Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
Vom Netzwerk:
Welt erschien mir wie ein gewaltiges Gefängnis. Selbst Raphael und der Junge waren zwei der Wärter. Und ich war ein Gefangener. Ein Gefangener des Herrschers, ein Gefangener in meinem eigenen Körper, ein Gefangener meiner Gefühle. Hass und Angst und Schmerz ... und noch etwas. Ich fühlte mich wie ein altes Fass, randvoll mit Dreck und Schmutz ... und bald würde es überlaufen und alles vergiften. Doch zunächst vergiftete es mich selbst.
    Ich hörte das Knarren der Tür und wusste, dass jemand in meinem Zimmer war. Und nur Augenblicke später spürte ich, dass es Silk war.
    Er näherte sich vorsichtig meinem Bett und kroch unter meine Decke. Ich fühlte seinen heißen Körper und verhielt mich ganz still. Als könnte ich diese Situation durch eine einzige winzige Bewegung zerstören. Eine ganze Zeit lang bewegte er sich nicht. Und als ich dachte, er sei eingeschlafen, sagte er: »Alex?«
    »Hm?«
    »Ich muss dich um etwas bitten. Und es fällt mir sehr schwer ...«, er zögerte.
    Ich wartete angespannt.
    »Du bist ein Vampir, du trinkst Blut, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Du hast schon getötet.«
    Wieder bestätigte ich.
    »Ich möchte, dass du mich umbringst. Ich möchte, dass du mein Blut trinkst.«
    Ich erstarrte. »Bitte?«
    »Du sollst mich töten.«
    Das hatte ich nicht gehört! Das konnte er nicht verlangen! – Ich fühlte mich, als hätte er mich mit einem Eimer voll Eiswasser übergossen. Ich war so erschrocken, dass ich nicht antwortete.
    »Alex, du kennst die Vorhersehung. Es ist mein Schicksal ... Lance hätte mich niemals wiedersehen dürfen. Vielleicht war das Isgiras Antrieb, mich gefangen zu halten. Jetzt nimmt die Vorhersehung ihren Lauf. Die Seher wussten es schon vorher.«
    »Woher weißt du das?« fragte ich leise. »Hat Lucía dir das eingeredet?«
    »Ach Alex, lass uns nicht streiten. Du bist der Einzige, der mich versteht. Fakt ist, dass ich mich für keinen von beiden entscheiden kann. Ich liebe Lance, sicher – aber Isgira ist meine Mutter. Wenn ich mich für Lance entscheide, wird sie ihre Macht und ihr Reich verlieren. Sie wird sich Lance unterordnen müssen, und das wäre ihr sicherer Tod. Was würdest du tun an meiner Stelle?«
    »Komm mit mir«, schlug ich vor.
    Er schüttelte den Kopf. »Er würde mich nicht gehen lassen.«
    »Und wenn du zu Isgira zurückkehrst?«
    »Dann wird es Krieg geben. – Alex, bitte ... du weißt doch, dass ich so eine Entscheidung nicht überstürzt treffen würde.«
    Ich sah ihn lange an. »Entscheidung nennst du das? Du willst dich opfern!«
    Er nickte. »Für unsere Welt – wie es mir vorherbestimmt war.«
»Hör mir zu, Silk. Der Tod in meinen Armen ist genauso tödlich wie jeder andere Tod.«
    »Aber weitaus lustvoller ...«
    »Vielleicht. Aber du weißt, dass ich das nicht tun kann! Ich würde mein eigenes Todesurteil unterschreiben.«
    Er schwieg eine ganze Weile.
    »Ich kann es nicht tun, Silk.«
    Er nickte langsam. Und ich hoffte, dass er meine Entscheidung verstand.
    »Er ist nicht allein«, sagte er schließlich leise.
    Überrascht sah ich die Tränen in seinen Augen schimmern. »Was meinst du damit?«
    »Er verbringt die Nacht mit einem anderen.«
    Ich schloss die Augen und versuchte, mir meine Erschütterung nicht anmerken zu lassen. Ich wusste, wer bei Lance im Bett war – es war Raphael!

17
    Ihre menschliche Zunge erregt ihn. Er ist gerne hier bei ihr – auch wenn er weiß, dass seine Anwesenheit nur halbfreiwillig ist. Er muss ihrem Ruf folgen, aber er tut es gern.
    Er ist in ihr, füllt sie ganz aus, und sie windet sich träge unter seinen kräftigen Bewegungen. Er weiß, was sie gern hat. Sie liebt seinen Körper; den Körper, den er zusammenfügt, wenn er sich materialisiert. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, einen stofflichen Leib zu haben – aber jetzt genießt er es. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen er es hasst. Doch Hass spürt er nur im materialisierten Zustand. Ansonsten ist er frei von Emotionen.
    Aber die Lust, die kann er fühlen – und sie gefällt ihm. Sie überschwemmt seinen Geist.
    »Hagith.«
    Er erschaudert leicht, als sie seinen Namen sagt. Es ist ein wunderbares Gefühl, und Hagith liebt Gefühle, die ihm die meiste Zeit seines Seins fremd bleiben.
    Er verliert sich in ihr, in den spitzen kleinen Geräuschen ihrer Lust. Hagith spürt, dass sie ein Kind in sich trägt. Ein menschliches Kind – sie hätte einen Dämon austragen können. Aber das wollte sie nicht. Und er akzeptiert ihren Wunsch.
    Ein heftiges
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher