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Blick in Den Abgrund -3-

Blick in Den Abgrund -3-

Titel: Blick in Den Abgrund -3-
Autoren: Shannon Mckenna
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lässt sich nicht aus der Reserve locken, auch von Connor und mir nicht. Er glaubt, dass er für uns immer stark sein muss. Weißt du, was mit unserem Vater passiert ist?«
    Sie nickte.
    Sean bedachte sie mit einem langen verwunderten Blick. »Hm. Also hat er dir seine ganzen düsteren Geheimnisse verraten. Er muss verrückt nach dir sein.«
    »Zumindest mache ich ihn verrückt. So viel ist sicher.«
    Sean berührte Davys Stirn. »Er hat sich die Beine ausgerissen, um für uns Vater, Mutter und befehlshabender Offizier zu sein. Und das, seitdem er vierzehn war. Er hat sich keine einzige Verschnaufpause gegönnt. Er hat vergessen, wie das geht.«
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt, darum nickte sie wortlos.
    »Und je mehr man ihn bedrängt loszulassen, desto schlimmer wird es«, setzte Sean hinzu. »Dieser unverbesserliche Dickschädel!« Er legte seine verschränkten Arme auf das Bett und vergrub das Gesicht dazwischen. Seine breiten Schultern bebten.
    Margot berührte ihn sanft. Er zuckte zusammen, und sie zog ihre Hand schnell wieder weg. »Bitte nicht«, sagte er dumpf. »Es ist nichts Persönliches. Ich mag das einfach nicht.«
    »Entschuldigung«, wisperte sie. »Ich werde euch beide jetzt allein lassen.«
    Sie wich zurück, bis ihre Schultern gegen die Tür stießen, dann wischte sie sich die Tränen aus den Augen, damit sie klar genug sehen konnte, um einen letzten Blick auf Davy zu erhaschen.
    Anschließend trat sie hinaus in den Flur. Besser gesagt, sie trieb in den luftleeren Raum davon. Seth saß nicht mehr auf dem Stuhl vor der Tür. Margot setzte sich in Bewegung, ohne zu wissen, wohin sie gehen sollte. Sie folgte den reflektierenden Lichtstreifen in der Mitte der glänzenden weißen Bodenfliesen, um sich zu orientieren. Als sie an eine kahle Wand gelangte, drehte sie sich im Kreis, bis sie einen weiteren Lichtstreifen, einen weiteren weißen Flur fand.
    Sie konnte nicht hierbleiben – ein hilfloser Parasit, der sich an Davy McCloud und seiner Familie festsaugte. Sie fühlte sich leer und verloren. Sie hatte ihm ihre Bürde auferlegt, und das war nun das Resultat. Um ein Haar hätte sie seinen Tod verschuldet. Sie wollte ihn umsorgen, aber sie war nur noch ein Stück Ballast, das im Weltraum umhertrieb. Ohne Ziel. Ohne Identität.
    Margot wusste noch nicht mal, was aus ihrer Handtasche geworden war. Sie hatte weder ein Taschentuch, um sich die Nase zu putzen, noch zwei Vierteldollar, um einen Anruf zu machen.
    Nicht, dass es jemanden gegeben hätte, den sie anrufen könnte. Ihr Blick fiel auf eine Uhr, die oben an der Wand hing und anzeigte, dass es 3:45 Uhr morgens war. Noch vor neun Monaten hätte sie nicht gezögert, eine ihrer Freundinnen anzurufen, um sich abholen zu lassen, aber es war so viel Zeit vergangen. Unfassbare Ereignisse hatten sie von Grund auf verändert. Jenny oder Pia oder Christine würden sie vielleicht gar nicht wiedererkennen. Sie könnte ihnen Angst einjagen, als wäre sie eine Kriminelle oder Drogenabhängige. Ein menschliches Wrack, das man nicht mit dem Silberbesteck allein lassen durfte.
    Doch irgendwo musste sie anfangen. Sie musste jemanden finden, der sie seine Dusche benutzen und auf seiner Couch schlafen ließ. Gott, wie sie ihre Mutter vermisste! Sie schniefte, Tränen verschleierten ihre Sicht, und sie schlug sich das Bein schmerzhaft an einem der Plastikstühle an. Sie ließ sich darauf sinken und ihn ihr Gewicht tragen.
    In diesem Zustand konnte sie Davy McCloud nicht gegenübertreten. Er verdiente Besseres. Sie hatte keine Mitte mehr, kein Ich. Sie war kaum mehr ein Mensch, nur noch Ballast. Sie hätte geweint, um den Schmerz zu lindern, aber ihr fehlte die Kraft.
    Der Minutenzeiger schlich über das Zifferblatt. Sie war in einer Zeitschleife gefangen. Das Licht flackerte und mischte sich mit den Tränen in ihren Augen, bis sich bizarre Muster formten. Ihre Lider waren so schwer – wie ihre Beine, ihr Herz. So höllisch schwer.
    »Mag Callahan?«
    Ihr Kinn, das auf ihrer Brust geruht hatte, ruckte nach oben. Ihr Nacken schmerzte von der vornübergebeugten Haltung. Sie war eingeschlafen.
    Sie rieb sich die Augen und fokussierte sie auf einen großen, akkurat gekleideten dunkelhäutigen Mann. Er hielt einen Kaffeebecher in der Hand. »Sind Sie Mag Callahan?«
    Margot nickte. Es gab nichts hinzuzufügen. Keine Neugier, keine Angst, keine Hoffnung. Sie schaute ihn mit stumpfem Blick an.
    »Ich bin Detective Sam Garrett vom San Cataldo Police Department. Wir hatten
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