Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde
Autoren: Claudia Praxmayer
Vom Netzwerk:
meinem neuen Patenkind. Du solltest meinen Gorilla Talk lesen.«
    »Hast du Zeit für einen Kaffee?«
    »Wenn du einen Schirm dabeihast?«, antwortete sie und zeigte auf eines der Fenster, an denen das Wasser in Strömen herunterlief.
    »Was denkst du? Ich bin Engländer.«
    Sie sahen sich an und lachten. Lea hakte sich bei McAllister unter.
    »Schläfst du mittlerweile besser?«, McAllisters Stimme war wieder ernst geworden.
    »Immer öfter. Die Träume kommen nicht mehr so häufig. Die Therapie wirkt. Den Rest wird die Zeit erledigen.«
    McAllister nickte.
    »Du sagst ja gar nichts«, holte ihn Lea wieder in die Gegenwart zurück.
    »Ich habe nur darüber nachgedacht, wie sehr du dich verändert hast, wie offen du geworden bist. Nach all dem, was du mitgemacht hast, eine erstaunliche Entwicklung.«
    Sie sah ihn ernst an und antwortete:
    »Das bringt so eine Erfahrung wohl mit sich.«
    Er drückte ihren Arm und steuerte auf den Museumsausgang zu. Vor der Tür hatte McAllister seinen Regenschirm deponiert. Er spannte ihn auf und sah Lea fragend an.
    »Wohin?«
    »Ein Stück weiter auf der anderen Straßenseite ist ein nettes Café.«
    Sie überquerten die Invalidenstraße und fädelten sich in den Strom der bunten Schirme ein. Lea atmete die feuchte Luft ein, lächelte und drückte sich an McAllister. Sie hätte stundenlang so laufen können, der Regen störte sie nicht im Geringsten.
    »Hier sind wir.«
    Lea blieb vor einer Auslage stehen, in der Torten, Kuchen und Gebäck gefällig drapiert waren. Doch McAllister hatte keine Augen für die süßen Verführungen. Er stand einfach da, den Schirm in der Hand, und sah sie an. Leas Knie wurden weich, als sie seinen Blick auffing. Sie hatte das Gefühl, in seinen Augen zu versinken. Wie von einem Magneten angezogen, kamen sie sich näher, ihre Nase nahm den Duft seines Aftershaves wahr. Herb und holzig. Vorsichtig berührten seine Lippen die ihren, hielten inne, als ob sie um Erlaubnis fragen würden. Sie spürte seinen warmen Atem, seinen Arm, der sich um sie legte und an sich zog. Sie öffnete den Mund und versank in dem Kuss, auf den sie so lange gewartet hatte.
    »’tschuldigung!«
    Lea knickte ein und wäre um ein Haar nach hinten gestolpert, hätte Ian sie nicht festgehalten. Eine Einkaufstüte hatte sie mit voller Wucht in der Kniekehle getroffen. Sie wollte der Frau etwas hinterherrufen, doch Ians strahlendes Gesicht ließ sie innehalten. Sie kicherten wie Teenager.
    »Komm, lass uns reingehen«, schlug McAllister vor und öffnete die Tür. Der Duft nach Kuchen stieg ihnen in die Nase. Sie waren nicht die Einzigen, die vor dem strömenden Regen Zuflucht suchten. Die Jacken und Mäntel in der Garderobe brachten so viel Feuchtigkeit in den Raum, dass die Fenster beschlugen.
     
    Lea hielt die heiße Schokolade mit beiden Händen fest und blies in die Tasse. McAllister beobachtete sie fasziniert. Sie war so anders wie seine Frau. So aufregend, lebendig, neugierig. Er hatte eine Entscheidung getroffen und er wollte es ihr sagen. Heute. Aber bis dahin hatte er noch einen steinigen Weg vor sich. Wie nur anfangen?
    »Hey Ian, was ist jetzt mit den Neuigkeiten?«
    Er hielt ihr eine Gabel mit Schokokuchen unter die Nase.
    »Erst wird gegessen.«
    »Es gibt schließlich einen Grund, warum du heute hier bist, oder?«
    McAllister sah ihr lange in die Augen.
    »Dich.«
    Lea lächelte, eine zarte Röte überzog ihre Wangen. Dann verzog sie amüsiert den Mund.
    »Netter Ablenkungsversuch. Aber damit kommst du nicht durch. Was sind die Neuigkeiten?«
    McAllister legte die Gabel auf den Teller, nahm einen Schluck aus seiner Tasse und beugte sich näher zu ihr.
    »Ich sollte dich für Interpol anheuern. Als Verhörspezialistin.«
    Sie lächelte immer noch, ihr ganzes Gesicht verriet Neugierde. McAllister hoffte inständig, dass sie ihn auch nach all dem, was er ihr zu erzählen hatte, noch anlächeln würde.
    »Also gut. Was ich dir jetzt erzähle, darfst du offiziell nicht wissen.«
    Lea nickte.
    »Verstanden. Kannst dich auf mich verlassen.«
    »Ich weiß, sonst wäre ich nicht hier.«
    Er legte seine Hand kurz auf ihre und zog sie wieder weg, um sich besser konzentrieren zu können. Alles hing davon ab, wie er dieses Gespräch führte.
    »Du weißt hoffentlich, dass du das alles nicht umsonst durchgemacht hast? Dank dir und deiner Zeugenaussage können wir die ganze Geschichte auflösen und Messner und die anderen zur Verantwortung ziehen.«
    Während er sprach, beobachtete er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher