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Blutlied -1-

Blutlied -1-

Titel: Blutlied -1-
Autoren: Vanessa Farmer
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sie sich in der Gegenwart wiederfand. Der Traum ging seiner Wege und das Zimmer war wieder ein Schlafzimmer. Sie musste gestern Nachmittag eingeschlafen sein und war nun, nach zehn Stunden Schlaf, erwacht!
    Wo war Frederic? Er war ihr gestern noch eine Erklärung schuldig geblieben, hatte sie vor ein paar Stunden stehen lassen wie ein Schulmädchen. Außerdem, und endlich fiel der Alptraum endgültig von ihr ab, sehnte sich ihr Körper nach ihm. Sie hatten schon eine Weile keinen Sex gehabt.
    Sie versuchte, aufzustehen, ließ sich aber noch einmal seufzend in die weichen Kissen fallen.
    Bilder, die sie schon fast verdrängt hatte, kamen plötzlich, unvermutet und mit brachialer Macht zurück, gefolgt von Sätzen, deren Gehalt sie nicht verstand.
    Du warst tot!
    Du bist ein Zombie!
    Du wurdest von den Toten erweckt!
    Dein Mann ist ein Vampir!
    Ich habe neue Sinne...
    Ich bin ... ich bin ... ICH BIN EIN ZOMBIE!
    Auf einer tiefliegenden Ebene erkannte sie die Wahrheit. Bilder zuckten hinter ihren weitaufgerissenen Augen. Regus! Sie starb! Frederic wurde gebissen! Ihr Platz auf dem Kaminsims! Ihre Sehnsucht, Frederic den Vampir, noch einmal zu küssen, zu berühren. Die Seance! Ihre Rückkehr zu Frederic, weil sie ihn liebte, weil sie auf ihn aufpassen wollte, weil sie verhindern wollte, dass Regus Recht behielt.
    Das alles, Bruchstücke, die sich langsam und mit grauenhafter Präzision zusammensetzten, und die Konsequenz, mit der alles dies geschah, ließ sie schreien, schreien...
    ... bis die Tür aufgerissen wurde und Frederic ihren bebenden, zitternden Leib in seine Arme schloss. Nun erstarben ihre entsetzten Laute und sie wurde überspült von einem Meer von Schluchzern.
     

Jagdfieber
     
     
    Es dauerte weitere zwei Tage, bis sie das Unglaubliche wirklich begriffen hatte.
    Frederic versuchte, es ihr schonend beizubringen, aber die Geschichte war derart gewaltig, dass jedes Wort und jeder Satz mit Donnerhall nachklang.
    Es dauerte Stunden, bis Caroline sich damit abfand, von den Toten zurückgekehrt zu sein und während dieses Prozesses kehrten weitere Erinnerungen zurück. Die Tatsache, dass Frederic ein Vampir war, musste kaum noch besprochen werden, denn sie ergab sich aus allen Bildern, die nach und nach auf Caroline einströmten und alles deutlich machten.
    Sie schlief wenig, trank viel Wasser, aß kaum und am dritten Morgen erwachte sie gestärkt und mit einem Fatalismus, der sie überraschte. Sie ahnte, dass sie sich in Zukunft noch oft mit ihrer ... Wiedergeburt? auseinandersetzen würde, verdrängte diese Empfindungen jedoch. Würde sie altern? War sie ein Mensch wie alle anderen?
    Nein, sie war etwas Besonderes, so wie auch Frederic etwas Besonderes war! Onkel Albert schien das in seinen Visionen gesehen zu haben. Er hatte Frederic und Caroline eine Aufgabe zugeteilt.
    Als ihr dies aufging, rann Kraft durch ihren Geist und Körper. Sie atmete tief ein und spannte ihre Muskeln an. Aus dem Stand sprang sie vier Meter weit und rollte sich ab wie eine Katze. Sie entdeckte an sich die Gabe der Geschwindigkeit. Sie konnte durch die Räume huschen wie ein Raubtier, mit weichen Schritten schlich sie über das Geländer der Empore, ohne abzustürzen. Sie turnte über die Wände, hielt sich ohne Anstrengung an gemauerten Vorsprüngen fest, ließ sich aus großer Höhe fallen und landete sich auf ihren Beinen.
    Frederic bekam den Mund nicht mehr zu. Kopfschüttelnd verfolgte er, wie Caroline ihre neuen Kräfte entdeckte.
    »Wir sind ein seltsames Paar«, meinte er.
    »Ist dir schon aufgefallen, dass wir anstatt zwei Katzen nur noch eine Hauskatze haben?«, fragte Caroline.
    »Nein ... aber jetzt, da du es sagst. Ist die andere Katze nicht mehr da?«
    »Sie ist geflohen. Sie floh zu Madame deSoussa und wurde ein Teil ihrer Magie. Ich spüre ihre Kraft!«, lachte Caroline. »Sie ist in mir.« Sie machte einen Handstand und floppte vor Frederic in die Knie. Sie nahm seinen Kopf in ihre Hände. »Was ist mit der Liebe? Kennt ihr Vampire das noch?«
    Und sie liebten sich mit atavistischer Stärke, leidenschaftlich wie Götter. Sie spürten ihre Haut, drängten sich aneinander, ineinander, lösten sich, fauchten, atmeten ihre Hitze, ihr Blut kochte, ihre Gefühle schrien. Sie verkrallten sich erneut ineinander, rollten vor den Kamin und Frederic richtete sich über sie auf. Seine Fangzähne schimmerten im Feuer, seine Augen waren blutrot. Rosafarbige Tränen tropften aus seinen Augen in Carolines Halsbeuge. Sie wusste,
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