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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)
Autoren: Kate Rhodes
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schwerlich zusehen, wie ein Mensch auf diese Weise starb, ohne gleichzeitig den Wunsch zu haben, ihn zu packen und zurück in Sicherheit zu ziehen.
    »Gresham hat die ganze Zeit geschrien, dass er gestoßen worden ist«, erklärte Burns. »Der Zug hatte ihm einen Arm und beide Beine abgetrennt, aber trotzdem hat er noch ein paar Stunden gelebt.«
    »Ich weiß immer noch nicht, was genau Sie von mir wollen.«
    »Ich will, dass Sie mit mir zusammenarbeiten. Sämtliche Beweise gehen an die landesweite Datenbank zu Kapitalverbrechen für den Fall, dass dieser Kerl noch mal zuschlägt.«
    »Finden Sie das nicht ein bisschen übertrieben? Könnte schließlich auch einfach ein Racheakt wegen irgendeines fehlgeschlagenen Deals gewesen sein.«
    »Ich will einfach auf Nummer sicher gehen. Gresham hat für eine Bank mit Namen Angel Group gearbeitet. Das hier haben wir in seiner Jackentasche entdeckt.«
    Burns hielt mir einen durchsichtigen Plastikbeutel hin. In ihm steckte eine Postkarte, auf der ein Engel abgebildet war. Abgesehen von einem Blutfleck auf der Stirn waren seine Züge makellos. Der Engel sah mich ruhig aus seinen hellen Augen an, als wüsste er, dass es für mich noch eine Chance auf Rettung gab. Nachdenklich drehte ich die Karte um. Engel in Grün mit Fidel, Schüler von Leonardo, National Gallery.
    Meine Neugier war geweckt. Der Killer gäbe eine interessante Fallstudie ab. Ich stellte ihn mir vor, wie er im Museumsshop nach der schönsten Karte suchte.
    Trotzdem gab ich Burns die Postkarte zurück. »Eine einzige Visitenkarte macht ihn nicht zu einem Serienkiller.«
    »Außerdem haben wir weiße Federn in der Jackentasche von dem Mann entdeckt und ins Labor geschickt.«
    Burns’ durchdringender Blick brachte mich aus dem Gleichgewicht. Unweigerlich dachte ich daran, wie häufig er zu mir ins Krankenhaus gekommen war. Immer, wenn ich panisch aus dem Schlaf gefahren war, hatte ich den Mann im Halbdunkel des Zimmers sitzen sehen. Geduldig wie ein Wachhund hatte er oft stundenlang am Fenster meines Zimmers ausgeharrt und sich nicht vom Fleck gerührt. Ich hatte keine Ahnung, wie es ihm seither ergangen war. Doch seine Miene war so angespannt, als klammere er sich höchstens noch mit einer Fingerkuppe an den selbstbewussten Draufgänger, der er einmal gewesen war.
    »Sagen Sie mir, warum Sie wirklich hier sind«, bat ich ihn.
    Er rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. »Nach dem Crossbones-Fall hat man mich degradiert – sie haben behauptet, ich wäre die Ermittlungen falsch angegangen. Vor zwei Monaten hat man mich nach King’s Cross versetzt. Die Kollegen dort vertrauen mir nicht, und die Chefin passt wie ein Schießhund auf mich auf.« Er beugte sich ein wenig vor und faltete die Hände wie zu einem Gebet. »Ich brauche Sie, Alice. Allein kriege ich das nicht hin.«
    Man musste nicht Gedanken lesen können, um zu wissen, dass der Mann am Ende war, wenn er zu dieser Taktik griff. Seine Nerven waren eindeutig zum Zerreißen angespannt.
    »Hätte ich Zugang zu sämtlichen Akten?«
    Er nickte nachdrücklich. Dieser Mann war das genaue Gegenteil des alten Burns, der zwar eifrig, doch zugleich so desorganisiert gewesen war, dass er anderen oft wichtige Informationen vorenthalten hatte. Er war offenbar verzweifelt darauf aus, ein neues Leben zu beginnen, und der Blick, mit dem er mich bedachte, fühlte sich allmählich fast so aufdringlich wie der von Darren an, bevor der auf mich losgegangen war.
    »Ich werde mich morgen bei Ihnen melden, Don.« Ich sah auf die Papiere, die auf meinem Schreibtisch lagen. »Vorher muss ich noch mit meinem Vorgesetzten sprechen.«
    Burns verschwand im Flur, und plötzlich fühlte sich die Hitze in dem Zimmer unerträglich an. Obwohl die Tür sperrangelweit geöffnet war, bekam ich nur noch mühsam Luft.

2
    Am nächsten Morgen trat ich vor den Flurspiegel und inspizierte meinen Bluterguss. Er hatte einen Durchmesser von fünfzehn Zentimetern, leuchtete in einem grellen Violett und tat, sobald ich mich bewegte, höllisch weh. Ich tastete vorsichtig daran herum. Wenigstens die Rippen waren intakt – nicht gebrochen, sondern höchstens angeknackst – die Schmerzen ließen sicher innerhalb von ein paar Tagen wieder nach. Und das Hämatom an meiner Schulter sah mit seinem dunklen Blau fast harmlos aus.
    Ich füllte ein paar Eiswürfel in einen Gefrierbeutel und legte mich auf meine Couch. Sofort wurde der Schmerz durch die Kälte betäubt, und ich sinnierte darüber, wie glimpflich
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