Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
falsche Tasse genommen.«
    »So? Entschuldigung.«
    Lucia nahm eine der anderen Tassen und reichte sie ihm. Sie tauschten die Tassen. »Das ist Sir Clauds Kaffee«, sagte sie, dann stellte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln die Tasse, die Raynor ihr zurückgegeben hatte, auf den Couchtisch und setzte sich wieder.
    Währenddessen hatte Raynor sich umgedreht, so daß er Lucia den Rücken zukehrte, und ging anschließend weiter in Richtung Arbeitszimmer, wobei er sich unterwegs verstohlen in die Jackentasche faßte. Bevor er aber die Tür erreicht hatte, fing Barbara ihn ab.
    »Tanzen Sie doch mit mir, Mr. Raynor«, bettelte sie mit ihrem gewinnendsten Lächeln. »Ich würde mir ja Dr. Carelli holen, wenn ich nicht wüßte, wie sehr er danach schmachtet, mit Lucia zu tanzen.«
    Raynor schwankte noch, da kam auf einmal Richard Amory zu ihm. »Beugen Sie sich lieber gleich ihrem Willen, Raynor«, meinte er. »Am Ende müssen Sie es ja doch. Geben Sie mir den Kaffee, ich bringe ihn meinem Vater.«
    Widerstrebend ließ Raynor sich die Tasse aus der Hand nehmen. Richard wandte sich ab, blieb noch einen Moment stehen und ging dann in Sir Clauds Arbeitszimmer. Inzwischen hatten Barbara und Edward Raynor die Schallplatte umgedreht und tanzten einen langsamen Walzer. Dr. Carelli sah ihnen ein Weilchen mit nachsichtigem Lächeln zu, dann ging er zu Lucia, die mit allen Anzeichen tiefer Niedergeschlagenheit auf dem Sofa saß.
    Carelli sprach sie an. »Es war sehr freundlich von Miss Amory, daß sie mir erlaubt hat, Sie an diesem Wochenende hier zu besuchen«, sagte er.
    Lucia blickte ein paar Sekunden lang schweigend zu ihm auf. Dann endlich sagte sie: »Ja, sie ist eben die Freundlichkeit in Person.«
    »Und so ein bezauberndes Haus!« fuhr Carelli fort.
    Dabei ging er um das Sofa herum und stellte sich dahinter. »Sie müssen es mir bei Gelegenheit einmal ganz zeigen. Ich interessiere mich sehr für die Wohnarchitektur dieser Periode.«
    Währenddessen kam Richard Amory wieder aus dem Arbeitszimmer. Ohne auf seine Frau und Carelli zu achten, ging er zu dem Tisch mit dem Arzneikasten und begann dessen Inhalt zu ordnen.
    »Miss Amory kann Ihnen über dieses Haus viel mehr erzählen als ich«, sagte Lucia zu Dr. Carelli. »Ich verstehe sehr wenig von solchen Dingen.«
    Carelli warf einen Blick in die Runde, um sich zu vergewissern, daß Edward Raynor und Barbara Amory auf der anderen Seite der Bibliothek noch Walzer tanzten und Caroline Amory still vor sich hin döste, während Richard Amory gerade den Arzneikasten wieder auf den Schrank stellte. Dann kam er wieder um das Sofa herum und setzte sich neben Lucia. Leise, aber eindringlich fragte er: »Haben Sie getan, worum ich Sie gebeten habe?«
    Noch leiser, fast flüsternd, antwortete Lucia mit Verzweiflung in der Stimme: »Kennen Sie gar kein Erbarmen?«
    »Haben Sie getan, worum ich Sie gebeten habe?«
    wiederholte Carelli noch eindringlicher.
    »Ich – ich –« begann Lucia, dann versiegten ihr die Worte. Unvermittelt stand sie auf, wandte sich von ihm ab, ging mit schnellen Schritten zur Dielentür und drehte den Knauf. Aber die Tür wollte nicht aufgehen.
    »Mit dieser Tür stimmt etwas nicht«, rief sie ins Zimmer zurück. »Ich bekomme sie nicht auf.«
    »Was ist los?« fragte Barbara, noch in Raynors Armen.
    »Ich bekomme die Tür nicht auf«, wiederholte Lucia.
    Barbara und Raynor ließen einander los und kamen zur Tür. Richard Amory stellte zuerst das Grammophon ab und ging dann ebenfalls hin. Beobachtet von Miss Amory, die zwar aufgewacht, aber sitzen geblieben war, und von Dr. Carelli, der am Bücherschrank stand, versuchten sie abwechselnd, die Tür zu öffnen, aber es gelang ihnen nicht.
    So bemerkte niemand, daß Sir Claud mit einer Kaffeetasse in der Hand aus seinem Arbeitszimmer kam, kurz stehenblieb und die bei der Tür versammelte Gruppe beobachtete.
    »Nicht zu fassen!« rief Raynor, der seine Bemühungen jetzt aufgab und sich zu den anderen umdrehte. »Sie muß sich irgendwie verklemmt haben.«
    Plötzlich tönte Sir Clauds Stimme so laut durch die Bibliothek, daß alle zusammenschraken. »Nein, sie hat sich nicht verklemmt. Sie ist abgeschlossen. Von außen.«
    Seine Schwester stand auf und ging auf ihn zu, aber bevor sie etwas sagen konnte, kam er ihr zuvor. »Sie wurde auf meine Anweisung abgeschlossen, Caroline«, sagte er.
    Nachdem sie nun alle zu ihm hersahen, ging Sir Claud an den Couchtisch, nahm ein Stückchen Zucker aus der Schale und tat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher