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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache
Autoren: John Sandford
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Meter hinauf zum Waldrand.
    Da meldete sich Raines über Funk: »Virgil, die örtliche Polizei ist unterwegs hierher.«

    »Halten Sie sie von Knox’ Hütte fern, bis wir wieder da sind«, antwortete Virgil. »Bleiben Sie höflich, aber bestimmt, und machen Sie den Kollegen klar, dass niemand den Tatort vor der Spurensicherung betreten darf.«
     
    Auf der kanadischen Seite sagte Virgil leise zu Jarlait: »Auf der Karte hab ich eine Straße gesehen, die von hier geradeaus nach Westen führt. Wahrscheinlich ist ihr Wagen irgendwo zwischen den Bäumen versteckt. Wir müssen uns beeilen.«
    Sie bewegten sich in westlicher Richtung, bis sie nach etwa zweihundert Metern die Straße vor sich sahen. Dort wandten sie sich nach Süden und liefen parallel zur Straße zwischen den Bäumen weitere hundertfünfzig Meter zu einem Feld. Auf der anderen Seite des Feldes war nichts zu erkennen.
    »Sind Sie sicher, dass sie bis hierher gekommen sind?«, fragte Jarlait.
    »Ja, sogar noch ein bisschen weiter. Zwischen den Feldern könnten Farmwege bis zum Wald verlaufen.«
    Sie schlichen im Schutz der Bäume entlang des Feldes und schreckten eine Eule auf, die sich lautlos in die Luft erhob.
    Am Ende des Feldes wandten sie sich wieder nach Süden. Jarlait keuchte: »Ich muss mich kurz ausruhen, sonst wird mir übel.«
    »Wir sind gleich da.«
    Sie gingen langsamer, blieben alle paar Meter stehen, um zu lauschen, suchten hinter Bäumen Schutz.
    Als sie den Fluss wieder erreichten, verharrten sie kurz zehn Meter voneinander entfernt, bevor sie begannen, geduckt am Ufer entlangzuschleichen. Hundert Meter weiter entdeckte Virgil schließlich das hintere Ende des Vietnamesenboots. Die Killer hatten es halb aus dem Wasser gezogen, von ihnen selbst fehlte jede Spur.

    Virgil klickte einmal kurz mit dem Funkgerät, um Jarlaits Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, formte mit den Lippen das Wort »Boot« und deutete darauf. Jarlait nickte und bewegte sich ein Stück vom Wasser weg, um Virgil Raum zum Manövrieren zu geben.
    Virgil näherte sich dem Boot sehr langsam und vorsichtig. Als er es erreichte, sah er sofort das Blut. Er riskierte einen geflüsterten Funkspruch: »Blutspur.«
    Jarlait, der sich ungefähr fünfzehn Meter von ihm entfernt befand, nickte.
     
    Die Blutflecken schimmerten wie Rost auf Gras und Büschen. Sie waren dunkelrot, was bedeutete, dass der Verletzte wahrscheinlich an Armen oder Beinen, nicht jedoch in Bauch oder Lunge getroffen war. Auf jeden Fall brauchten sie ein Krankenhaus.
    Virgil folgte der Spur, dankbar für seine Handschuhe, auf allen vieren; Jarlait blieb an seiner Seite. Sie befanden sich nun etwa hundertfünfzig bis zweihundert Meter von der Straße entfernt, noch immer ohne Hinweis auf das Fahrzeug der Vietnamesen.
    Virgil richtete sich halb auf, und Jarlait tat es ihm gleich. Hier standen die Bäume weiter auseinander, das Unterholz war dichter, und allmählich wurden Mais Fußspuren deutlicher.
    »Wir trampeln wie Elefanten in einem Maisfeld«, bemerkte Virgil. »Wir müssen langsamer machen.«
    Hundert, vielleicht auch nur fünfzig Meter vor sich hörten sie ein Klack , und sie blieben stehen.
    »Was war das?«, fragte Jarlait.
    »Klang nach einer Anhängerkupplung.«
    Da wurde ein Motor angelassen. Virgil begann zu rennen,
Jarlait versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Am Ende des Wegs fanden sie eine Fahrzeugspur durchs schulterhohe Gebüsch, einen verlassenen Trailer und eine offene Grasfläche, auf deren anderer Seite in hundert Meter Entfernung ein silberfarbener Minivan über Furchen auf die Straße holperte.
    Kein schwieriger Schuss.
    Virgil legte an, zielte auf den Van, hatte das Haus dahinter im Visier und senkte das Gewehr wieder.
    »Scheiße.«
    Sie waren weg.
    Virgil glaubte, Mai am Steuer gesehen zu haben.
     
    Virgil gab über Funk eine Beschreibung des Vans an Queenen durch, der die Stellung auf der anderen Seite des Flusses hielt. Als sie am Trailer vorbei zurückgingen, entdeckten sie zwischen einem Ersatzrad und dem Anhänger einen braunen Umschlag mit der Aufschrift »Virgil«.
    Darin befanden sich zehn Farbfotos von dem Haus in Da Nang, aufgenommen ungefähr einen Tag nach den Morden: Fliegen auf den Leichen - zwei kleine Kinder, eines auf dem Bauch, das andere auf dem Rücken, verrenkt und aufgedunsen. Eine junge Frau, halb nackt, das Gesicht voller Blut. Eine weitere Frau im Hof, offenbar in den Rücken geschossen. Ein alter Mann vor dem Haus …
    Jarlait betrachtete die Bilder.
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