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Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel
Autoren: Ulrich Hefner
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Deine Hände, und der Heilige Geist halte Seine Hände über mich. Bring dieses verlorene Schaf … «
    Noch bevor der Prior zu Ende gesprochen hatte, schlug ihm Pater Thomas von hinten in den Nacken, so dass der Prior lauthals aufheulte.
    » Still, verhöhne nicht die, die durch die Hände der Meuchelmörder gestorben sind! «
    Cathy, keine fünf Schritte vom Pater entfernt, kämpfte mit ihren Handschellen. Den rechten Handballen hatte sie hinter ihrem Rücken bereits halb durch die Öffnung der Handschließe gedreht, doch noch war sie nicht frei. Fieberhaft nestelte sie daran herum, immer darauf bedacht, dass der falsche Pater nichts von ihrem Tun bemerkte.
    Der Prior fuhr sich mit den befreiten Händen über den Nacken. Er schluchzte, und Speichel troff aus seinem Mund. Er zitterte am ganzen Körper.
    » Gib diesen verlorenen Seelen endlich den Segen der Kirche, damit sie ihren Weg in die Ewigkeit finden « , befahl der Pater barsch und richtete erneut den Revolver auf den Prior.
    Der Prior hob flehend die Hände zum Himmel, unmerklich nickte er, während er um Fassung rang.
    » So sei es denn, oh Herr, nimm diese Seelen auf in Dein Reich und lass sie Deine Herrlichkeit erblicken, vergib ihnen ihre Sünden und schenke ihnen das ewige Leben « , jammerte der Prior, während er vor dem Kreuz kniete und sich verneigte.
    » Steh auf! « , befahl der Pater und warf Cathy einen kurzen Blick zu. » Dir wird nichts geschehen, das ist eine Sache zwischen mir und ihm. «
    » Ist nicht schon genug Blut geflossen? « , erwiderte Cathy. » Spricht Jesus nicht von Vergebung, von Großmut und Gnade? Legen Sie die Waffe nieder und lassen … «
    » Sie haben überhaupt nichts verstanden « , kreischte Pater Thomas und richtete die Waffe auf Cathy. » Ich gehe nach Hause. Ich gehe zu meinem Vater, und dieser heidnische Hund wird mich begleiten, damit er ihn um Verzeihung bitten kann. Verstehen Sie jetzt? «
    Cathy hatte die Hände hinter ihrem Rücken verschränkt. Inzwischen war sie so gut wie frei. Doch was sollte sie tun angesichts einer Smith & Wesson, die auf ihren Kopf gerichtet war?
    » Gut, dann gehen Sie, aber lassen Sie den Prior am Leben. Er ist nicht mehr als ein alter, gebrochener Mann. Sie hatten Ihre Rache, Jefferson, Hurst, Haverman, alle sind sie tot, all jene, die sich am Tod Ihres Vaters beteiligten. Was wollen Sie denn noch? «
    » Gerechtigkeit « , antwortete Pater Thomas trotzig. » Er wusste Bescheid, er wusste Bescheid über all die Jahre und hat geschwiegen. Im Angesicht Gottes hat er geschwiegen, und jeden Tag trat er vor den Altar und verhöhnte damit meinen Vater und all die anderen Toten, die das Meer zu sich holte. Jeden verdammten Tag, an dem er weiterlebte, während die anderen tot waren, hat er ihnen ins Gesicht gespuckt, und dafür wird er bezahlen. Jetzt und hier, im Angesicht dieses Kreuzes, das für die Toten errichtet worden ist. «
    Cathy schwieg und der Pater wandte sich wieder dem knienden Prior zu. Unsanft riss er ihn am Kragen seiner Kutte in die Höhe und schob ihn langsam auf die Klippen zu. Cathy drehte ihre rechte Hand hin und her, und immer weiter rutschte sie aus ihrer Fesselung, bis sie schließlich die Hand freibekam. Sie schaute sich um. Unmittelbar neben ihr lagen drei Steine, faustgroß und rund, und während der Pater den Prior immer weiter hin zum Abgrund schob, ergriff Cathy einen Stein. Sie wusste nicht, ob sie auf die Entfernung traf, es mochten wohl sieben bis acht Schritte sein, doch konnte sie nicht einfach zusehen, wie der Pater den Prior von den Felsen stürzte. Sie richtete sich auf und holte aus, als der Motorenlärm aufbrandete. Pater Thomas fuhr herum. Ungläubig schaute er in den Himmel, wo von Weitem ein dunkler Fleck im strahlend blauen Himmel auftauchte, der immer näher kam.
    Als der falsche Pater den Blick auf Cathy richtete und den Stein in ihrer Hand erkannte, riss er den Revolver in die Höhe. Cathy warf, sie warf so fest und so genau sie nur konnte, und das Klatschen des Steines auf der Haut ging im brechenden Schuss unter, der über die Insel hallte. Eine Woge des Schmerzes durchflutete Cathys Körper, und es war, als ob ihr eine glühend heiße Nadel in den Brustkorb gerammt worden wäre. Doch der Schmerz verzog sich so schnell, wie er gekommen war. Sie erhob sich, sprang auf, als wäre nichts geschehen, und lief auf Haywood zu, der wie vom Blitz getroffen einfach nur dastand und die Waffe sinken ließ. Hart prallte sie gegen den Mann in der braunen
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