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Broadway-Grusical

Broadway-Grusical

Titel: Broadway-Grusical
Autoren: Jason Dark
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viel gutem Willen als ein Kopfkissen bezeichnen konnte. Es war eine kleine Hängetasche. Viel Gürtel, wenig Tasche. Es passte soeben das Nötigste hinein. Sie zog mit zitternden Händen den Reißverschluss auf, ihre rechte Hand griff in die Tasche, so dass die tastenden Finger zielsicher das kleine Einwegfeuerzeug fanden und es hervorholten.
    »Licht!« forderte der Zwerg.
    Die Tänzerin war so nervös, dass sie es beim ersten Anlauf nicht schaffte, so dass nur einige Funken in die Höhe schossen, aber die Flamme keine Nahrung bekam. Der zweite Versuch klappte besser. Und diesmal zuckte das Feuer über der Düse und erhellte auch die unmittelbare Umgebung.
    Noch lag das Gesicht des Zwergs im Dunkeln. Erst als er sie aufforderte, ihre Hand nahe an ihn heranzubringen, überwand sich Liz Vacarro. Wie im Zeitlupentempo schälte sich das Gesicht der kleinen Gestalt aus der Dunkelheit.
    Eine kaffeebraune Haut, hervorquellende Augen, verzerrte Züge, die von einer gewissen Grausamkeit sprachen, ein gebogener Mund und das etwas spitze Kinn.
    Die alles kam Liz Vacarro so verdammt bekannt vor. Noch dachte sie nach, doch plötzlich wusste sie Bescheid. Dabei erschrak sie so sehr, dass sie das Feuerzeug losließ. Schlagartig breitete sich die Dunkelheit wieder aus. Liz hatte genug gesehen!
    Plötzlich erfasste sie der Schwindel. Ihre Hand sank mit dem Feuerzeug nach unten. Sie wollte es gar nicht wissen, sie wünschte sich weit weg, aber sie konnte den Realitäten nicht entfliehen.
    Das war er. Das war der Kollege, der in dem Schädel verschwunden und nie wieder aufgetaucht war. Zion Weber!
    Verrückt, Wahnsinn. Er lebte also, war nicht tot, aber wie er lebte, das war einfach grauenhaft. Er war ein Zwerg, ein Winzling.
    »Zion…?« Sie hauchte den Namen nur und hoffte gleichzeitig, dass sie sich getäuscht hatte.
    »Ja, ich bin es.«
    »Du?« Sie schüttelte den Kopf. »Aber wieso? Du bist nicht mehr normal, du bist verwandelt, du bist ein Zwerg, du kannst uns hier doch nicht einfach…«
    »Sei ruhig, Kleine, sei ganz ruhig.« Zion Weber lachte wieder. »Ich bin den Weg gegangen, den alle gehen werden. Hast du verstanden, Mädchen? Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Du sollst tanzen, singen und zu uns kommen.«
    »Wer ist das?«
    »Wir sind das Volk der bösen Zwerge!« mehr sagte er nicht, aber über sein Gesicht schienen plötzlich Schatten zu fließen, als er sich umdrehte und langsam davonging.
    Seine Schritte waren kaum zu hören, dafür vernahm Liz aber etwas anderes. Zuerst nur leise, dann immer lauter werdend. Es war ein Lachen. Ein dröhnendes, unheimlich klingendes Lachen, in dem ein böser Triumph steckte.
    Das Lachen des Dr. Horror! Der Zwerg hatte es übernommen, und Liz Vacarro hörte es noch, als der Winzling längst die Wohnung verlassen und im schmutzigen Treppenhaus verschwunden war.
    Liz Vacarro aber schlug die Hände vor ihr Gesicht und begann zu weinen…
    Irgendwann polterte jemand in die Wohnung. Es musste schon weit nach Mitternacht sein, denn die Geräusche draußen waren leiser geworden. Irgendwann wurden auch hier die Menschen einmal müde. Die dumpfen Schritte schreckten Liz hoch. Sie schaute zur Tür und sah den Schatten.
    »Liz, mein Liebling, bist du da?«
    »Mutter?«
    Ein Kichern war die Antwort. Dieses Geräusch bewies der Tänzerin, dass ihre Mutter dem Alkohol wieder kräftig zugesprochen hatte. Sie war nicht einmal 40, denn Liz hatte sie in sehr jungen Jahren bekommen. Und dann noch weitere drei Kinder hintereinander. Aber alle von einem Mann. Darauf war sie stolz.
    Jetzt kam sie zur Tür und stieß sie auf. Die Tür schlug gegen den am Boden liegenden Sugar. »Was ist denn hier los?« fragte die Frau mit schwerer Zunge.
    »Da… da liegt jemand.«
    »Scheiße, auch das noch!«
    Liz holte tief Luft, bevor sie die nächsten Worte sprechen konnte. »Ich glaube, der lebt nicht mehr.«
    Ihre Mutter war so betrunken, dass sie den Sinn der Bemerkung nicht erfasste. »Kannst du ihn nicht aus dem Weg räumen?«
    Jetzt sprang Liz hoch und spürte sofort die Stiche in ihrem Kopf. »Hast du nicht verstanden, Mutter? Der lebt nicht mehr.«
    »Ja, ja.« Sie drehte sich um und ging wieder zurück. Wenig später klapperte im Waschbecken das Geschirr, als die Frau das Wasser hineinlaufen ließ.
    Liz aber schloss die Augen. Wenn das so weiterging, drehte sie noch durch. In diesen Augenblicken fasste sie einen Entschluss für die Zukunft. Sie würde keine Minute länger mehr in dieser Bude wohnen
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