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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition)
Autoren: Chase Novak
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zwar noch nicht bewältigt, aber doch am Zipfel gepackt, und sie bringen die Gruppe irgendwie dazu, ihre Begeisterung zu teilen. Als Applaus im Keller erschallt, tut Leslie so, als würde sie etwas in ihrer Handtasche suchen, und Alex sitzt einfach mit im Schoß gefalteten Händen da.
    Als sie ihm einen Blick zuwirft, formt sein Mund lautlos die Worte
Ich liebe dich.
     
    Es ist ein lauer Abend, an dem die letzten Fetzen Tageslicht blassgrau und dunkelblau von den Baumwipfeln im Central Park hängen, als Leslie und Alex vom Kirchenkeller in der West Ninetieth Street zu ihrem Stadthaus in der East Sixty-Ninth zurückgehen. Zum hundertsten Mal hat Leslie ihn gefragt, ob er sie geheiratet hätte, wenn ihm klar gewesen wäre, dass sie in der medizinischen Hölle der Unfruchtbarkeit landen würden, wo die Teufel weiße Kittel tragen, nach Handdesinfektionsmittel riechen, sich nichts dabei denken, Tausende Dollar für einen Fehlschlag zu kassieren, und einem sogar noch das Gefühl vermitteln, an diesem Fehlschlag seien nicht sie, sondern man selbst schuld. Und wie immer hat Alex geantwortet: »Ich glaube, der Tag, an dem du zugestimmt hast, meine Frau zu werden, war der glücklichste Tag meines Lebens.« Dies sind die Worte, die er beim ersten Mal gesagt hat, als sie zitternd diese Frage gestellt hat, und nun ist es ein privater Scherz für beide und ein Trost für ihn, auf die Frage hin immer genau dieselben Worte zu wiederholen. Beim ersten Mal hat Leslie daraufhin Tränen der Erleichterung vergossen, doch nun bringt die Wiederholung sie zum Lachen – wenngleich die Erleichterung immer noch da ist.
    Selbst ohne ein Kind haben sie so viel, wofür es sich zu leben lohnt. Sie sind gesund, sie lieben sich, sie sind beruflich erfolgreich. Leslie kommt nicht aus einer armen Familie und hat eine gute Erziehung genossen, aber die materiellen Annehmlichkeiten, die zu einer Ehe mit Alex gehören (den sie selbst dann geheiratet hätte, wenn er ein Pantomime oder Busfahrer gewesen wäre), sind mehr als alles, was sie sich je hätte vorstellen können – wenngleich sie sich inzwischen natürlich daran gewöhnt hat. Alex wiederum ist zwar schon von Geburt an reich, war jedoch immer von mürrischen Leuten umgeben, denen es an Charme, Charisma und sexueller Anziehungskraft gefehlt hat. Mit einer Frau zusammenzuleben, die ihn anspricht wie ein Kunstwerk und ihn sexuell so erregt, dass er sich in ihrer Nähe halb so alt fühlt, das ist mehr als alles, was er sich je hätte vorstellen können – wenngleich auch er sich an sein Glück gewöhnt hat.
    Dennoch ist das Glück ihres Lebens von einer Abwesenheit überschattet, die trotz ihrer Unsichtbarkeit einen langen, kalten Schatten wirft. Wenn die beiden nicht eifrig versuchen, dass Leslie schwanger wird, meiden sie entschlossen alles, was sie mit ihrem kinderlosen Zustand konfrontieren könnte. Sie wissen selbst, wie unvernünftig sie dabei manchmal handeln, zum Beispiel neulich, als sie sündteure Karten für die Oper kauften, zu ihrem Entsetzen jedoch in einer hypermodernen Inszenierung von
Turandot
landeten, in der hinter der Principessa ein unablässig »Uh-ah-uh-ah« intonierender Kinderchor postiert war. Daraufhin flohen sie, Alex voran. In seinen Augen loderte die Wut des Betrogenen, während Leslie ihm durch den Gang folgte und ihren Schal hinter sich herzog wie ein frisch erlegtes Tier.
    Inzwischen verzichten sie auf Premieren und lesen erst die Theater-, Film-und Opernbesprechungen, um dafür zu sorgen, dass die Zurschaustellung wunderhübscher Kinder ihnen nicht das Herz bricht. Allerdings prägt die Wunde ihres Unglücks ihr Leben auch auf andere Weise. Sie stellen fest, dass sie immer weniger mit jenen unter ihren Freunden zusammenkommen, die Eltern sind. Die Kaminskys zum Beispiel (er ist Kardiologe, sie Lichtgestalterin am Public Theater) haben letztens wieder ein jammervoll klagendes Duett über ihre Schwierigkeiten angestimmt, den heißgeliebten kleinen Henry in einen vermeintlich phantastischen Kindergarten zu schleusen, wo der Orangensaft wahrscheinlich mit einem speziellen, den kindlichen IQ verdoppelnden Elixier versetzt ist, die Legosteine von einem streng geheimen, in einem Schweizer Berghang verborgenen Labor entworfen wurden und
Peterchens Mondfahrt
nicht nur vorgelesen, sondern auch mit einer echten Reise zum Mond veranschaulicht wird. Sheri McDougal wiederum, eine Kollegin von Leslie bei Gardenia Press, die wie Greta Garbo aussieht und die erste offen lesbische
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