Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel)
Autoren: Peter Brendt
Vom Netzwerk:
Aber wenn dies das einzige Problem blieb, konnte er zufrieden sein. Wenn es nur nicht so schweinekalt gewesen wäre!
     
    * * *
     
    Die beiden Männer saßen in der Ecke und beobachteten die anderen Feldwebel. Oberbootsmänner, Bootsmänner und Steuerleute, alles drängte sich in die Puffz-Messe. Am Tisch von Oberbootsmann Volkert saßen Obersteuermann Franke von seinem eigenen Boot, ein paar Feldwebel von anderen Booten und Hauptbootsmann Gerster vom Stützpunktstab.
    Die U-Bootwaffe war wie eine Familie. Jeder kannte jeden oder hatte zumindest schon von ihm gehört. Die Feldwebel kannten einander ebenfalls schon lange. Von Lehrgängen in Glücksburg, von Zeiten in denen sie gemeinsam auf anderen Booten gewesen waren und von Abenden wie diesem, in denen sie nach einem langen Tag keine Lust mehr zu einem ausgedehnten Landgang hatten und nur noch auf ein paar Bier zusammen saßen.
    Gerster nickte und meinte gedehnt: »Na, dann seid Ihr also morgen dran, mit allem Brimborium? Schon ne Ahnung, was dann kommt?«
    »Zuerst mal Arsenal, dann wahrscheinlich Agru. Wenn wir Glück haben, kriegen wir vielleicht vorher noch 'ne Probefahrt genehmigt.« Volkert zuckte mit den Schultern, beobachtete aber aus den Augenwinkeln seinen Kameraden neben sich.
    Walter Franke, der Obersteuermann von U-68, spielte gedankenverloren mit einem Bierfilz. Was immer ihn bewegte, es schien ihn gefangen  zu nehmen. Schweigend saß er am Tisch.
    Gerster und Volkert wechselten einen Blick, dann nickte der Hauptbootsmann und meinte gedehnt: »Agru soll übel sein, nachdem der Sobe dort sein Unwesen treibt.«
    »Sobe? Kaleun Sobe?«
    Gerster verzo^
    t: »Nee, der ist jetzt Korvettenkapitän!« Der Haubo zuckte mit den Schultern »Soll angeblich vor Wichtigkeit platzen!«
    »Erzähl mir was Neues! Na ja, die Ausbildung war immer schon übel. Vor allem die taktische Übung.« Volkert grinste träge. »Das ist was für unsere hellen Köpfe, wie die Steuerleute und Funker. Für einen harmlosen Seemann ist alles nur Augen aufhalten und das müssen wir ja sowieso ständig, nicht wahr?« Er schlug Franke auf die Schulter.
    Der Steuermann blickte überrascht auf: »Was ...?« Dann traf sein Blick auf die blauen Augen von Volkert und er begriff die Warnung. Was vorbei war, war vorbei. Niemals zurückblicken. Franke schluckte. Er kannte die Regeln, aber manchmal war es nicht so einfach. Nun würde es wieder losgehen. Nicht sofort, aber bald. Der Kommandant hatte nichts gesagt, aber Franke spürte es trotzdem. Doch niemand hatte sie gefragt, ob sie dazu schon wieder bereit waren und es würde sie auch niemand fragen. Ein neues Boot, ein neues Spiel, das waren die Regeln. Andere hatten weniger Glück gehabt. Er griff zu seinem Glas: »Na dann, Kameraden ... auf U-68!«
     
     
    Das Boot
     
    »Oberdeck ... Aaaaaachtung!«, die Stimme des Bootsmannes klang laut durch den kalten Schneeregen, »Augen ... geraaaaaadeaus!« Zackig machte Oberbootsmann Volkerts kehrt und meldete dem IWO: »Besatzung U-68 vollständig angetreten zur Musterung!« Das militärische Ritual nahm seinen Gang. Der IWO meldete dem Kommandanten und der Kommandant seinerseits dem Flottillenchef. Gemeinsam schritten Fregattenkapitän Kohler und Kapitänleutnant von Hassel die Front ab, bevor sie wieder vor die Männer traten. Kohler begann zu sprechen: »Männer von U-68 ...«
    Der Kommandant, der leicht versetzt hinter seinem Vorgesetzten stand, blendete sich beinahe augenblicklich aus. Er wusste, was kommen würde. Der Chef der Bauflottille hielt bekanntermaßen immer ähnliche Ansprachen, seit der Krieg begonnen hatte. Von einer schweren Aufgabe, von Schicksalsstunden und Bewährungsproben des deutschen Volkes würde er sprechen und natürlich von der soldatischen Pflicht, die in einer Zeit wie dieser verlangte, notfalls auch das Äußerste zu geben. Es hätte aus einer Propagandazeitschrift sein können und wahrscheinlich stammte es auch aus einer.
    Von Hassel sah sich unauffällig um. Die Besatzung war auf dem Vorschiff vor der Deckskanone in zwei Reihen angetreten. Auch wenn U-68 größer war, viel größer als sein altes Boot, so war das Deck doch nur ein schmaler Streifen Gräting über dem gerundeten Rumpf, nicht sehr weit über der Wasseroberfläche. Nicht einmal jetzt, obwohl das Boot noch gar nicht einsatzbereit getrimmt war, und deswegen noch immer relativ hoch aus dem Wasser ragte. Die kurze Fahrt zum Arsenal hinüber würde allein schon deshalb etwas unruhig werden.
    Sein Blick
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher