Man kannte sich ja nicht mal selbst.

53
     
    Karl hatte immer noch Schweißausbrüche, Rückenschmerzen und eines Tages auch Blut im Urin. Obwohl er den Schmerz und die Zeichen kannte, ging er nicht zu Hermann Gronau.
    Er war kein Held. Er hatte Viola enttäuscht.
    Karl ging zur Arbeit, schaffte es aber kaum mehr bis zum Nachmittag, musste vorzeitig nach Hause und sich gleich hinlegen. Diese Schwäche kannte er gut. Er hatte noch einen Vorrat an Schmerztabletten, aber die würden bald nicht mehr genügen, das wusste er.
     
    Eines Abends klingelte es. Es dauerte eine Weile, bis Karl sich zur Tür geschleppt und den Drücker betätigt hatte. Er ließ die Wohnungstür einen Spaltbreit offen. Ihm schwindelte, er musste ins Bett zurück.
    Theo betrat die Wohnung. Er fand Karl vor seinem Bett liegen. »Mensch, Karl!«, rief er erschrocken, »bist du jetzt dein eigener Bettvorleger?« Er wuchtete Karl ins Bett und holte sich verwirrt einen Stuhl aus dem Wohnzimmer.
    »Wo bleibt der Karl denn immer?«, hatte er vor einer Stunde Viola gefragt, »der ist ja schon ewig nicht mehr zum Abendessen da gewesen.«
    »Noch keine Woche«, hatte Viola geantwortet. »Nun tu doch nicht, als sei das noch nie vorgekommen.«
    Aber Theo fand es doch komisch und wollte lieber selbst nachsehen.
    »Was machst du denn! Du hättest längst bei Hermann Gronau vorbeigehen sollen, du weißt doch, dass du krank bist. Ich gehe runter zur Telefonzelle und rufe ihn an. Wenn er auf Visite ist, kann es dauern. Aber er muss heute noch nach dir sehen.«
    Karl brachte nur ein kleines, schiefes Lächeln zustande.
    »Mensch, Mensch, Karlemann, du machst Sachen!«, sagte Theo hilflos. »So was tut man seinen Freunden doch nicht an!«
    Und endlich sagte Karl auch ein Wort: »Ich weiß. Es tut mir leid.«
    Dann wurde er wieder still.
    Theo hatte ein ungutes Gefühl. Er musste schnell handeln, das sah er. »Also, ich mache mich auf und suche Hermann. Der kennt deine Krankheit aus dem effeff. Viola, die lässt dich lieb grüßen. Sie macht sich Sorgen um dich.« Theo wusste nicht, warum er das sagte. »Ich hol sie. Wir kommen nachher beide nach dir sehen.«
    »Dicker«, sagte Karl mühsam, »pass gut auf sie auf, ja?«
    »Nun is aber gut«, machte Theo. »Du wirst schon auch wieder auf sie aufpassen, das seh ich doch, so schnell gibst du den Löffel nicht ab. Da zähl ich drauf. Du weißt doch, wie wenig Zeit ich immer habe.«
    »Ich und Viola   …«
    »Ich weiß, dass wir dieselbe Frau lieben«, unterbrach ihn Theo. »Ich bin ja nicht blöd. Hoffentlich findest du irgendwann mal eine andere, die dir gefällt. Und nun sei still.«
     
    Theo und Viola sahen Karl nicht lebend wieder. Theo hatte Karls Haustüre offen gelassen und die Nachbarin gebeten,
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