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Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Titel: Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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auf ihren Schultern. Sorgsam hatten sie ihn nach den uralten Bräuchen ihres Volkes gesalbt und in seine prächtigste Rüstung gekleidet. So, wie es sich für einen wahren Krieger gehörte.
    Niemand sollte jemals seine letzte Ruhestätte finden. So lautete Einars Wunsch. Und den respektierten sie als seine engsten Freunde und Vertrauten. Zugegeben, sie verstanden seinen Wunsch nicht wirklich – auch nicht die Tatsache, dass er mit seiner Axt beerdigt werden wollte. Schließlich stand sie als Symbol für die Unbesiegbarkeit ihres Volkes. Und es würde sicher Leute geben, die würdig damit umgingen und die Waffe in Ehren hielten. Doch Einar hatte gerade da seine Bedenken. Also hatte er mit Hilfe dieses mysteriösen fremden Besuchers einen Plan ausgeheckt, den keiner von ihnen so genau kannte. Aber das spielte keine Rolle für sie. Sie waren ihrem Freund und Herrn treu ergeben. Für ihn gaben sie alles – sogar ihr Leben.
    Langsam schritten sie in den Tunnel hinein und folgten ihm bin hin zu der Kammer. Alles war bereits vorbereitet: der Podest, auf dem Einars Leichnam Ruhen sollte, die Grabbeigaben, die ihm seinen Status bei den Göttern sichern sollten. Feierlich legten sie ihren toten Freund auf das Podest und platzierten die Axt auf seiner Brust. Dann stimmten sie ein leises Lied an. Jetzt gab es auch für die Tränen kein Halten mehr. Zum Glück sah sie hier keiner. Lange standen sie noch an Einars Seite. Schließlich holte einer von ihnen das kleine Kästchen heraus, das Einar von dem Fremden bekommen hatte, und stellte es direkt in die Mitte des Raumes – sorgsam bedacht darauf, es exakt auszurichten. Mit Zeigefinger und Daumen öffnete er den Deckel und sah, wie eine helle glitzernde Wolke aus dem Kästchen herausströmte. Immer mehr von der Substanz trat aus und machte sich daran, den ganzen Raum zu erfüllen. Ein helles, kaum hörbares Klirren erklang immer wieder dabei.
    Mühsam rissen sie sich von dem beeindruckenden Anblick los und gingen zurück. An der Stelle im Gang, die Einar ihnen schon vor längerer Zeit gezeigt hatte, wischten sie mit der Hand über die verborgene Rune an der Wand. Erneut erklang der helle Ton. Ein hauchdünner und durchscheinender Schimmer spannte sich quer durch den Tunnel und bildete quasi eine Barriere. Das Grab war nun versiegelt. Keiner würde diesen Schild durchbrechen können. Zumindest hatte Einar ihnen dies so gesagt. Und sie hegten keinen Zweifel an seinen Worten.
    Dennoch wollten sie auf Nummer sicher gehen. Zurück am Eingang des Tunnels, hielten sie zielstrebig auf einen Stützbalken zu, der ein wenig schief aus der Wand herausstand. Mit einem kräftigen Ruck zog einer von ihnen daran. Ein Krachen ertönte. Es rumpelte. Dann stürzten die ersten Felsbrocken herab. Gleich würde dieser Teil des Tunnels völlig verschüttet sein. Doch statt aus der Höhle herauszulaufen, schlichen die vier zurück zu der Nische, die sie nun schon zweimal passiert hatten. So wie sie im Leben mit Einar verbunden waren, so wollten sie es auch im Tod sein. Freunde auf ewig. Fast synchron griffen sie in ihre Taschen und holten kleine Fläschchen mit einer dunkelroten Flüssigkeit heraus. Ohne ein weiteres Wort öffneten sie und tranken den Inhalt. Dann setzten sie sich auf den Boden und warteten auf ihren Tod.

Kapitel 71
     
    Nach der langen Reise wirkte die Burg von Jarl Gustav XII. gar nicht mehr so trist. Im Gegenteil, irgendwie verströmte sie etwas Heimeliges. Selbst Mia fühlte sich wohl und genoss die Wärme und das Essen. Die Tour zurück über das Eis hatte alle an ihre Grenzen gebracht. Mehr als einmal hatten die Mystiker ihnen davon abgeraten über die geschlossene Eisdecke zu reisen. Auch mit einem Hundeschlitten dauerte das etliche Tage. Und die Gefahren, die unterwegs lauerten, ließen sich nicht vorhersehen. Doch die Schattensammler wollten einfach nicht bis zum Frühjahr warten. So viel Zeit hatten sie nicht. Ohnehin machte sich bei ihnen das Gefühl breit, schon viel zu lange in dieser fremden Welt zu sein. Es trieb sie nach Hause zurück. Also machten sie sich allen Einwänden zum Trotz auf den Rückweg – und erreichten schließlich völlig abgekämpft und halb erfroren die Burg des Jarls.
    Inzwischen waren einige Tage vergangen. Die Zeit mussten sie sich wohl oder übel nehmen, um wieder zu Kräften zu kommen. Und es tat ihnen zugegebenermaßen gut, sich ein wenig verwöhnen zu lassen. Als sie die frohe Botschaft von der Zerstörung des Dämonenstützpunktes kundtaten,
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