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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)
Autoren: Kate Rhodes
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dieses Fest.« Sie saß noch immer kerzengerade auf der Couch, als würde ihr dafür ein Haltungs-Preis verliehen.
    »Nur noch ein paar Fragen, Mrs Gresham«, sagte Burns. »Wissen Sie, ob Ihr Mann in letzter Zeit mit irgendjemandem Streit hatte?«
    Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Natürlich nicht. Mein Mann hat Banken in der ganzen Welt bezüglich ihrer Investment-Politik beraten. Sonnabends hat er gegärtnert, und sonntags ging er in die Kirche. Er hatte keinen einzigen Feind.«
    Burns setzte eine reuevolle Miene auf. »Es gab also niemals irgendwelche Auseinandersetzungen?«
    »Es ging eindeutig um Neid. Mein Mann wurde von einem Neider umgebracht.« Sie reckte das Kinn und starrte Burns durchdringend an. »Die jungen Leute heutzutage wollen alles geschenkt haben. Sie haben keine Lust zu arbeiten, aber ein Leben in Luxus wollen sie.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.« Burns wirkte verwirrt.
    »Jemand hat meinen Mann in seinem teuren Anzug und den handgenähten Schuhen auf dem Bahnsteig stehen sehen.« Sie sprach so deutlich und so langsam wie mit einem kleinen Kind. »Und dieser Jemand hat es nicht ertragen, dass er mehr hatte als er.«
    Burns nickte höflich und stand auf. Rollo hatte seine Lektion gelernt und blieb mit gebleckten Zähnen an der Treppe stehen.
    Ehe wir das Haus verließen, zog Burns plötzlich etwas aus der Tasche und hielt es dem Drachen hin.
    »Hatte dieses Bild vielleicht irgendeine Bedeutung für Ihren Mann?«
    Es war eine jungfräuliche Version des Engels, der der Tasche des Verschiedenen entnommen worden war. »Mein Mann hat für die Angel Bank gearbeitet, Inspektor, eine andere Verbindung gibt es sicher nicht. Er stand fest im Glauben, aber sentimental war er beim besten Willen nicht. Und Engel sind wohl eher was für den Kindergottesdienst, meinen Sie nicht?«
    Kaum hatten wir uns abgewandt, fiel auch schon die Haustür hinter uns ins Schloss.
    »Das war ja wohl alles andere als ein herzlicher Empfang«, murmelte Burns, als wir zurück zu seinem Wagen gingen. »Allerdings hat sie eine phänomenale Kunstsammlung. Das im Flur ist ein Brancusi, und das neben dem Fenster eindeutig ein Henry Moore.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie Kunstliebhaber sind.«
    »Es gibt auch in Schottland Galerien, wissen Sie?« Er sah mich von der Seite an. »Die zwei Stücke allein sind ein Vermögen wert.«
    Wir fuhren zurück nach Osten, in ein weniger wohlhabendes Gebiet. Designerläden wurden durch Discountketten ersetzt, und die sommerlichen Scharen bevölkerten den Strand, der die City mit Westminster verband. Obwohl sich eine ganze Reihe junger Mädchen vor den Schaufenstern des Top Shop drängten, war das Geld in dieser Gegend dünn gesät. Weshalb man kaum jemand mit Einkaufstüten in den Händen sah.
    »Wir sollten zu diesem Bankett im Albion Club gehen«, sagte ich. »Ich würde gerne sehen, wie Gresham seine Freizeit verbracht hat – damit ich mir ein Bild von seinem Leben machen kann.«
    Burns nickte, schränkte aber ein: »Ich werde sehen, was ich machen kann.«
    »Was hat eigentlich der Arzt gemacht, als sein Vater vor den Zug gestoßen worden ist?«
    »Sie gäben langsam eine wirklich gute Polizistin ab, Alice.« Er stieß ein kurzes Lachen aus. »Er war im OP . Die Kollegen und die Schwestern haben ihn gesehen.«
    »Seine Kicks hat Gresham sich ganz sicher nicht bei Marjorie geholt. Haben Sie schon seine E-Mails und sein Handy überprüft?«
    »Die Techniker sind noch dabei.«
    Bis Burns mich vor dem Krankenhaus absetzte, war es bereits elf, und als ich in mein Beratungszimmer kam, empfing mich die gewohnte abgestandene Luft. Bevor ich mich jedoch auch nur aus meiner Leinenjacke schälen konnte, tauchten nacheinander schon drei Depressive auf. Zwei waren auf dem Weg der Besserung, der Dritte allerdings weigerte sich standhaft, die von mir verschriebenen Medikamente einzunehmen, denn sie schränkten seiner Meinung nach die Fähigkeit zum klaren Denken ein. Ich hörte mir zwanzig Minuten lang sein Jammern an und bat ihn eindringlich, sich noch einmal zu überlegen, ob er nicht womöglich doch die Pillen nehmen wollte. Doch er starrte mich derart entgeistert an, als hätte ich ihm vorgeschlagen, loszuziehen und einen Dealer aufzutun, bei dem er Crack bekam.
    Am Ende meiner Schicht ging ich zu Fuß die zweihundertachtundsiebzig Stufen bis ins Erdgeschoss. Die Wirkung meiner Schmerzmittel ließ langsam nach, und die Vorstellung, im Fahrstuhl zwischen fremden Leuten
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