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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land
Autoren: Bruce Sterling
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zu begleichen. Entweder sie zahlen, oder das E-Werk stellt die Versorgung ein.«
    »Die ständige Zwickmühle«, setzte Oscar hinzu.
    Fontenot nickte. »Die Unionsregierung will den Stützpunkt schon seit Jahren auflösen, aber Louisiana ist in der Angelegenheit stur. Daher hat ihn der Kongress vergangenen März aus den Notstandsverordnungen rausgenommen. Als wäre eine ganze Luftwaffenbasis einfach in einem Erdloch verschwunden.«
    »Schlimm. Wirklich schlimm. Das ist furchtbar ! « sagte Norman. »Weshalb lässt der Kongress nicht ordnungsgemäß darüber abstimmen? Ich meine, es kann doch nicht so schwer sein, eine Militärbasis zu schließen?«
    Fontenot und Oscar wechselten vielsagende Blicke.
    »Norman, Sie bleiben besser hier und passen auf unsere Fahrzeuge auf«, meinte Oscar freundlich. »Mr. Fontenot und ich möchten mit den Militärs mal ein ernstes Wörtchen reden.«
    Oscar schritt neben dem humpelnden Ex-Geheimagenten an der Schlange entlang. Bald darauf waren sie außer Normans Hörweite angelangt. Es tat gut, sich in der frischen Luft zu bewegen, wo man kaum abgehört werden konnte. Oscar fand, dass sich die besten Unterhaltungen immer dann ergaben, wenn keine Abhörvorrichtungen in der Nähe waren.
    »Wir könnten sie einfach bezahlen, wissen Sie«, meinte Fontenot milde. »Das ist schließlich nicht die erste Straßenblockade, der wir unterwegs begegnet sind.«
    »Ich hoffe doch, die Befürchtung, die Soldaten könnten auf uns schießen, ist grundlos?«
    »Ach, die Air Force wird bestimmt nicht auf uns schießen.« Fontenot zuckte die Achseln. »Darum geht es nicht. Das ist rein politisch.«
    »Unter anderen Umständen hätte ich sie ausgezahlt«, sagte Oscar. »Wenn wir den Wahlkampf verloren hätten, zum Beispiel. Aber wir haben nicht verloren. Wir haben gewonnen. Der Senator ist im Amt. Daher geht es jetzt ums Prinzip.«
    Fontenot nahm den Hut ab, verteilte das Fett, das dieser absonderte, auf der Stirn und setzte den Hut wieder auf. »Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Ich habe eine Alternativroute ausgeknobelt. Wir könnten umkehren und über den Highway 109 Richtung Norden fahren, dann würden wir das Labor in Buna bis Mitternacht erreichen. Das würde uns eine Menge Ärger ersparen.«
    »Gute Idee«, meinte Oscar, »aber schauen wir uns erst mal um. Ich glaube, ich wittere hier ein Thema. Der Senator sucht ständig nach neuen Themen.« Die Insassen der haltenden Autos starrten finster zu ihnen heraus. Fontenot konnte leicht als Einheimischer durchgehen, Oscar hingegen zog misstrauische und neugierige Blicke auf sich. Nur sehr wenige Leute im Südwesten Louisianas kleideten sich wie Angehörige der Politikerkaste.
    »Das Thema stinkt jedenfalls zum Himmel«, pflichtete Fontenot ihm bei.
    »Der hiesige Gouverneur ist eine ausgeprägte Persönlichkeit, nicht wahr? Eine solches Schauspiel… Eigentlich sollte er bessere Möglichkeiten kennen, die Unionsregierung zu provozieren.«
    »Green Huey ist wahnsinnig. Aber das entspricht der Mentalität der Leute. Der Notstand, die Haushaltskrise – das ist hier unten kein Witz. Die Menschen sind hier sehr aufgebracht.«
    Am Rande des vom Hubschrauber ausgeleuchteten Straßenabschnitts blieben sie stehen. Ein Lieutenant der Air Force unterhielt sich gerade durchs offene Wagenfenster mit einem texanischen Ausflüglerpärchen. Der Lieutenant war eine junge Frau; sie trug einen gepolsterten blauen Fliegeranzug und eine Schutzweste und hatte einen technisch raffinierten Flughelm am Webgürtel befestigt. Das mit Displays zugepflasterte Helminnere tickte und blitzte geschäftig.
    Der Texaner musterte sie misstrauisch durchs Fahrerfenster. »Was gibt’s?« knurrte er.
    »Die Air Force bietet heute Backwaren an, Sir. Wir haben Maisbrot, Muffuleta-Sandwiches, Croissants, Krapfen… Wie wär’s mit Zichorienkaffee? Ted, haben wir noch Kaffee übrig?«
    »Habe gerade eine frische Kanne gemacht«, verkündete Ted lautstark und öffnete eine dampfende Klappe des Dreiradgefährts. Ted war schwer bewaffnet.
    »Was meinst du?« wandte sich der Fahrer an seine Frau.
    »Krapfen sind immer mit Puderzucker bestreut, da macht man alles schmutzig«, antwortete die Texanerin undeutlich.
    »Wie viel kosten denn… äh… vier Croissants und zwei Tassen Kaffee? Mit Sahne?«
    Die Soldatin murmelte etwas von ›freiwilligem Beitrag‹ Der Fahrer zückte die Brieftasche und reichte ihr schweigend eine Kreditkarte. Die Soldatin schob die Karte durch den Leseschlitz des
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