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Bleib bei mir, kleine Lady

Bleib bei mir, kleine Lady

Titel: Bleib bei mir, kleine Lady
Autoren: Barbara Cartland
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was aus dir wird, wenn ich weg bin. Ich finde, du solltest nach Hause zurückgehen.“
    „Bitte, laß uns darüber nicht sprechen“, sagte Gracila und wunderte sich plötzlich, wie selbstverständlich sie beide vom förmlichen Sie zum mehr vertrauten Du übergegangen waren. „Ich möchte mein Geschenk von fünf Stunden nicht damit vergeuden, über unangenehme Dinge zu sprechen.“
    „Aber mein Liebling, ich muß über deine Zukunft nachdenken.“
    Gracila schüttelte den Kopf. „Du hast es entschieden abgelehnt, an dieser Zukunft teilzuhaben, und hast daher nur ein Recht, dich auf die Gegenwart zu konzentrieren.“
    Sie setzte sich, weil sie plötzlich das Gefühl hatte, die Beine wollten ihr den Dienst versagen.
    „Du mußt vernünftig sein, meine geliebte Gracila“, sagte Lord Damien. „Du kannst dich weder lebenslänglich in Barons’ Hall verstecken, noch kannst du – das hast du selbst zugegeben – allein nach London gehen.“
    „Ich brauche jemanden, der sich um mich kümmert“, entgegnete Gracila leise.
    „Ich weiß. Aber ich bin nicht der Richtige dazu.“
    Wieder wollte sie ihn bitten, bei ihm bleiben und seine Frau werden zu dürfen, aber sie liebte ihn so sehr, daß sie es ihm nicht noch schwerer machen wollte.
    „Du hast mich mit einem flüchtigen Meteor verglichen“, sagte sie daher, „und ein Meteor sucht selbst seinen Weg am Firmament.“
    Gracila spürte, daß er ihr widersprechen und sie noch einmal bitten wollte, doch vernünftig zu sein, doch er schwieg.
    Sie sah auf die Uhr.
    „Ich muß zurückgehen“, sagte sie. „Mrs. Hansell wird mir bald den Tee bringen.“
    „Kommst du heute abend noch einmal?“ fragte Lord Damien.
    Gracila schüttelte den Kopf.
    „Lieber nicht. Wir würden uns nur noch unglücklicher machen, als wir es schon sind.“
    Er war bitter enttäuscht.
    „Wir waren immer in der Sonne zusammen“, sagte Gracila schnell. „Ich möchte früh ins Bett gehen und mich auf morgen freuen und daran denken, wie wir zusammen fröhlich sein werden, ehe wir uns Lebewohl sagen müssen.“
    Lord Damien trat einen Schritt auf sie zu, als wolle er sie noch einmal in die Arme nehmen, doch dann blieb er plötzlich stehen und sein Mund wurde schmal.
    „Eines Tages wirst du es verstehen“, sagte er, „und du wirst zugeben, daß ich richtig gehandelt habe.“
    „Und ich werde wissen“, fügte Gracila hinzu, „was ich jetzt schon weiß – daß du ein Mensch bist, der seine Prinzipien hat, der gut und anständig ist und den ich liebe und verehre und bewundere.“
    Bei den letzten Worten zitterte ihre Stimme, und sie lief schnell aus der Bibliothek.
    Die Tränen strömten ihr über die Wangen, als sie die Treppe hinaufstieg und durch den staubigen Gang rannte.
    In ihrem Zimmer warf sie sich auf das Bett und weinte so lange, bis sie vor Erschöpfung nicht mehr weinen konnte.
    Und später am Abend konnte sie sich nur mit größter Mühe davon abhalten, zu ihm zu laufen.
    Sie wußte, daß er allein in der Bibliothek sitzen und es ganz leicht sein würde, zu ihm zu gehen, aber sie widerstand der Versuchung nicht nur mit ihrer ganzen Willenskraft, sondern auch mit ihrem Herzen.
    Sie hatte das Gefühl, daß Lord Damien die eigenen Wünsche und Begierden noch nie in seinem Leben so gezügelt hatte wie jetzt, und dies war der Beweis seiner wirklich großen Liebe zu ihr.
    Wir sind füreinander bestimmt, dachte sie. Wie kann das Leben so grausam sein, uns zu trennen und zu zwingen, getrennt zu leben?
    Gracila konnte nicht schlafen. Während der ganzen Nacht mußte sie an Lord Damien denken, und sie suchte krampfhaft nach einer Möglichkeit, wie sie dem Unvermeidlichen, das Lord Danken ihr geschildert hatte, entkommen und so leben könnten, wie sie es sich beide so sehnlichst wünschten – ruhig und zufrieden in Barons’ Hall.
    Nichts erschien ihr wünschenswerter, als mit Lord Damien Zusammensein und ihm bei seinen Verpflichtungen helfen zu können.
    Ihr Vater hatte immer alle Hände voll zu tun. Er mußte sich um die Bewirtschaftung seiner Ländereien kümmern, gehörte mehreren Komitees der Grafschaft an, die er im Oberhaus vertrat.
    Genau diese Art von Leben hätte auch Lord Damien geführt, wenn er nicht mit neunzehn Jahren den großen Fehler begangen hätte, es wegen einer Frau, die das Opfer nicht einmal wert war, über Bord zu werfen.
    Lord Damien hatte nie direkt von Phenice gesprochen, und da Gracila alles hatte wissen wollen, was mit seinem Leben in Zusammenhang stand, hatte
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