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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel)
Autoren: Peter Brendt
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hatte der Kommandant mit einem letzten verzweifelten Torpedoschuss gerechnet. Oder sein empfindliches Horchgerät hatte die Schraube des Aals erlauscht. Kielwasser wallte auf, als die Schrauben des Kriegsschiffes auf AK gingen und den flach gestreckten Rumpf in Fahrt brachten. Mit unnatürlicher Gelassenheit beobachtete von Hassel, wie sich die Silhouette verkürzte. Der Zerstörer zackte vor dem Torpedo weg. Zweitausend Meter Entfernung gaben ihm genügend Zeit für sein Manöver. Es war völlig unmöglich, einen alarmierten Zerstörer auf diese Entfernung mit einem Torpedo zu versenken. Er konnte einfach ausweichen.
    Von Hassel meinte wieder, das Lachen seines IWO zu hören. »Er hält mehr nach Westen, wenn auch nicht so weit, wie wir erwartet haben. Wenn er so weiterläuft, dann kommt er gerade mal zwei Meilen von der Untiefe frei ... Entweder der Geleitchef ist sagenhaft gut in Navigation oder er verlässt sich auf sein Glück. Zwei Meilen bei Dunkelheit, das ist nicht viel!«
    Der Kommandant des Zerstörers schien die Gefahr zu ahnen, aber es war bereits zu spät. Verzweifelt drehte das Schiff zurück, aber er war bereits über der Untiefe. Vierzigtausend Pferdestärken schoben den ungepanzerten Rumpf auf die ersten Felsen, rissen Stahl auf und verbogen Spanten. Es sah aus, als würde der Zerstörer aus dem Wasser aufsteigen, aber in Wirklichkeit schoben ihn seine eigenen Maschinen immer weiter auf die Felsen.
    Der Torpedo explodierte unbeachtet auf der Untiefe. Alle Augen waren auf das Kriegsschiff gerichtet. Abteilungen liefen voll Wasser und die Aufbauten neigten sich nach Backbord. Das Feuer verstummte.
    HMS Warlock starb einen harten schnellen Tod. Immer weiter legte sich das Schiff über. Wahrscheinlich lebte in den Maschinenräumen schon niemand mehr, der die rasenden Maschinen hätte abstellen können. Immer weiter schoben und drückten sie gegen den Rumpf, der bereits auf den Felsen festsaß. Spanten brachen und immer weitere Räume liefen voll Wasser. Nur wenige der flüchtenden Männer erreichten das Deck. Als das tödlich getroffene Schiff schließlich von den Felsen glitt, rollte es einfach über. Für Minuten trieb der gekenterte Rumpf noch an der Oberfläche.
    Das Gefecht verstummte. Auch bei den Engländern war für kurze Zeit alle Aufmerksamkeit auf das plötzliche Ende des Zerstörers gerichtet. Selbst Braunert hatte das Feuer eingestellt.
    Von Hassel wandte sich um und lehnte sich über die Turmbrüstung. Männer sprangen aus dem Luk und zerrten den Leitenden aus dem Wasser. Von Berger und Fischer war keine Spur mehr zu sehen. Einer war gefallen. Der Kommandant erinnerte sich an die Gestalt, die von einem MG erwischt worden war. Vielleicht war der andere schon drinnen?
    »Zentrale, wie sieht es unten aus?«
    Der IWO zögerte. »Wir haben ein paar Löcher im Druckkörper, aber alles soweit provisorisch abgedichtet. Tief tauchen sollten wir nicht, aber das Tiefenruder funktioniert wieder.«
    Von Hassel sah sich um. Eine Sloop schlich sich bereits durch die flüchtenden Frachter. Aber der Rauch war immer noch dicht. Es wurde höchste Zeit, zu verschwinden. Er wandte sich an Lauer: »Einsteigen! Dalli!«
    Der junge Seemann sah ihn nicht an. Seine Augen warne auf Braunert gerichtet, der immer noch in den Gurten der Flak hing. Aber seine Arme baumelten leblos herab und in seiner Stirn war ein blutiges Loch. Er nickte kurz, als würde er Antwort auf etwas geben, das von Hassel nicht gehört hatte. Dann wandte er sich ab und verschwand im Turmluk. Sie hatten keine Zeit mehr.
    Von Hassel warf einen letzten Blick auf den Seemann, bevor er auch einstieg. Sekunden später verschwand U-68 von der Oberfläche. Sie mussten auch das untere Luk schließen, weil der Turm komplett durchlöchert war. Die Tommies folgten ihnen nicht, sie hatten zuviel damit zu tun, den zerstreuten Geleitzug wieder zu sammeln. Erst Stunden später trauten sie sich wieder auf Sehrohrtiefe. Der Zerstörer, der Frachter den sie getroffen hatten und zwei weitere Schiffe, die miteinander kollidiert waren, waren in der Zwischenzeit gesunken. Das Geleit war weitergefahren. Nur am Himmel kreisten immer wieder Flugzeuge auf der Suche nach dem beschädigten Boot. U-68 verschwand wieder in der Tiefe.
     
     
     
    51.Seetag – Heimkehr 
     
    Rudi Schneider ließ den Blick über das Boot gleiten. Von hier oben aus sah es immer noch verheerend aus. Viele Schäden hatten sie nicht mit Bordmitteln reparieren können.
    Er bewegte sich
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