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Blutgesicht

Blutgesicht

Titel: Blutgesicht
Autoren: Jason Dark
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Person in der Sitzreihe und hatte dort ihren Platz gefunden, wo die Nische sich zum Lokal hin öffnete.
    Ich merkte, wie sich ihre Haltung versteifte und hörte sie sagen: »Verdammt, das kann kein Zufall sein…«
    Sofort drehte ich den Kopf nach rechts. »Was kann kein Zufall sein?«
    »Er ist hier.« Jane hob etwas den Arm. »Da, der Mann im dunklen Anzug, das ist Nathan Lassalle!«
    Als hätte der Maler die Worte gehört, drehte er sich im gleichen Augenblick zu uns um…
    ***
    Jane Collins sah ihn, ich sah ihn. Er sah auch uns, aber er tat noch nichts und blieb stehen. Sekunden nur, nicht mehr. Mir allerdings kam die Zeitspanne ziemlich lang vor, so daß ich Gelegenheit hatte, ihn mir genauer anzuschauen.
    Er war groß, hager. Sehr lange, mehr dunkel als helle Haare umwehten sein schmales, etwas knochiges Gesicht mit der langen Nase und den breiten Nasenflügeln, die sich über der dünnen Oberlippe ausbreiteten. Eine sehr hohe Stirn. Lange, aber nicht breite Brauen, die wie zwei Wellen wirkten, malten sich dort ab. Darunter lagen die Augen. Ebenfalls dunkel. Wie leicht schimmernde Öltropfen wirkten die Pupillen, die von einem weißen Hintergrund umgeben waren.
    Der Maler trug einen schwarzen oder dunkelgrauen Anzug, dessen moderner Schnitt mir sofort auffiel. Die recht enge Jacke mit den schmalen, hochgezogenen Revers. Darunter malte sich die Weste ab. Ebenfalls dunkel, und nur das Hemd mit dem langen und spitzen Kragen schimmerte weiß wie frisch gefallener Schnee.
    »Das kann kein Zufall sein«, flüsterte Jane. Sie legte dabei ihre Hand auf mein Knie, als wollte sie dort Halt bekommen. »Nein, das ist kein Zufall.«
    Daran glaubte ich auch nicht. Mit einem Kommentar hielt ich mich zurück, weil ich die anderen nicht aufmerksam machen wollte. Für mich war interessant, wie der Maler reagierte und ob er Jane Collins inzwischen erkannt hatte.
    Ja, er hatte sie erkannt, denn seine breiten und dünnen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Etwas steif und lässig zugleich nickte er ihr zu, bevor er sich in Bewegung setzte und mit wenigen Schritten unseren Tisch erreicht hatte.
    »Guten Abend, Miß Collins. So sieht man sich wieder. Das Leben ist voller Überraschungen.«
    Jane, die wirklich nicht auf den Mund gefallen war, hielt sich mit einer Antwort zurück. In ihr gärte es. Ich sah die roten Flecken auf ihren Wangen und hörte auch, wie sie scharf durch die Nase atmete.
    »Schön, Sie zu sehen, Mr. Lassalle. Das ist wirklich ein Zufall. Alle Achtung.«
    »Ja, ist es. Oder nicht?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Er hob die Schultern und drehte dabei seine Hände so, daß die Flächen nach außen lagen. »Es kann auch Schicksal sein, Miß Collins. Wenn ich mich darauf einlasse, dann gehe ich noch einen Schritt weiter und behaupte, daß der Mensch das nicht trennen darf, was das Schicksal zusammengeführt hat. Sie verstehen bestimmt, Miß Collins.«
    »Muß ich das denn?«
    »Das bleibt Ihnen überlassen. Jedenfalls möchte ich Ihnen noch einen netten Abend wünschen.« Er nickte nicht nur Jane zu, sondern uns allen, denn jeder am Tisch war aufmerksam geworden. Gemessen zog er sich zurück und schüttelte dabei sein Haar noch wie eine Frau.
    Sheila hielt ihre Neugierde nicht mehr zurück. »Wer ist das denn gewesen, Jane? Kennst du den Typ wirklich?«
    »Ja.«
    Sheila beugte sich vor. »Und?«
    »Ein Maler. Ich bin in seiner Ausstellung gewesen.«
    »Aha. Was oder wie malt er denn?«
    »Konkret. Landschaften, Porträts. Er ist wirklich gut, auch wenn seine Farben etwas düster sind. Aber das ist einzig und allein seine Sache, denke ich.«
    »Du hast recht, Jane. Nur mein Fall ist es nicht. Ich habe ihn mir angesehen. Dieser Blick seiner düsteren Augen kann einem schon unter die Haut gehen.« Sie schüttelte sich. »Da kam ich mir vor, als sollte ich seziert werden.«
    »So schlimm war es nun doch nicht«, wiegelte ich ab.
    »Klar, John, du hast nichts gemerkt.«
    »Er ist eben ein Künstler!« verteidigte mich Bill.
    »Nein, er ist gefährlich!« Shao hatte den Satz gesagt. Nicht sehr laut, aber jeder von uns hatte ihn verstanden. Plötzlich herrschte am Tisch betretenes Schweigen.
    Suko fragte: »Wie kommst du darauf?«
    »Ich habe es gespürt.«
    »Mehr nicht?«
    »Nein, aber es reicht. Er hat etwas an sich, mit dem ich nicht zurechtkomme.« Sie wollte Unterstützung haben und wandte sich an die Horror-Oma. »Was ist mir dir, Sarah? Wie siehst du die Dinge? Oder sein seltsames Auftreten?«
    »Seltsam war er
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