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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin
Autoren: Jo Clayton
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der schwelenden Kleidung, umwallten die feurigen, üppig weiblichen Umrisse der Göttin. Ein Paar Arme hatte sie unter den hochsitzenden runden Brüsten verschränkt, das zweite Paar ausgebreitet, als hätte sie vor, alle rings um den Thron zu umfangen, ihre heißen roten Augen sahen den Kaiser an.
    »MEIN!« schrie sie, und das Gebäude erbebte ein weiteres Mal. »DU WAGST DEINE STINKENDE HAND AN MEIN VOLK ZU LEGEN. DU FORDERST SLYA FEUERHERZ HERAUS. MICH!« Sie packte zu, packte zweifach zu, ihre Finger wurden länger, zwei Arme, vier Arme langten zu, die Finger verlängerten sich immer mehr, Slya ergriff die Braunkutten und die Temueng-mischlinge, drei mit jeder Faust, widerstand den Greueln, die sie ihr anzuhexen oder durch Hexerei auf sie loszulassen versuchten — Siechtum und Vergiftung, Zauberfeuer und hörige Dämonen —, all der Kadda-Macht und den Kadda-Fähigkeiten, die sie während ihrer unnatürlich verlängerten Schmarotzerleben erworben hatten. »MICH! MICH! MICH GREIFST DU AN!« Sie drückte zu. Der Gestank des Brennens und Glühens von Fleisch und Kleidung breitete sich aus, Geheul erscholl, Blut und sonstige Körperflüssigkeiten sickerten ihr durch die Finger auf den Boden und die noch Verschonten. Sie schleuderte die Maische beiseite und schickte sich an, ein zweites Mal zuzupacken.
    Unversehens erschien eine rundliche kahlköpfige Gestalt in zerknittertem Grauschwarz, schob die langen Finger zur Seite. Tungjii tätschelte einen breiten roten Handrücken der Gottheit, lächelte zu der unheilvollen Gestalt auf. »Nicht den Knaben, mein Liebchen, nicht den Knaben.«
    Slya starrte ihn an, das Haar umwogte ihren Kopf wie ein Knäuel Schlangen. Dann schrumpften ihre zu Klauen gewordenen Hände (Brann war erstaunt, Taguiloa bewog das Zugeständnis zu einer gewissen matten Achtung), sie verdrehte die roten Augen, ein breites Grinsen entblößte die roten Zähne. Slya hieb die Zwittergottheit auf das dicke Hinterteil. »WEIL DU FÜR IHN BITTEST, TUTI«, antwortete sie mit einer Stimme wie das Rumpeln eines Bergs. Ihr großes Gesicht nahm wieder einen bösen Ausdruck an, als sie den rotglühenden Blick erneut auf Abanaskranjinga richtete. »DU!« Ihre Stimme ähnelte dem Brausen eines Sturmwinds, dem Röhren eines Waldbrands. »EIN narr BIST DU, KADDA-VERSPRECHUNGEN ZU GLAUBEN.« Eine Faust umkrallte ihn, Slya zerquetschte den Kaiser. Abgehackt verstummte sein heiserer Schrei, obwohl er noch mit Armen und Beinen zappelte, während seine Körperflüssigkeiten längst auf die Marmorstufen troffen. »HA! GROSSKOTZ, MICH ANZUGREIFEN!«
    Brann schlang die Arme um die Beine, stützte den Kopf auf die Knie, ungeheuer erleichtert, weil das Warten ausgestanden war, gewaltige Gleichmütigkeit überschwemmte sie, am liebsten hätte sie sich jetzt auf den Matten ausgestreckt, um zu schlafen und zu schlafen und nie mehr aufzuwachen.
    Taguiloa kauerte auf den Fersen, atmete schwer, sah die feuerrote Riesin den zermalmten Leib des Kaisers von Tigarezun, des Herrschers über Temueng und Hina, zu Boden schmettern, bloß noch ein Klumpen verkohlten Fleischs, zersplitterter Knochen und Schleim. Das war es also, dachte er, ich habe hoch gespielt und verloren. Er rang sich ein müdes Schmunzeln ab, als er merkte, wie Linjijan die Göttin anglotzte, sogar er verstand, daß ihre großen, aber wohlgeformten Füße in diesen Augenblicken auch sein Leben zertraten.
    Slya drosch die Kaiserliche Gemahlin von den Stufen, riß den Wandschirm hinter dem Thron nieder. Sie lichtete die Reihen der Weiber und Kinder, die der von Branns und
    Taguiloas Tanz und der Musik bewirkte Bann dort festhielt, warf etliche beiseite, während sie andere zerdrückte.
    Tungjii hob den in Tränen ausgebrochenen Knaben auf den Arm, trug ihn zu Taguiloa und Brann. Er/sie setzte sich auf die inzwischen zerfransten Matten, schaute gelassen zu, wie die Göttin ihre Feinde zur Strecke brachte, sie verbrannte und zermalmte, in seinen/ihren Augen stand spöttische Belustigung, leise murmelte er/sie kurz und bündig dazu die eine oder andere treffende Bemerkung.
    Mit unsichtbaren Krallen durchkämmte Slya den Palast, erfaßte mit ihnen selbst Gärten und Ställe, suchte und fand sämtliche Kadda-Knechte, zog sie an sich und vernichtete sie.
    Tungjii hielt sich mit einer Hand den Thronerben an seinen/ihren prallen Busen, mit der anderen Hand streichelte er/sie Branns seidiges Haar, seine/ihre Berührung fühlte sich warm und tröstlich an. »Jemand wird
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