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Boardwalk Empire

Boardwalk Empire

Titel: Boardwalk Empire
Autoren: Nelson Johnson
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der Stadt kann sich bei über 4,3 Milliarden Dollar durchaus mit den fünfzig Kasinos in Las Vegas messen. Durch die Kasino-Hotels sind um die 5 0 000 neue Arbeitsplätze entstanden, und das in einer Region, die bis 1977 nur über 8 0 000 Stellen verfügte. Die Kasinos verschlangen 7 Millarden Dollar an Baukosten und erhöhten die Einnahmen bei Grund- und Vermögenssteuern von 295 Millionen (Stand 1976) auf fast 8 Milliarden (2002). Insgesamt wurden 1 1 000 zusätzliche Zimmer in First-Class-Hotels zur Verfügung gestellt, und das Steueraufkommen der Kasinos beläuft sich momentan jährlich auf 165 Millionen Dollar, was achtzig Prozent der gesamten Steuereinnahmen der Stadt ausmacht (Stand 2002). Zusätzlich generieren die Kasino-Umsätze in jedem Jahr circa 340 Millionen für ältere Mitbürger, und 700 Millionen flossen bereits in einen Fonds zur Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur, der von der Casino Reinvestment Developement Authority geleitet wird. Über dreißig Millionen Besucher kommen jedes Jahr nach Atlantic City. Das ist mehr, als sich Sanford Weiner je erträumt hatte.
    Wie sieht die Zukunft aus? In einer Hinsicht ähnelt die Gegenwart der Stadt ihrer Vergangenheit: Atlantic City dient weiterhin nur einem einzigen Zweck: dem Vergnügen seiner Gäste. Die gesamte Wirtschaft hängt von Tourismuseinnahmen ab, und somit muss auch weiterhin jeder Besucher zufriedengestellt werden, damit er wiederkommt. Um die Leute stets aufs Neue zu begeistern, bedarf es einer Menge Fantasie und Aufwand.
    Die Attraktionen der Stadt haben sich in den letzten 25 Jahren grundlegend verändert. Von der Spielbank im Indianerreservat bis hin zum schwimmenden Kasino auf Flussschiffen hat sich das Glücksspiel landesweit durchgesetzt. Nimmt man die staatlichen Lotterien dazu, herrscht eine dichte Konkurrenz um die Wetteinsätze von Amerikas Bürgern. Doch die Öffentlichkeit ist unstet in ihrem Spielverhalten, es ist ein ständiges Auf und Ab, wie die Geschichte des Glücksspiels beweist. Man darf annehmen, dass Atlantic City und Las Vegas weiterhin die bedeutendsten Glücksspielzentren bleiben. Aber wenn Atlantic City weiter wachsen will, dann muss es mehr als nur eine Kasino-Stadt werden, es muss mehr als nur ein Tagesausflugsziel sein.
    Das ist eine Herkulesaufgabe, denn Umfragen zeigen, dass nur wenige Leute die Stadt als echten Urlaubsort betrachten. Man fährt nach Atlantic City zum Abendessen, spielt ein bisschen in den Kasinos oder schaut sich eine Show an, bleibt vielleicht eine Nacht, aber dann geht’s wieder nach Hause. Um die lokale Wirtschaft auf solidere Füße zu stellen, sind einschneidende Veränderungen nötig. Das neue Tagungszentrum ( Convention Center ) ist ein erster Schritt hin zu einer breiteren ökonomischen Basis, aber es fehlen noch zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten und eine gute Flugverbindung.
    Das Seebad wird der Spielplatz Philadelphias bleiben, solange sich keine Fluggesellschaft findet, die regelmäßige Verbindungen nach Atlantic City anbietet. Im Moment ist das größte Manko die Unfähigkeit der Kasinobetreiber, eine Fluggesellschaft in die Stadt zu locken oder das Geld zur Verfügung zu stellen, um eine entsprechende Airline zu gründen. Die Kasinos sind offensichtlich immer noch hauptsächlich mit dem Wettbewerb untereinander beschäftigt, sie buhlen weiterhin um Busreisende und Tagesausflügler. Selbst nach zwanzig wirtschaftlich erfolgreichen Jahren existiert keine Zusammenarbeit in Sachen Fluggesellschaft. Solange alle weiterhin auf eine Regierungsinitiative warten, wird es keinen Aufbruch geben.
    Natürlich sind Fluggesellschaften nichts für Anfänger, vor allem nicht seit dem 11. September 2001. Kosten und Risiken sind enorm, aber nicht unüberwindbar. Gerade die Erfolgsgeschichte von Atlantic City beweist, was über gemeinsame Anstrengungen möglich ist. Denkbar ist beispielsweise ein Finanzkonsortium, das einer Fluggesellschaft über das Verlustgeschäft der ersten Zeit hinweghilft oder ihr eine Buchungsgarantie für eine feste Anzahl von Sitzen ausstellt. Was fehlt, ist der gemeinsame Wille, denn nur ein Konsens zwischen Kasinobetreibern, Politikern und Bürgern kann die Stadt in die Zukunft führen. Dieser Konsens ist allerdings nicht einfach zu erzielen in einer Stadt, die noch längst nicht über ihre Vergangenheit hinweg ist.
    Atlantic City muss sich erst in einer Welt ohne Korruption zurechtfinden. Hap Farleys Niederlage war mehr als nur der Kollaps eines politischen
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