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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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zu mischen. Er trug eine Jeans und ein graues, zerknittertes T-Shirt mit der Aufschrift »Athletic Department«. Außerdem hatte er einen zerfledderten Isaac-Asimov-Roman dabei. Den ganzen Morgen über saß er auf verschiedenen Parkbänken, las im Tausendjahresplan , musterte die eine oder andere Studentin, aber vor allem verfolgte er Marianne, Marianne. Na gut, er war ein bisschen zwanghaft. Wenn er sonst keine Probleme hatte …
    Er hatte das Mädchen wirklich gern und hatte sie mittlerweile vierundzwanzig Stunden lang beobachtet. Dabei hatte sie ihm das Herz gebrochen. Denn sie hatte alles ausgeplaudert. Das wusste er genau, weil er ein Gespräch mit ihrer besten Freundin Cindi belauscht hatte. Da war es um eine ›»Beratung« gegangen, die sie in Anspruch genommen hatte. Dann hatte sie noch eine zweite »Beratungssitzung« gehabt, entgegen seiner ausdrücklichen Anweisung.
    Fehler, Marianne.
    Nach dem Zwölf-Uhr-Kurs in − oh, wie entzückend − britischer Literatur des 18. Jahrhunderts verließ Marianne, Marianne das Universitätsgelände, und er ging ihr, umringt von mindestens zwanzig Studenten, nach. Er sah sofort, dass sie auf dem Weg in ihre Wohnung war. Gut so.
    Vielleicht war sie schon fertig für heute, oder aber sie hatte eine längere Pause bis zum nächsten Seminar. Ihm war es egal. Sie hatte gegen die Regeln verstoßen und musste die entsprechenden Konsequenzen zu spüren bekommen.

    Als ihm klar war, wohin sie wollte, beschloss er, sie dort zu überraschen. Als Senior-Studentin durfte sie außerhalb des Universitätsgeländes wohnen, und so teilte sie sich mit ihrer jungen Freundin Cindi eine kleine Zweizimmerwohnung am Davis Place, unweit der Thirty-ninth Street. Er stieg die Treppe in den dritten Stock hinauf und betrat ohne Schwierigkeiten die Wohnung. Die Tür war mit einem einfachen Schloss gesichert. Ein Witz.
    Er wollte es sich, während er wartete, bequem machen und zog sich aus, legte die Schuhe und sämtliche Kleidungsstücke ab. In Wirklichkeit wollte er bloß nicht, dass seine Sachen Blutspritzer abbekamen.
    Dann wartete er auf das Mädchen, las noch ein bisschen in seinem Buch, hing herum. Sobald Marianne ihr Schlafzimmer betreten hatte, schlang der Schlachter die Arme um sie und legte ihr das Skalpell an den Hals.
    »Hallo, Marianne, Marianne«, flüsterte er. »Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst den Mund halten?«
    »Ich habe zu niemandem was gesagt«, erwiderte sie. »Bitte.«
    »Du lügst. Ich habe dir gesagt, was passiert, wenn du lügst. Verdammt noch mal, ich hab es dir sogar gezeigt .«
    »Ich hab nichts verraten. Ich schwöre.«
    »Ich habe auch geschworen, Marianne. Bei den Augen meiner Mutter.«
    Dann zog er das Skalpell von links nach rechts über die Kehle des College-Mädchens. Und dann noch einmal in die andere Richtung.
    Während sie sich auf dem Boden wand und langsam erstickte, machte er ein paar Aufnahmen.
    Preisverdächtig, keine Frage. Er wollte Marianne, Marianne für immer im Gedächtnis behalten.

12
    Am nächsten Abend war der Schlachter immer noch in D.C. Er wusste genau, was Jimmy Hats darüber dachte, aber Jimmy war ein Feigling und hing an seinem Leben, deshalb fragte er auch nicht: Hast du eigentlich überhaupt eine klare Vorstellung davon, was du jetzt machen willst, verdammt noch mal? Oder wieso wir immer noch in Washington sind?
    Nun, diese Vorstellung hatte er in der Tat. Er lenkte einen gestohlenen Chevrolet Caprice mit abgedunkelten Scheiben durch eine Gegend in D.C., die Southeast genannt wurde, auf der Suche nach einem ganz bestimmten Haus. Er war bereit, noch einen Mord zu begehen, und das alles nur wegen Marianne, Marianne und ihrer großen Klappe.
    Er hatte die Adresse im Kopf und glaubte, dass es nicht mehr weit sein konnte. Einmal musste er noch zuschlagen, dann konnten er und Jimmy dieser Stadt endgültig den Rücken kehren. Fall abgeschlossen.
    »Die Gegend hier erinnert mich an zu Hause«, meldete sich Jimmy Hats vom Beifahrersitz aus zu Wort. Er versuchte seiner Stimme einen möglichst gelassenen und beiläufigen Klang zu geben, als wäre es ihm gleichgültig, dass sie so lange nach den Schüssen auf den Chinamann immer noch in D.C. festsaßen.
    »Wieso denn das?«, fragte der Schlachter nach, die Zunge fest in eine Backe gepresst. Er wusste, was Jimmy gleich sagen würde. Wie fast immer. Um ehrlich zu sein, Jimmy Hats’ Berechenbarkeit hatte in den meisten Fällen eine beruhigende Wirkung auf ihn.
    »Weil alles in die Brüche geht,
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