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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose
Autoren: Black Rose
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oder
wird für sein Verbrechen hingerichtet. Aber warum ist das ein Problem?«
    Sie sagte das in einem so lässigen Tonfall, mit einem
solchen Ausdruck von Gleichgültigkeit, dass Morrison sich fragte, ob sie es wirklich
ernst meinte. Danielle schien seinen Gedanken erraten zu haben. Ihr Lächeln
wurde plötzlich rätselhaft, mysteriös und doch irgendwie verständnisvoll, als
würden sie einander schon sehr lange Zeit kennen.
    »Wenn der eigentliche Schuldige, also derjenige, der hinter
allem steckt, sich deswegen Sorgen macht«, erklärte sie mit einer seltsam
erregenden Stimme, »muss er nur eins tun: dafür sorgen, dass der Angeklagte
einen Anwalt hat, der ihn vor dem Gefängnis oder der Hinrichtung retten kann – jemanden
wie Sie, Andrew Morrison.«
    Die Gäste an Bord der Black Rose tranken bis tief in
die Nacht. Belangloses Gerede und schamloses Gelächter, wissendes Blinzeln und
hintergründige Seitenblicke, und hin und wieder ein vereinzeltes sinnloses
Wort, und selbst das wurde so gelallt, dass man es nicht verstehen konnte. All
das wurde zur Ursache wilder, hysterischer Lachanfälle, denen plötzlich eine
totale Erschöpfung folgte, denn fast alle waren zu betrunken und zu benebelt,
um noch klar zu denken; und dann noch ein Wort und noch ein Ausruf und eine neue
Ausrede, um noch mehr zu trinken. Die Einzigen, die nüchtern blieben, waren
Morrison und Danielle. Je lauter die Stimmen der anderen wurden, je
übertriebener ihre Gesten, umso schweigsamer wurden die beiden. Kurz nach
Mitternacht entschuldigte sich St. James, gelangweilt und angeekelt von seinen
Gästen, und sagte, er müsse ins Bett.
    »Bringen Sie mich hier raus«, flüsterte Danielle ein paar
Minuten später und berührte Morrison an der Schulter. Den anderen verkündete
sie, sie brauche frische Luft.
    Morrison hielt den Blick auf Pamela Clark gerichtet, die
ein paar Stunden zuvor noch so besorgt gewesen war, die abfälligen Bemerkungen
ihres Mannes über St. James könnten mitgehört werden. Sie saß Morrison direkt
gegenüber und versuchte, ihm über den Lärm hinweg etwas zu sagen – etwas, woran
sie sich nicht mehr ganz erinnern konnte, als sie schließlich seine
Aufmerksamkeit hatte. Morrison lächelte und nickte, und als alle anderen zu lachen
begannen, stimmte er in das Gelächter ein, um erst dann langsam vom Tisch
aufzustehen. Er streckte die Arme aus und spazierte allein aus dem Salon.
    An Deck konnte er Danielle nicht gleich entdecken, war aber
froh, draußen in der kühlen Nachtluft zu sein und dem geistlosen Geplapper, dem
schweren Alkoholdunst und dem süßlichen Geruch aufgedonnerter Frauen entkommen
zu sein. Er starrte über das mondbeschienene Wasser hinweg auf die flackernden
Küstenlichter von Santa Barbara, beeindruckt von der Tatsache, dass jede noch
so kleine Veränderung der Perspektive eine neue Illusion erzeugte, das Gefühl,
dass etwas, das nicht einmal da war, irgendwie doch so nahe zu rücken schien,
dass man glaubte, es berühren zu können. Mit einem Anflug von Reue musste er
plötzlich über sich selber lachen, weil er nicht eine Sekunde darüber
nachgedacht hatte, dass Danielle ja eine verheiratete Frau war. Er war verdammt
schnell ihrem Wunsch nachgekommen. Fast war er froh, dass sie es sich offenbar
anders überlegt und nicht auf ihn gewartet hatte.
    In dem Moment berührte eine Hand seinen Arm. »Worüber
lachen Sie?«, fragte Danielle. Ihre Stimme klang wehmütig, atemlos. »Wie
einfach es ist, mit mir allein zu sein?«
    Und dann, bevor es ihm überhaupt bewusst wurde, lag sie schon
in seinen Armen.
    »Das sollten wir nicht …«, sagte sie, nachdem er sie
geküsst hatte. »Es ist zu gefährlich.« Doch ihre Augen, in denen sich das Mondlicht
spiegelte, waren voller Sehnsucht und Verlangen, und Morrison konnte an nichts
anderes denken als an sie und daran, wie gut sie sich anfühlte. Er küsste sie
erneut.
    »Danielle!« Nelson St. James stolperte an Deck. Er hatte
sie noch nicht gesehen. Er blickte immer noch in die andere Richtung.
    »Mein Gott, wenn er uns sieht …«, flüsterte Danielle erschrocken.
Morrison wollte gerade etwas sagen, ihr versichern, dass alles in Ordnung sei,
dass St. James sie nicht gesehen habe, als sie sich umdrehte und in der
Dunkelheit verschwand.
    »Oh, Sie sind’s, Morrison«, sagte St. James, als er auf ihn
zuging. Er hatte seinen Mantel ausgezogen und seine Krawatte gelockert. In der Hand
hielt er einen Drink. »Ich musste da raus«, erklärte er schroff. »Ich kann
Leute
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