Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bran

Bran

Titel: Bran
Autoren: Matthias Falke
Vom Netzwerk:
Frage.
    »Nein.«
    Straner bemühte sich, den Anblick der Schweißränder an seinen Kleidern zu ertragen, die sie derweil millimetergenau untersucht hatte. Ihre Inspektion schien abgeschlossen. Sie knüllte alles zu einem Bündel zusammen und ließ es in einem handgeflochtenen Korb verschwinden. Dann nahm sie ein Tuch aus serafidischer Seide und legte es ihm um. Es war eine Wohltat, als habe sie ihn am ganzen Körper mit den Fingerspitzen liebkost.
    »Viel Vergnügen«, wünschte sie ihm. Und jetzt ritzte ein winziges Lächeln ihre Mundwinkel, wie wenn ein Kolibri am Rande eines Weihers nippte.
    Die Reihenfolge der Bäder und Waschungen war penibel festgelegt. Er wurde mit kaltem und warmem Wasser abgegossen, mit Ultraviolett bestrahlt und mit Infraschall massiert. Ein blinder Bademeister walkte an ihm herum wie ein Bäcker an einem Klumpen Teig. Zierliche Mädchen strichen und zupften über seine Haut, bis sie aus allen Poren glühte.
    Dann saß er im Dampfbad, wo die Männer breitbeinig vor ihren Genitalien hockten wie vor blauen, frisch geschlachteten Kutteln. Halblaute Gespräche gingen zwischen den Schwaden hin und her wie Vogelschwärme zwischen ziehenden Wolken.
    Ein Glatzkopf, der ganz aus Fettwülsten zusammengefügt war, grunzte im schweren, kirgolischen Dialekt: »Habt ihr das gestern mitbekommen? Kundali soll von einem Fremden belästigt worden sein.« Er patschte mit der flachen Hand auf seinen ausladenden Bauch, der weiß auf seinen Schenkeln ruhte wie ein missgestaltetes Kind.
    »Er hat sich im Landeanflug an ihren Kondensstreifen gehängt«, sagte ein Zweiter, der vom Scheitel bis zur Ferse schwarz behaart war. »Wollte ihr sogar in den Palast folgen.«
    Er brachte das nur vor, um zu zeigen, dass er auf dem Laufenden war. Die Männer lachten rau und heiser.
    Straner wagte sich vor.
    »Kundali – ist das die Prinzessin?«
    Das Gelächter änderte seinen Ton nur wenig. Eine Nuance, wie wenn sich eine feine Schleierwolke vor die Sonne schob.
    »Ihr seid wohl nicht von hier.« Auch der Dicke sprach den Satz als reine Tatsachenbehauptung aus.
    »Prinzessin!«
    Das Gelächter lebte wieder auf, wie wenn ein Windstoß in die prasselnde Glut eines Rindenfeuers gefahren wäre. Ein Dritter beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die knorrigen Knie und fasste Straner scharf ins Auge, soweit der wabernde Dampf es zuließ.
    »Sie ist keine Prinzessin«, sagte er ruhig. »Sie ist die Tochter einer Hure und eines Dahergelaufenen.«
    Das niedrige Gewölbe dröhnte, als die Männer grölend in dessen Gelächter einfielen. Straner gab sich Mühe, den Basston zu verstärken. Die Nackten ließen ihre Fettmassen wogen. Nur der Hagere mit den knotigen Knien hielt sich zurück. Er betrachtete Straner aufmerksam.
    »Was interessiert dich so daran?«
    Der Agent ließ sich die gute Laune, in die das Einverständnis unter Männern ihn versetzt hatte, nicht nehmen.
    »Ich frage mich ja nur: Wo kam sie eigentlich her bei diesem Landeanflug?«
    »Wo soll sie schon hergekommen sein?« Der Dicke japste. Sein Gesicht, ein Mosaik geplatzter Adern, war dunkel wie rohes Fleisch. Er streckte die Beine vor. Sein Schmerbauch rutschte über sein Geschlecht. »Vielleicht hat sie einen Geliebten da oben, bei den Sternen!« Er gestikulierte theatralisch zur grünen Wölbung hinauf, die er mit den Fingerspitzen fast berühren konnte.
    »Vielleicht will sie es ihrer Mutter nachtun«, fiel der Behaarte ein.
    »Der Hure?« Straner gab sich mutig.
    Die Männer verstummten. Alle Blicke richteten sich auf den Fremden, während es in dem Bad so still wurde, dass man das Kondenswasser tropfen hörte.
    Dann brandete das Gelächter wieder auf, das schwappend und klatschend die Kuppel füllte.
    Straner blieb noch einige Augenblicke lang sitzen und ging dann hinaus. Die Männer nahmen keine weitere Notiz von ihm. Lediglich der Knochige sah ihm nach, als er aufstand und sich durch die beschlagene Tür drückte.
      
    In der Kabine fand er einen Satz frischer Kleidung vor, nach der hiesigen Mode geschneidert, handgenäht, wie er feststellte, wunderbar leicht und dem mörderischen Klima des Planeten angepasst. Jedes Stück saß ihm wie angegossen.
    Während er sich ankleidete, kam die Serafidin aus einem dunklen Winkel geschwebt, um ihm zu assistieren. Sie half ihm in die Kleider, trocknete und richtete sein Haar, manikürte seine Nägel.
    »Ihr habt euch nach Kundali erkundigt?« Sie hatte nicht von seinen Händen aufgesehen.
    »Wir haben über dies und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher