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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun
Autoren: David Gilman
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gehalten wurde. Einst war es ein Gefängnis für geisteskranke Kriminelle gewesen, das auf den Fundamenten eines Außenpostens der zwanzigsten römischen Legion errichtet worden war, aber die Aufseher hatten das gruslige Heulen des Windes und die gequälten Schreie der Häftlinge nicht lange ausgehalten. Vor hundert Jahren hatte man das Gebäude, das allen Stürmen trotzte, zu einer Schule umgebaut. Die Jungen mussten in den anspruchsvollen Unterrichtsstunden ihre Intelligenz und beim Sport ihre körperliche Fitness unter Beweis stellen.
    Der Fahrer lächelte. Kein Wunder, dass die Verfolgung des jungen Mannes, der in dem Tunnel gestorben war, so lange gedauert hatte. Er war ein Schüler der Dartmoor High gewesen.
    Fergus Jackson, der Schuldirektor, stand in der gekachelten Eingangshalle. Die zerknitterte Cordhose, der grob gestrickte Pullover über dem karierten Hemd und robuste Wanderstiefel verliehen ihm das Aussehen eines Bauern. Wenn er sich mit den schwieligen Händen durch den struppigen grauen Haarschopf fuhr, gewann man den Eindruck, dass er eine Frage nicht beantworten konnte oder Zeit gewinnen wollte. Dadurch wirkte er oft unsicher, aber bloß auf diejenigen, die ihn nicht kannten. Mit dieser Geste verschleierte er nämlich nur, dass er sein Gegenüber eingehend musterte.
    So wie jetzt die beiden Männer, die in die Halle getreten waren. Er schloss die schwere Eichentür hinter ihnen und fuhr sich durch die Haare.
    Er hatte sie vom Fenster seines Arbeitszimmers aus beobachtet, bevor er auf ihr hartnäckiges Läuten reagierte. Als sie aus dem Range Rover stiegen, schienen sie den heftigen Regen gar nicht zu bemerken. Es waren zwei kräftige junge Männer mit kurz geschorenen Haaren und Bartstoppeln im Gesicht. Während er sie ins Haus führte, verfolgte er jede ihrer Bewegungen, sah ihre Blicke durch die Eingangshalle huschen und registrierte, dass sie sich kurz in die Augen sahe n – ein Zeichen dafür, dass sie alles um sich herum professionell erfasst hatten.
    »Entschuldigen Sie bitte, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich Ihnen die Tür aufgemacht habe. Wir haben Ferien und zurzeit sind nur ein paar Lehrer im Haus. Die wenigen Jungen, die noch hier sind, haben das Klingeln wohl geflissentlich ignoriert. Ich heiße Fergus Jackson und bin der Leiter dieser Schule.«
    Wieder wechselten die Männer einen Blick. Der alte Dinosaurier hatte ihnen alles verraten, was sie wissen mussten.
    M r Jackson hielt ihnen eine Hand hin und beide schüttelten sie kurz, ohne vorher die Handschuhe auszuziehen. Schlechte Manieren, befand er. Denen ist es wohl gleichgültig, was die Leute von ihnen denken. Jetzt bemerkte er, dass einer der Männer ein Tattoo auf dem schmalen Hautstreifen zwischen Handschuh und Jackenärmel trug. Es waren drei Wörter, allerdings war bloß eins davon ganz zu erkennen, die anderen nur zum Teil: …nni a – Velvollisuu s – Tah…
    »Wir bekommen nicht oft Besuch. Haben Sie sich verfahren?«, fragte M r Jackson.
    Der Mann, der auf der Fahrerseite des Geländewagens ausgestiegen war, zog eine kleine lederne Brieftasche aus der Innentasche seiner Jacke.
    »M r Jackson, verzeihen Sie die Störung. Mein Name ist Stanton und das ist Drew.« Er sprach mit einem leichten Akzent. M r Jackson vermutete, dass er einige Zeit in Skandinavien verbracht hatte.
    Stanton klappte die Brieftasche auf und hielt sie M r Jackson hin, der auf der Suche nach seiner Brille erst einmal seine Brust abklopfte, dann eine Hand unter den Pullover schob und die Brille umständlich aus der Hemdtasche fischte. Die Männer warteten, während er den Ausweis untersuchte.
    »Sicherheitsdienst? MI5?«
    Der Fahrer nahm ihm den Ausweis lächelnd ab. Als er ihn zusammen mit der Brieftasche wieder in der Innenseite seiner Jacke verstaute, erhaschte M r Jackson einen kurzen Blick auf sein schwarzes Schulterhalfter. Darin steckte eine halb auto-matische Pistole, die im Ernstfall schnell gezogen werden konnte.
    »Wir sind hier, um Erkundigungen über einen Ihrer ehemaligen Schüler einzuziehen. Danny Maguire«, sagte Stanton. »Der Junge, der vor zwei Tagen in der Londoner U-Bahn gestorben ist.«
    »Ja, eine tragische Geschichte.« M r Jackson sah noch einmal die Nachrichtenbilder vor seinem inneren Auge vorbeiziehen: den Krankenwagen und die Rettungssanitäter, die Dannys Leiche bargen.
    »Wir gehen davon aus, dass er versucht hat, mit einem Jungen Ihrer Schule Kontakt aufzunehmen. Mit Max Gordon«, sagte Drew.
    Das war kein
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