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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce
Autoren: In den Armen des Meeres
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aus guter Familie würde jemals als Navigator
auf einem Schiff anheuern, aber Elysse war beeindruckt von seinem Charme. Er
hatte einen unüberhörbaren südlichen Akzent, und sie erinnerte sich, dass die
meisten Amerikaner aus den Südstaaten sehr galant waren. »Und es ist mir
ebenfalls ein Vergnügen, Sir.« Sie lachte. »Es geschieht nicht jeden Tag,
dass ich einen furchtlosen Navigator kennenlerne, der das Chinesische Meer
durchfahren hat!«
    Er lächelte
nun herzlicher und ließ den Blick ganz kurz über ihren Ausschnitt gleiten.
»Unsere Reisen sind lang, Miss O'Neill, und schöne Damen gibt es dort selten.
Ich war mir nicht sicher, ob Sie mit mir sprechen würden.«
    »Sie sind
unser Gast!«, rief sie und berührte ganz leicht seinen Arm. Sie
kokettierte ein wenig. »Woher stammen Sie, Mr Montgomery? Meine Familie
besitzt eine Plantage in Virginia.«
    »Baltimore,
Miss O'Neill. Wie der Kapitän entstamme ich einer langen Reihe von Seefahrern.
Mein Vater war Kapitän, mein Großvater Navigator, genau wie mein Urgroßvater
vor ihm hier in Großbritannien. Ich bin aufgewachsen mit den Seefahrergeschichten
meines Großvaters, die vor allem von der Elfenbeinküste handelten und von
Afrika – im letzten Jahrhundert natürlich.«
    »Mein Vater
war Marinekapitän, Mr Montgomery, daher fasziniert mich das.« Das meinte
Elysse ganz ehrlich. Aber was noch wichtiger war: Gerade hatte Alexi das
Gespräch bemerkt. »Natürlich handeln wir hier im Empire nicht mehr mit
Sklaven, aber zur Zeit Ihres Großvaters war das ein wichtiges Geschäft, nicht
wahr?«
    »Das
stimmt«, erwiderte er. »In Amerika wurde der Sklavenhandel 1808 verboten,
vor meiner Geburt. Zur Zeit meines Großvaters war das ein gefährliches
Geschäft – ich glaube, der afrikanische Kontinent ist noch immer gefährlich,
jedenfalls für jene, die dort Geschäfte machen wollen.«
    »Ich bin
gegen den Sklavenhandel«, erklärte Elysse fest. Im Britischen Empire war
dieser Handel seit 1807 verboten. »Obwohl meine Familie eine Tabakplantage in
Virginia besitzt und wir dort, auf Sweet Briar, auch Sklaven haben, bin ich für
die Befreiung, sowohl im Empire als auch in der übrigen Welt.«
    »Das ist
eine kühne Meinung, Miss O'Neill. In meinem Land ist die Sklavenbefreiung ein Thema,
das uns entzweit. Wenn ich so kühn sein darf, das zu sagen, so würde ich Sweet
Briar gern besichtigen, wenn ich mal wieder in Virginia bin.« Er lächelte
und zeigte starke weiße Zähne. »Ich würde diesen Besuch besonders genießen,
wenn Sie dort wären, um mir die Plantage zu zeigen.«
    Elysse
lächelte. »Ich würde Sie liebend gern dort herumführen. Aber wie sollten wir
das arrangieren? Wenn ich das nächste Mal dort bin, werden Sie zweifellos nach
China unterwegs sein!«
    »Ja, ich
werde das Kap der Guten Hoffnung umfahren!«
    »Oder das
Chinesische Meer!« Sie lachte. »Wenn Sie meinen Brief bekommen, werde ich
vermutlich schon wieder zu Hause sein.«
    »Vermutlich.
Welch ein Verlust für mich!«
    Sie
lächelten einander zu. »Ich hörte Alexi sagen, dass Sie sich in Kanada
kennengelernt haben«, meinte Elysse.
    »Das ist
richtig. Mitten in einem Schneesturm. Tatsächlich wollten Diebe die Felle
stehlen, die Alexi gerade als Fracht für seine Heimfahrt gekauft hatte. Ich
habe ihm das Leben gerettet, und seither sind wir Freunde.«
    Elysse war
fasziniert. »Wie haben Sie ihm das Leben gerettet?«
    Hinter ihr sagte Alexi
leise: »Die Franzosen hatten ein paar Eingeborene
in ihren Diensten, und sie waren in der Überzahl.«
    Sie war so in das
Gespräch vertieft gewesen, dass es einen Moment
dauerte, bis sie merkte, dass Alexi zu ihnen gekommen war. Sie drehte sich um,
und ihr Herz schlug viel zu schnell. Er stand neben ihnen, die Arme vor der
Brust verschränkt, und lächelte. Aber sie kannte ihn gut: Dieses Lächeln war
nicht echt.
    Sie war verwirrt.
»Was ist los?« War er etwa eifersüchtig?
    »Was für
einen Brief willst du William schicken?«
    »Eine
Einladung nach Sweet Briar«, sagte sie leichthin, dann drehte sie sich
wieder zu Montgomery um und kehrte Alexi damit den Rücken zu.
    »Ich möchte
so gern mehr von Kanada hören, über die Diebe und die Eingeborenen«, sagte
sie eifrig.
    »Das ist
eine lange Geschichte«, begann der Amerikaner und sah Alexi an.
    »Eine, die
nicht für die Ohren einer Lady bestimmt ist«, sagte Alexi ausdruckslos.
»Würdest du uns bitte entschuldigen, William?«
    Montgomery
zögerte. Dann verneigte er sich. »Es war mir ein Vergnügen,
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