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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose
Autoren: Black Rose
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Scheißkerl von
Mörder freizusprechen?«
    Morrison hob eine Augenbraue. »›Scheißkerl von Mörder‹, ›miese
Tricks‹: Solche Worte würden Sie also gebrauchen, wenn Sie oder sonst jemand – etwa
Mr. St. James«, fügte er mit einem undurchsichtigen Seitenblick hinzu – »eines
Mordes beschuldigt würden, den Sie nicht begangen haben? Ich wundere mich immer
wieder, wie viele Leute, die immer der Meinung waren, jeder Verdächtige sei
automatisch auch ein Schuldiger, plötzlich zu dem Schluss kommen, dass
Polizisten Idioten sind und das ganze System korrupt, wenn sie selbst eines
Verbrechens beschuldigt werden.«
    Clark wurde rot. Doch bevor er eine Entgegnung
hervorsprudeln konnte, beugte Danielle sich vor: »Was mich interessieren würde,
ist nicht, wie Sie einen dieser ›Scheißkerle von Mördern‹ verteidigen würden,
sondern wie Sie selbst einen Mord begehen würden, wenn Sie straflos davonkommen
wollten. Ja, erzählen Sie uns das!«, rief sie aus, wobei ihre Augen leuchteten.
»Jeder hier scheint von Morden fasziniert zu sein, aber Sie sind der Einzige, der
sich auskennt. Sie haben mit all diesen Leuten gearbeitet … all diese Prozesse
geführt … Sie müssen darüber nachgedacht haben! Also, was würden Sie tun, wenn
Sie jemanden umbringen, aber nicht erwischt werden wollten? Erzählen Sie uns
das, Andrew Morrison, erzählen Sie uns, wie man den perfekten Mord begeht!«
    »Den perfekten Mord?« Morrison zuckte die Achseln. »Ich
habe durchaus einige Fälle erlebt, in denen der Täter nicht gefasst wurde. Im
Gegensatz zu dem, was manche zu glauben scheinen, habe ich tatsächlich
Mandanten gehabt, denen man einen Mord zur Last legte, den ein anderer begangen
hat.«
    Eine feierliche Stille senkte sich auf den Tisch, die eher
Ausdruck eines Gefühls von Anstand war als echtes Gefühl. »Nun, selbst wenn man
diese Fälle berücksichtigt«, sagte Clark mit einem harten, zynischen Unterton
in der Stimme, »so sind doch die meisten Leute, die wegen Mordes vor Gericht gestellt
werden, und die meisten, die Sie freibekommen, in
Wirklichkeit …«
    »Der perfekte Mord …«, sagte Morrison, bevor Clark zu Ende sprechen
konnte. Er sah Danielle direkt an. »Zu einem perfekten Mord gehören drei Dinge:
eine Waffe, die unauffindbar bleibt; ein Alibi, das unwiderlegbar ist; und – das
Wichtigste von
allem – ein anderer, dem man die Schuld in die Schuhe schieben kann.«
    »Ein anderer, dem man die Schuld in die Schuhe schieben kann?«,
fragte St. James.
    Fast erleichtert wandte Morrison sich zu ihm um. Das war
ein Gesicht, vor dem er nicht zurückschrecken musste, ein Gesicht, das ihn
nicht vergessen ließ, was er zu sagen versuchte.
    »Niemand stellt sich gern vor, dass jemand ungestraft mit
einem Mord davonkommen könnte. Ein Anwalt muss den Geschworenen daher das
Gefühl geben, dass der wirkliche Mörder, wer immer das sein mag, irgendwo da
draußen frei herumläuft und ungestraft davonkommen wird, wenn sie nicht dafür
stimmen, den Angeklagten freizusprechen.«
    »Aber wir sprechen von dem perfekten Mord, also
einem Mord, bei dem der Killer gar nicht erst gefasst wird«, erinnerte ihn St.
James.
    »Es läuft auf das Gleiche hinaus: Man muss jemand anderem die
Schuld in die Schuhe schieben können. Die einzige Möglichkeit, straffrei einen
Mord zu begehen, besteht darin, die Polizei davon zu überzeugen, dass sie den
richtigen Mann hat. Polizeibeamte suchen so gut wie nie nach einem zweiten
Verdächtigen, sobald sie den ersten haben. Da gibt es natürlich ein Problem …«
    Niemand war bereit, eine Vermutung zu wagen. Wenn man mit
einem Mord davonkommen konnte, wenn das so einfach war, wie Morrison behauptet
hatte, welches Problem, falls es überhaupt eins gab, konnte sich dann an
Bedeutung damit messen?
    »Statt nur einen Mord zu begehen«, sagte Morrison
schließlich, »würde man zwei begehen.«
    Danielle erfasste die Schwere der Schuld, die derjenige auf
sich laden würde, der einen perfekten Mord beginge, als Erste. »Weil man
letztlich auch die Person töten würde, auf die man den Verdacht lenkt«, sagte
sie mit einem strahlenden Lächeln. »Die Polizei nimmt den vermeintlichen Mörder
fest, er wird wegen Mordes angeklagt, und obwohl er vollkommen unschuldig ist,
sprechen alle Beweise gegen ihn, und jeder glaubt, er sei einer dieser ›Scheißkerle
von Mördern‹, wie Wendell es so elegant ausgedrückt hat. Die Geschworenen
sprechen ihn schuldig, und er verbringt sein Leben entweder im Gefängnis
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