Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition)
Autoren: Uwe Laub
Vom Netzwerk:
Sauerstoff tief in die Lungen ein, musste husten und schnappte erneut nach Luft.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, rief jemand neben ihr. Die Stimme des Mannes ging im Wummern der Rotoren fast unter.
    Über ihr erschien ein bekanntes Gesicht, und sie wusste, der Alptraum hatte ein Ende.
    125
    »Alles in Ordnung, Miss Fisher?«, wiederholte Jason Collins seine Frage lauter. Die zu beiden Seiten offenen Schiebetüren des Hubschraubers machten eine Unterhaltung in normaler Lautstärke unmöglich. Emma realisierte, dass sie sich in dem Sikorsky befand, mit dem Franklin, General Quentin und eben auch Jason Collins vorhin angekommen waren.
    Sie nickte.
    Die schwarze Gestalt klickte sich aus der Seilwinde, nahm den Helm ab und wischte sich die verschwitzten Haare aus der Stirn. »’tschuldigung, dass ich etwas grob sein musste«, rief Rusty Simmons, »aber anders ging’s nicht.«
    Zu keiner anderen Reaktion fähig, nickte sie abermals. Plötzlich durchzuckte es sie: Nick!
    Du lieber Himmel, was war mit Nick? Sie hatte ihn losgelassen, als Simmons sie gepackt hatte.
    Panisch sah sie sich in der engen Kabine um. Außer Simmons, Jason Collins, drei Marines und General Quentin befand sich niemand an Bord des Hubschraubers. Jason Collins musterte sie besorgt. Die anderen blickten mit verkniffenen Gesichtern durch die offenen Schiebetüren hinaus nach unten. Von Nick keine Spur. Hatten Collins’ Leute ihn etwa auf dem Steg zurückgelassen, in der Annahme, er seit tot?
    »Wir müssen sofort runter und Nick holen!«, rief sie Collins durch den Lärm zu. »Er ist nicht tot.«
    Collins legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Miss Fisher, hören Sie …«
    »Nein, er lebt! Er ist nur getasert.« Sie schüttelte Collins’ Hand ab, schob sich zwischen den Marines hindurch zur Schiebetür und blickte ebenfalls nach unten. Das Schauspiel, das sich unter ihnen abspielte, raubte ihr den Atem.
    Die Independence sank.
    Von den acht Pfeilern der Bohrinsel waren fünf eingeknickt. Die westliche Seite der Hauptplattform tauchte tief in das bewegte Meer ein, die östliche Seite hing gewissermaßen in der Luft, gehalten lediglich von den verbliebenen drei Pfeilern. Wo die Stege mit der Hauptplattform verbunden gewesen waren, klafften mehrere Meter breite Spalten. An deren Enden ragten abgebrochene und wirr in alle Richtungen verbogene Stahlträger in die Luft. Sie erinnerten Emma an Adern und Sehnen ausgerissener Gliedmaßen. Die Hauptgebäudeeinheit hing ebenso schräg in der Luft wie die wenigen noch verbliebenen Aufbauten. Vom Bohrturm selbst war nichts mehr zu sehen. Wo dieser heruntergekracht war, fehlte ein etwa dreißig Meter langes Teilstück des Verbindungsstegs.
    Von Nick keine Spur. Hatte ihn der herabstürzende Bohrturm mit in die Tiefe gerissen?
    Obwohl Emma die traurige Wahrheit mit eigenen Augen sehen konnte, weigerte sie sich, Nicks Tod zu akzeptieren.
    »He, Miss Fisher!« Collins legte ihr die Hand auf die Schulter und deutete mit dem Daumen der anderen Hand hinter sich.
    Auf einem Klappsitz saß vornübergebeugt ein Mann. Er saß nur knapp über dem Boden, weswegen Emma ihn vorhin zwischen all den anderen Männern offensichtlich übersehen hatte. Er trug zerrissene Klamotten, stützte seinen Lockenkopf auf beide Hände und konnte kaum die Augen offen halten.
    Emma blinzelte ungläubig, und für einen Augenblick vergaß sie sogar zu atmen. Halluzinierte sie etwa schon wieder? Sie merkte, dass ihr der Mund vor Staunen offen stand, und klappte ihn zu.
    Nick grinste, wenn auch gequält.
    Der Stein, der Emma vom Herzen fiel, wog mehr als die gesamte Independence.
    »Nick!« Sie lief zu ihm, ging in die Hocke und schlang die Arme um ihn. »O mein Gott, ich dachte schon …«
    »Hey, ich fühle mich zwar wie nach einem Zwölf-Runden-Schwergewichtskampf, aber ansonsten fehlt mir nichts.«
    »Hauptsache, du lebst.« Sie küsste ihn auf den Mund und wuschelte ihm durch die Locken.
    Rusty Simmons trat zu ihnen. »Joshua hat Ihren Freund gepackt, während ich Sie geschnappt habe. Ganz schön enge Kiste gewesen …« Er grinste.
    Emma nickte. »Danke.«
    »Klar.« Rusty Simmons wandte sich ab und ließ sie alleine.
    »Was ist mit Donovan?«, wollte Nick wissen.
    »Fischfutter.«
    »Franklin?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Tot.«
    Ein dumpfes Dröhnen erfüllte die Kabine.
    Nick hob eine Augenbraue. »Dort unten geht’s ab.«
    »Sehen wir es uns an.« Sie schnappte seine Hand und half ihm auf die Beine. Hand in Hand traten sie neben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher