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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition)
Autoren: Rose Gerdts
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es noch weiter gehen. Die Journalisten sollten in ihren Beiträgen wissentlich falsche Tatsachen über Maike Ahlers bringen. «Müssen wir die Presse tatsächlich so weit einweihen?», hatte Petersen skeptisch gefragt.
    «Wenn die sich hinters Licht geführt fühlen, ist es aus mit der Kooperation», prophezeite Tewes. «Entweder ganz oder gar nicht. Es wird schwer genug sein, sie für diesen Teil der Abmachung zu gewinnen.»
    Schließlich hatten sie alle Journalisten zu einer Pressekonferenz eingeladen. Anstelle einer Begrüßung war Tewes aufgestanden und hatte ernst gesagt: «Ich habe Ihnen etwas außerordentlich Wichtiges mitzuteilen. Aber bevor ich beginne, möchte ich, dass Sie alle Ihre Mikrophone und Kameras abstellen.»
    Verblüfft schauten sich die Journalisten an.
    Drei Minuten später hätte man eine Nadel auf den Boden des Konferenzzimmers fallen hören können.
     
    Petersen ging in Rüttgers Küche und suchte in den Schränken nach Tee. Sie musste sich schleunigst mit dem Haushalt vertraut machen. Sie sollte Rüttgers jüngere Lebensgefährtin spielen, mit der er zusammenlebte. Eine weibliche Projektionsfläche, falls sich die Wut auf Rüttger, wie bei Steenhoff und seiner vermeintlichen Geliebten, Martina Benke, wieder einen anderen Weg bahnen würde.
    Petersen hatte ihre Haare mit einer ganzen Packung Henna rot gefärbt und trug sie hochgesteckt. Richard Mohle hatte sie zwar auf dem Friedhof nur ein paar Sekunden lang angesehen, aber sie wollten kein Risiko eingehen. Im Spiegel im Flur des Hauses erkannte sich Petersen mit ihrer neuen Frisur und der etwas aus der Mode geratenen weißen Strickjacke zur beigen Stoffhose kaum wieder.
     
    Das melodische Ding-Dong der Haustürklingel ließ sie erstarren. Vorsichtig schaute sie vom Wohnzimmer in den Eingangsflur. Eine mit Holz eingefasste Raute aus Glas in der Tür ermöglichte einen Blick auf den Besucher vor der Tür. Doch sie sah niemanden.
    Wieder klingelte es. «He, Leute, meldet euch. Wer steht da vor der Tür?», hauchte sie in ihr Mikrophon.
    «Entwarnung. Es ist nur ein Kind.»
    Erleichtert ging Petersen zur Tür. Vor ihr stand ein etwa siebenjähriger Knirps, der sie neugierig musterte.
    «Wohnst du jetzt hier?», fragte er sie unvermittelt.
    «Ja, ich wohne jetzt hier. Ich heiße …» Sie stockte. «… ich heiße Berit, und wie heißt du?»
    «Leon. Mein Ball ist in euren Garten gefallen.»
    Ohne sie weiter zu beachten, lief der Junge zielsicher an ihr vorbei, öffnete die Terrassentür zum Garten und kehrte zwei Minuten später mit seinem Ball unterm Arm wieder zurück. Es schien nicht das erste Mal zu sein, dass er bei Rüttger klingelte. «Tschüs.»
     
    Petersen suchte die Straße mit den Augen nach Mohle ab, verriegelte die Tür und schloss auch die Terrassentür zweimal ab. Erst dann glaubte sie sich wieder sicher.
    Petersen war nervös. Sie fühlte sich wie ein Köder am Angelhaken. Schon jetzt zerrte das Warten an den Nerven.
    Sie musste ruhiger werden. Die Fallanalytiker hatten sie eingestimmt, dass es Tage dauern könnte, bis Richard Mohle versuchen würde, erneut Rache zu nehmen. Sie trank einen Schluck von ihrem frisch aufgebrühten Tee und versuchte, sich zu entspannen.
     
    Alles sprach dafür, dass Richard Mohle der gesuchte Täter war. Er hatte die Anzeige nach dem grausamen Tod von Gabriela Senkers im
Weser Kurier
aufgegeben. Als ehemaliger Brandsachverständiger kannte er sich mit sämtlichen Tricks in dem Bereich aus.
    Aber weder die Arzthelferin Silke Raue noch ihre Kolleginnen hatten ihn auf dem Foto, das sie nach Rücksprache mit einem der Geschäftsführer des Unternehmens aus seiner Personalakte entnommen hatten, erkannt. Auch Ira war sich unsicher gewesen. «Der hatte eine Baseballkappe auf, und die Haare waren ganz anders. Vor allem aber trug er einen Schnurrbart. Er sieht ihm irgendwie schon ähnlich. Aber ich könnte es nicht beschwören.»
    Bedauernd hatte sie mit den Schultern gezuckt.
    Düster bilanzierte Tewes: «Die Beweislage ist zurzeit mehr als dünn.»
    Zumindest galt Steenhoff nicht mehr als Tatverdächtiger.
    Frehls hatte die Aktivitäten seines Kollegen bis zu dessen Festnahme akribisch geprüft und nachverfolgt. Auch wenn er über die Finten seines Kollegen wütend gewesen war, beeindruckten ihn Steenhoffs Ermittlungsergebnisse. Die endgültige Entlastung aber brachte ein 80 -jähriger Rentner aus einem Zweifamilienhaus schräg gegenüber dem Doppelhaus, in dem Martina Benke lebte. Frehls hatte
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