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Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen

Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen

Titel: Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen
Autoren: J.R. Ward
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aufnehmen.«
    Die harte Hand lockerte ihren Griff, dann streichelte sie ihren Arm, bewegte sich warm und stark über ihre Haut.
    Er senkte den Blick auf die Stelle, an der er sie berührte, einen Ausdruck tiefer Konzentration auf dem Gesicht. »Gut. Das ist gut. Ihr beide seid ein wirklich schönes Paar. Eine verdammte Inspiration. Aber eines musst du dir merken. Wenn du ihm noch einmal wehtust, dann werde ich dich als meine Feindin betrachten. Haben wir uns verstanden?«
    Damit drehte sich der Vampir auf dem Absatz um und stapfte aus dem Zimmer.
     
    Butch tigerte nervös durch die Bibliothek im großen Haus, er fühlte sich eingekerkert von den ganzen Lederfolianten und Klassikern in den Regalen um ihn herum. Sie erinnerten ihn an all das, was er nicht gelesen hatte, all den Kulturquatsch, von dem er nie Teil gewesen war, all die höhere Bildung, die er nie erhalten hatte.
    Praktische Intelligenz und Cleverness waren seine Baustelle, und er hatte immer geglaubt, das wäre genug.
    Nur wünschte er sich jetzt, er wäre ein verdammter Stipendiat an der Kunstschule in Chicago gewesen.
    Fluchend zwang er sich dazu, vor dem Kamin stehen zu bleiben. Den Blick in die Flammen gerichtet, nestelte er am Kragen seines Seidenhemdes. Strich die Prada-Anzugjacke
glatt. Überprüfte, ob seine Schuhe auf Hochglanz poliert waren. Er wollte perfekt sein für diese Frau. Nach all den Missverständnissen und … der anderen Sache betete er, dass sie endlich die Chance auf eine gemeinsame Zukunft hätten.
    Deshalb wollte er wenigstens so aussehen, als wäre er ihrer würdig.
    Der Duft einer Meeresbrise wehte in den Raum, und Butch schloss die Augen, saugte den Geruch tief in die Lungen ein. Er musste sich wappnen, bevor er sich umdrehte.
    O mein Gott, sie ist so schön.
    Marissa erschien im Türrahmen, und ganz kurz verkrampfte er sich, betrachtete sie nicht als reale Person, sondern als Ergebnis seiner Obsession. Ihre blassgelbe Robe und das hüftlange blonde Haar wirkten wie ein Halo, ihr Körper wurde zu dem Fantasiegebilde von Schönheit, das er in seinen Träumen gesehen hatte … und in seinen Alpträumen. Über den Raum hinweg sah sie ihn an, und sein armseliges, rasendes Herz verwandelte sie in eine Vision seiner katholischen Kindheit: die Madonna des Heils und der Liebe. Und er war ihr unwürdiger Diener.
    »Hallo, Butch.« Ihre Stimme war weich, sanft. Verheerend.
    »Marissa.« Diese Frau … diese Vampirin … war das, was er sich immer gewünscht und worum er nie zu bitten gewagt hatte. In jedem Fall viel zu gut für ihn.
    Und Gott steh ihm bei, er begehrte sie.
    Doch als sie in den Raum trat, warf er den ganzen Herzchen-und-Blümchen-Kram über Bord. Du lieber Himmel, wie geschwächt sie war. Sie bewegte sich ganz langsam, als spürte sie ihre Beine nicht, und sie war schrecklich blass, beinahe durchsichtig.

    Auch ihre Worte waren leise und kraftlos. »Butch … wir müssen reden.«
    Er nickte. »Ich weiß, was du sagen willst.«
    »Wirklich?«
    »Ja.« Er ging mit ausgestreckten Armen auf sie zu. »Weißt du denn nicht, dass ich alles für dich tun …«
    »Komm nicht näher.« Hastig rückte sie von ihm ab und stieß dabei rückwärts an ein Regal voller einheitlich blutroter Buchrücken. »Du musst dich von mir fernhalten. «
    Er ließ die Hände sinken. »Du musst dich nähren, richtig? «
    Ihre Augen weiteten sich. »Ja. Woher …«
    »Ist schon in Ordnung, Baby.« Er lächelte schwach, während in ihm eine Hitzewelle aufloderte. »Es ist absolut in Ordnung.«
    »Dann weißt du, was ich tun muss? Und du … hast nichts dagegen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es macht mir nichts aus. Nicht im Geringsten.«
    »Der Jungfrau sei Dank.« Sie stürzte zu dem Sofa und setzte sich hin, so plötzlich, als hätten ihre Knie nachgegeben. »Ich hatte solche Angst, es würde dich kränken. Für mich wird es auch so schwer sein, aber es ist der einzig sichere Weg. Und ich kann nicht länger warten. Es muss heute Nacht geschehen.«
    Dieses Mal ließ sie es zu, dass er näher kam.
    Er kniete sich vor sie und nahm ihre Hände in seine. Gott, sie waren so kalt. Sanft rieb er sie, wärmte ihre Finger.
    »Komm schon«, raunte er, voller gespannter Erwartung. »Gehen wir.«
    Ein verblüffter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. »Du willst zuschauen?«

    Er hielt ihre ineinander verschränkten Hände ganz still. »Zuschauen?«
    »Ich, äh … ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Dein Beschützerinstinkt geht manchmal mit
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