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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater
Autoren: Walter Farley
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er die Führleine an Blitz’ Halfter befestigte. »Zieh nur keine voreiligen Schlüsse«, knurrte Henry.
    Wenige Minuten später führte Alec Blitz über die Rampe auf den Flugplatz hinaus. Von einem begeisterten Empfang wie daheim in den Staaten war nichts zu merken; kein einziger Reporter war erschienen. Nur ein Mann, der offensichtlich auf sie gewartet hatte, kam ihnen entgegen.
    Er zog seinen Hut und empfing sie mit den Worten: »Ich begrüße Sie mit großer Freude in Spanien!« Dann stellte er sich als ihr Gastgeber vor.
    Er sprach recht gut Englisch und glich der Beschreibung aufs Haar, die Hudson von ihm gegeben hatte: groß, kräftig und häßlich, denn sein Gesicht war durch eine lange, tiefe Narbe, die die ganze rechte Wange spaltete, schwer verunstaltet. Alec wäre beinahe zurückgeprallt, als er dieses Gesicht sah: die leichenblasse Haut, die schweren Kinnladen, die dunklen Ringe unter den Augen. Und was der Mann für Augen hatte! Sie waren nachtschwarz und blickten stechend scharf. Dabei wanderten sie ruhelos umher, von Alec zu Henry, von diesem zu Blitz. In diesem seltsam starren Gesicht schienen sie das einzige Lebendige zu sein. Offenbar war der Mann, trotz seiner kräftigen Gestalt, irgendwie krank, mutmaßte Alec, jedenfalls war er sehr nervös.
    Henry schüttelte die riesige Pranke des Mannes und sagte: »Auch wir freuen uns, Sie zu sehen, Don Gonzáles.«
    »Nennen Sie mich Angel, wenn ich bitten darf«, erwiderte der Mann mit lautem jovialen Lachen. Erstaunlicherweise klang seine Stimme nicht nur herzlich, sondern auch angenehm — tief und voll. »Wir wollen alle Formalitäten weglassen, wenn’s Ihnen recht ist«, fuhr er fort, »denn mir kommt es vor, als würden wir einander seit Jahren kennen. Darf ich Sie Henry nennen? Und Sie Alec?« Beide nickten zustimmend, ohne einen Blick von ihrem Gegenüber zu lassen. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten. Er konnte kaum älter sein als 25 Jahre, doch an seinem Gesicht ließ sich das nicht erkennen. Nur die kräftige muskulöse Gestalt und sein ungestümes Lachen verrieten seine Jugend.
    »Kommen Sie, liebe Freunde«, sagte er und schwenkte seinen großen Hut. »Ich kann Sie nicht schnell genug zu mir in mein Heim bringen. Es gibt nichts, was uns hier noch aufhalten könnte; ich habe die Einfuhrformalitäten schon erledigt.« Gonzáles ging mit der Anmut eines Leoparden auf den gelben Kombiwagen zu. Alec folgte ihm mit Blitz, gespannt darauf, was sie weiter erleben würden.
    Henry, der hintendrein kam und sich umsah, fragte: »Sind Sie allein hierher gekommen? Ich sehe niemand bei dem Wagen. Wollen Sie den Wagen selbst fahren? Blitz ist eine kostbare Ladung!«
    Gonzáles lächelte: »Gewiß! Aber meine Leute haben für schnelle Pferde nicht so viel übrig wie ich. Deshalb ist niemand mitgekommen, um Blitz zu begrüßen. Und ich bin ein guter Fahrer; Blitz wird nichts passieren.« Er sah sich bei diesen Worten nach Blitz um; danach streiften seine Augen Alec, während er weiterging.
    Blitz betrachtete den überdachten Anhänger verächtlich, ließ sich aber ohne Widerstand von Alec hineinführen. Er streifte die gepolsterten Innenwände; der Raum hier war nicht größer als seine Box im Flugzeug. Alec vergewisserte sich, ob die Stricke, die Blitz hielten, fest genug waren, und setzte sich dann auf den Rücksitz des Kombiwagens; von dort aus konnte er Blitz durch das kleine Fenster des Anhängers beobachten und ihm zusprechen.
    Sie fuhren langsam durch die Vororte mit dem typischen Leben und Treiben der spanischen Bevölkerung, das von dem in New York nicht sehr verschieden war. Alec dachte, daß sich die Bewohner der großen Städte heutzutage wohl in der ganzen Welt glichen.
    Sobald sie die Vororte hinter sich hatten, konnten sie schneller fahren. Sie kamen durch mehrere lehmfarbene Dörfer, die alle eine stattliche Kirche aufwiesen. Die Straße führte durch eine weite Ebene und wandte sich schließlich einem breiten Fluß zu. Hier gab es dichten Baumbestand, und vom Fluß her verteilten sich Bewässerungsgräben in die Felder. Schließlich stoppte Gonzáles den Wagen vor einem großen schmiedeeisernen Tor. Ein darüber angebrachtes Schild trug die Inschrift:

    Donde los toros son bravos
    Los caballos correadores...

    »Wo die Stiere mutig sind und die Pferde schnell...« übersetzte Gonzáles. »Seid mir willkommen, liebe Freunde, in meinem Heim, das auch das eure ist!«
    »Uns interessieren vor allem die Pferde...« begann Henry, wurde aber
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