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Blutmagie

Blutmagie

Titel: Blutmagie
Autoren: Kim Harrison
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Gesichter der gaffenden Nachbarn erhellten. Das U.S.-Gesundheitssystem hatte sich kurz nach dem Wandel bereits an verschiedene Spezies angepasst – eine natürliche Entwicklung, da nur Inderlander im Untergrund, die das T4-Angel-Virus überlebt hatten, Gesundheitsleistungen anbieten konnten. Aber der Gesetzesvollzug hatte sich aufgeteilt,
und nach sechsunddreißig Jahren würde es wohl auch so bleiben.
    Das von Menschen geführte FIB, oder Federal Inderland Bureau, war noch nicht da. Art war auch noch nicht angekommen. Sie fragte sich, wer den Mord wohl gemeldet hatte. Der Mann, der in einer Pyjamahose hinten in einem I.S.-Wagen saß und Handschellen trug? Die aufgeregte Nachbarin mit Lockenwicklern, die gerade mit einem I.S.-Officer sprach?
    Art war nicht das Einzige, was hier fehlte, und sie suchte den Parkplatz nach dem Wagen der I. S.-Spurensicherung ab. Sie würden nicht auftauchen, bis sicher war, dass Inderlander am Verbrechen beteiligt waren. Aber auch wenn viele Menschen auf dieser Seite des Flusses lebten, um von den niedrigeren Steuern in den Hollows zu profitieren, war es doch schwer vorstellbar, dass der Mord eine rein menschliche Angelegenheit war.
    Der Mann im Streifenwagen war in Gewahrsam genommen worden. Wäre er ein Inderlander, wäre er schon auf dem Weg ins Hochhaus. Es schien, als hätten sie einen menschlichen Verdächtigen und würden darauf warten, dass das FIB ihn einsammelte. Wahrscheinlich würde sie den Tatort fast makellos vorfinden, nur ohne Leute, damit er auch so blieb.
    »Idiotischer Mensch«, murmelte sie, machte ihre Maschine aus, stellte sie auf den Ständer und schob sich den Schlüssel so in die Tasche ihrer Lederhose, dass der Totenkopf-Anhänger heraushing. Seine Frau oder Freundin tot wegen so was Dämlichem wie Sex oder Geld. Menschen wussten nicht mal, wo echte Wut ihren Ursprung hatte.

    Sie versteckte ihre Abscheu hinter einer ausdruckslosen Miene, nahm den Helm ab und atmete tief die kühle Nachtluft ein. Der Mann hinten im Streifenwagen schrie und versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Ich wollte ihr nicht wehtun!«, schrie er, seine Stimme durch das Fenster gedämpft. »Ich war es nicht! Ich liebe Ellie! Ich liebe Ellie! Sie müssen mir glauben!«
    Ivy klemmte sich ihre ID an ihre kurze Lederjacke und nahm sich einen Moment, um sich zu sammeln. Die Furcht des Mannes, nicht das Blut seiner Freundin, verschmierte die Scheiben und löste in ihr einen Anflug von Blutlust aus. Sein Gesicht war mit blutigen Kratzern überzogen. Der Mann hatte panische Angst. Ihn in den Streifenwagen zu sperren, bis das FIB ihn abholte, diente seiner eigenen Sicherheit.
    Sie ging mit langsamen, verführerischen Schritten, die Aufmerksamkeit auf sich zogen, zur Eingangstür und dem Lichtfleck, in dem zwei Officer standen. Sie entdeckte ein vertrautes Gesicht, und es gelang ihr, sich ein wenig zu entspannen. »Hi, Rat«, sagte sie und blieb auf dem Vorplatz des Apartmenthauses stehen. »Bist du immer noch nicht gestorben?«
    »Das liegt nicht daran, dass ich es nicht versuchen würde«, sagte der ältere Vampir und seine Falten wurden tiefer, als er lächelte. »Wo ist Art?«
    »Beißt sich selbst«, antwortete sie, und Rats Partnerin, eine schmale Frau, lachte auf. Der lebende Vampir sah aus, als käme sie direkt von der High School, aber Ivy wusste, dass sie das einem Hexenzauber zu verdanken hatte. Die Frau näherte sich den fünfzig, aber der Verkleidungszauber konnte von der Steuer abgesetzt werden, da sie ihr
Aussehen einsetzte, um die zu beruhigen, die … beruhigt werden mussten. Ivy nickte ihr wachsam zu, und ihre Geste wurde ebenso erwidert.
    Der leise Geruch von Blut stieg ihr in die Nase. Es war nicht viel, aber nach Arts Versuch, sich an sie ranzumachen, arbeiteten ihre Sinne auf Hochtouren. »Ist die Leiche noch da drin?«, fragte sie und überlegte, ob sie sich die Situation nicht zunutze machen konnte. Art war noch nicht lange wach und seine Widerstandskraft wahrscheinlich noch schwach. Mit ein wenig Planung konnte sie ihn heute Nacht noch dazu bringen, einen Fehler zu machen. Sie unterdrückte ein erwartungsvolles Schaudern, als sie darüber nachdachte, was das implizierte.
    Rat zuckte mit den Achseln und beäugte sie spekulativ. »Die Leiche ist im Notarztwagen. Bist du okay?«
    Seine Zähne, die tief in sie sanken, das Salz seines staubigen Bluts auf ihrer Zunge, das Adrenalin in ihren Adern, während er das aus ihr sog, was sie am Leben hielt … »Mir geht’s
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