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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel)
Autoren: Peter Brendt
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aber dann wallte der Zorn in ihm auf. Nicht dieses Mal, nicht dieses Mal wieder! Er brüllte ins Sprachrohr: »Steuerbord rückwärts, Backbord voll voraus!« Er hörte keine Bestätigung, aber die Bootsbewegungen veränderten sich. Schaum wallte am Achterdeck auf. Langsam, unendlich langsam drehte das Boot nach Steuerbord. Sekunden schienen sich zu Ewigkeiten zu dehnen. Das Feuer ließ nach, als die ersten der Frachter zwischen das Boot und die englischen Kriegsschiffe gerieten. Eine letzte Granate explodierte vor ihrem Bug und wischte den Leitenden von seinem unsicheren Standort auf dem Steuerbord-Tiefenruder. Aber er zog sich an der Sicherungsleine wieder hoch.
    Von Hassel wandte den Blick ab. Sie starben, sie starben alle. So oder so.
    Einer der Frachter vor ihnen drehte nach Backbord auf sie zu. Nicht das schlaueste Manöver, aber er hatte keine andere Wahl, weil auf seiner Backbordseite ein anderes Schiff in seinen Kurs gelaufen war. Oder kein Schiff? Von Hassel wandte den Blick zu dem drohenden Bug. Das Boot drehte, der Dampfer stand bereits beinahe achteraus und noch waren sie schneller. Ganze sieben Knoten schneller! Oder nicht mehr ganz, weil ja die Steuerbordschraube wie rasend rückwärts drehte. Sie wurden langsamer! Das würde niemals reichen!
    Wieder kamen ein paar Granaten geflogen, aber aus einer anderen Richtung. Eine Kette Leuchtspurmunition ging weit voraus ins Leere. Die Rauchwand, die der brennende Frachter hinter sich herzog, gab ihnen beiden, Frachter wie U-Boot, Deckung. Das englische Feuer wurde ungenauer. Verdutzt blickten Lauer und von Hassel nach oben, als eine Granate in hohem Bogen über sie hinweg flog. Einer der Tommies hatte wohl ihren Kurswechsel nicht mitbekommen. Das musste der Zerstörer sein, der wie ein gereiztes Raubtier um das Geleit herumpreschte um das U-Boot auf der anderen Seite abzufangen!
    Das angeschossene Frachtschiff hatte sie eingeholt. Noch immer drehten die Schrauben des U-Bootes mit voller Kraft gegenläufig und ihr Bug zeigte schon wieder ziemlich genau nach Süden. Es fehlten nur ein paar Meter!
    Achttausend Registertonnen entsprechen einem Gewicht von über zweiundzwanzigtausend Tonnen Stahl, die brennend und qualmend auf U-68 losstürmten. Der Rudergänger war wahrscheinlich genau wie der Rest der Besatzung von Bord gegangen, denn von Hassel, der jede Kleinigkeit überdimensional wahrnahm, sah die leeren Davids.
    Der Winkel war zu flach! Der Koloss schob das steuerlose Boot einfach aus dem Weg, statt es zu überrennen! Er erwischte sie am Heck und drückte es tief unter Wasser, bevor es wieder wie ein Korken hochsprang.
    Stahl schrie gequält auf und die Männer auf dem Turm verloren den Halt und stürzten zu Boden. Mit Gewalt drückte der Dampfer das Boot einfach zur Seite und scheuerte an ihrem Heck entlang. Aber er versenkte sie nicht. Das überließ er den wartenden Kriegsschiffen! Die Drehung wurde enger. U-68 verschwand im Rauchschleier!
    »Herr Kaleun! Ruder folgt wieder! Aber die Backbordschraube ist hin!«, Lauer richtete sich vom Sprachrohr auf. Von Hassel hatte die Meldung gar nicht mitbekommen.
    Das Ruder folgte wieder! Mit dem letzten Stoß durch den Frachter musste es freigekommen sein! »Steuerbord fünf, Steuerbord AK!«
    Wieder wallte Schaum am Heck auf, als die Schraube gegensteuerte. Das Boot hing etwas nach Backbord, aber es nahm Fahrt auf. Gedanken rasten durch von Hassels Kopf. Er musste den Männern vorne auf am Tiefenruder Zeit verschaffen. Irgendwie!
    Er drehte die UZO nach achtern. Irgendwo hinter dem Rauch musste der Zerstörer lauern! Es konnte nicht mehr lange dauern, bis der Vorhang sich hob. Verwundert nahm er wahr, dass es bereits dämmerte.
    Hinter ihm belferte wieder die Zwozentimeter, aber er ignorierte es. An Steuerbord sank ein weiteres Schiff, aber auch das war uninteressant, genauso, wie die Sloop, die hinter dem Geleit auf sie wartete, wie zwei ineinander verkeilte Frachter und die Granaten, die ziellos durch den Rauch schossen. Alles war uninteressant. Einzig und alleine die altmodische Form des Zerstörers, die sichtbar wurde als der Rauch sich hob. Zweitausend Meter, vielleicht etwas mehr. Er stand genau da, wo von Hassel ihn vermutet hatte.
    »Gegner Bug rechts, Fahrt fünfzehn, Tiefe fünf!«, beinahe automatisch ratterte er die Schussdaten runter. Von unten kam die Bestätigung. Wütend drückte er den Knopf und bellte: »Rohr sechs los!«
    Ein Ruck ging durch das Boot.
    Der Zerstörer ahnte das Unheil. Vielleicht
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