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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)
Autoren: Kate Rhodes
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die Schüssel, die sie in den Händen hielt.
    »Du hast deine Sache wunderbar gemacht. Er ist immer total froh, wenn er dich sieht. Das eben war das erste richtige Gespräch seit Wochen.«
    »Und wie geht es dir?« Sie sah mich forschend an. »Arbeitest du immer noch zu hart, und bist du immer noch ein tragischer Single, der in seiner Freizeit durch die Gegend rennt?«
    »Das ist ja wohl nicht das Schlechteste. Wenn ich so weitermache, habe ich wahrscheinlich bald Beine wie du.«
    »Was ist mit den Kerlen? Irgendwelche heißen Dates?«
    »Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich von Männern erst einmal nichts wissen will. Ich lasse bis auf weiteres ganz sicher niemanden an mich heran.«
    Sie klatschte in die Hände. »Meine Güte, es ist Sommer. Da soll frau sich amüsieren.«
    Wir hatten auf den Crossbones-Fall vollkommen unterschiedlich reagiert. Lola war genauso schwer verletzt gewesen wie ich, hatte aber nicht mal eine Spur von Selbstmitleid gezeigt, sondern einfach meine Hand umklammert, als ich sie um Verzeihung bat, und mir erklärt, ich sollte mich ganz auf die Zukunft konzentrieren. Sobald wir aus dem Krankenhaus entlassen worden waren, hatte sie den Spaß, der ihr in der Genesungszeit entgangen war, mit Feuereifer nachgeholt. Sie ging mit möglichst vielen Männern aus und hielt, obwohl ihr Herz schon häufiger gebrochen worden war, an ihrer Überzeugung fest, dass wahre Liebe alle Hindernisse überwand. Manchmal machte ich mir Sorgen, dass sie unter Umständen in eine Depression verfallen würde, ließe sie in ihrem Eifer, sich zu amüsieren, jemals nach. Sie nahm hundert Partyeinladungen an, während ich zu Hause blieb und Bücher schrieb. Doch es hatte keinen Sinn, ihr zu erklären, dass ich erst mal nur mein Gleichgewicht zurückerlangen wollte und sonst nichts. Tatsächlich wurde ich inzwischen nur noch ab und zu von Alpträumen geplagt, aber der Gedanke, noch mal einem Menschen zu vertrauen, schreckte mich noch ganz genauso wie am ersten Tag.
    »Du hast das Thema doch nur angesprochen, weil du selber jemanden getroffen hast, nicht wahr?«
    Lola blickte mich mit einem breiten Grinsen an. »Vielleicht …«
    Während der nächsten Viertelstunde lag mir meine Freundin damit in den Ohren, dass ich endlich auch wieder nach meinem Traummann Ausschau halten sollte, doch ich war ihr so dankbar dafür, dass sie mir mit meinem Bruder half, dass ich ihr nicht widersprach, sondern einfach hin und wieder nickte, bis sie sich zu Will aufs Sofa legte und laut kichernd eine Wiederholung von Ein Pastor startet durch im Fernsehen sah.
    Erst als ich schlafen ging, bemerkte ich das Blinken meines Telefons. Die erste Nachricht war von meiner Mutter. Ihre Stimme klang so kühl, als hätte sie Trockeneis inhaliert. Ich drückte abermals den Knopf und hörte Burns, der mich in eindringlichem Ton an den Besuch der Polizeiwache im Pancras Way erinnerte, obwohl am Nachmittag schon eine E-Mail mit der Wegbeschreibung bei mir eingegangen war. Danach folgte eine lange Pause, als erwarte er, ich käme an den Apparat und sagte ihm womöglich doch noch ab. Es nützte nichts, dass ich beide Nachrichten umgehend löschte. Ich legte mich ins Bett und starrte endlos meine Zimmerdecke an, bevor ich endlich schlief.

3
    Eine junge Polizeibeamtin holte mich am nächsten Morgen am Empfang der Wache ab und bat mich, im Flur zu warten, bis man mich in das Besprechungszimmer rief, denn soweit sie wusste, käme der Fall Leo Gresham erst als Letztes dran. Mir fiel auf, dass sie erleichtert wirkte, weil sie selbst das Zimmer nicht betreten musste, und nachdem man mir die Tür geöffnet hatte, konnte ich sie gut verstehen. Die Atmosphäre in dem Raum war zum Zerreißen angespannt.
    Am Kopfende des Tischs saß eine Frau von Mitte fünfzig. Tiefe Falten hatten sich in ihre Stirn gegraben, und ihr ungeschminktes regloses Gesicht wurde von wirren, schulterlangen grauen Locken eingerahmt. Selbst als ich den Raum betrat, behielt sie ihre ausdruckslose Miene bei.
    »Danke, dass Sie gekommen sind, Dr. Quentin. Ich bin DSI Lorraine Brotherton«, stellte sie sich mir mit monotoner Stimme vor, als hätte sie beschlossen, nichts zu sagen, was sich in Erinnerung behalten ließ.
    Erst nach einer ganzen Weile hatten sich mir auch die anderen vorgestellt, denn es saßen mindestens ein Dutzend Leute um den Tisch. Das Stirnrunzeln des Chefs der Kriminaltechnik, Pete Hancock, wurde durch die dicken schwarzen Brauen, die sich in der Mitte trafen, noch verstärkt. Ein
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