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Black Beauty

Black Beauty

Titel: Black Beauty
Autoren: Anna Sewell
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Meinung verstehen, aber ich muss das tun, was ich für richtig halte."
    Am Vortag der Wahl rannte Dolly weinend in den Hof. Ihr hübsches blaues Kleid war schmutzig. Als Jerry fragte, was denn los sei, antwortete sie stotternd: "Sie, also die Jungs, haben gesagt, dass ich eine Vogel … , Vogel …", sie schluchzte, "und dann haben sie mich mit Schlamm beworfen."
    Harry kam hinzugerannt und rief. "Diese roten Halunken, sie können doch meine kleine Schwester nicht als Vogelscheuche beschimpfen! Denen hab ich's aber gezeigt."
    Jerry schickte die kleine Dolly zu ihrer Mutter und zu Harry sagte er: "Gut, dass du deine kleine Schwester beschützt. Doch sollst du nie wieder Halunken auf eine Partei beziehen. Es gibt in jeder Partei Schufte - ob Rot oder Blau. Und die meisten, die sich darüber zanken, wissen gar nicht, worum es geht."
    Harry fragte verwundert: "Blau soll doch die Farbe der Freiheit sein, Vater!"
    "Aber mein Sohn, die Farbe ordnet man nur der Partei zu! Und die Partei ermöglicht dir lediglich die Freiheit, sich auf ihre Kosten zu betrinken, und danach beschimpft sie jeden, der nicht ihrer Meinung ist. Dann kannst du dich an Parolen heiser schreien - auch wenn du sie gar nicht verstehst. Das ist dann auch schon die ganze Freiheit!"
    Harry glaubte zuerst, sein Vater mache Witze. Doch Jerry erklärte weiter: "Eine Wahl, mein Sohn, ist was absolut Ernstes. Ich finde es nicht richtig, dass eine Partei mit solch schäbigen Mitteln nach Wählern buhlt. Es sollte jeder Mensch nach seinem besten Gewissen seine Stimme abgeben dürfen!"

Ein Notfall
    Als der Wahltag endlich da war, hatten Jerry und ich eine Menge Arbeit. Wir hatten etliche wichtige Fahrten zu erledigen - eine führte uns sogar zur Polizeistation. Als wir endlich wieder am Droschkenstand ankamen, waren alle Wagen unterwegs.
    Jerry nutzte die freie Zeit, mich zu füttern. An diesem Tag schien alles anders zu laufen als sonst, schneller und hektischer. Um so glücklicher war ich darüber, dass Jerry mich so verwöhnte. Er setzte sich zu mir und aß die Pastete, die Polly ihm am Morgen eingepackt hatte. 
    Auf den Straßen herrschte das Chaos. Überall rasten Wagen in den jeweiligen Parteifarben herum, ohne Rücksicht auf Mensch und Tier. Einmal sahen wir sogar einem Unfall zu, bei dem ein Mann und eine Frau einfach überfahren wurden. Doch schlimmer verhielten sich die Wähler, die teilweise stark angetrunken waren und aus ihren Wagen "Hurra!" riefen, wenn sie Leute aus ihrer Partei begegneten. Ich hatte nie zuvor einen Wahltag miterlebt und ich hoffe, dass ich nicht noch einmal einen miterleben muss.
    Kurz nachdem wir mit unserer Mahlzeit begonnen hatten, kam eine junge Frau mit einem ungefähr vierjährigen Kind auf dem Arm auf uns zu. Zielstrebig fragte sie Jerry, wie sie am schnellsten zum St.-Thomas-Krankenhaus käme. Der kleine Junge auf ihrem Arm weinte jämmerlich. Die Frau erzählte, sie wäre am Vormittag mit einem Marktwagen in die Stadt gekommen. Von der Wahl hätte sie nichts gewusst.
    Sie erzählte, dass ihr vierjähriger Sohn unter heftigsten Schmerzen leide und bis zum heutigen Tage nicht in der Lage war, auf seinen eigenen Beinen zu gehen. Sie hoffe nun, dass man ihm im Krankenhaus weiterhelfen könne. 
    Jerry klärte sie auf, dass in diesem Gewimmel wahrlich kein Durchkommen möglich wäre, und bot ihr an, in seiner Kutsche zu fahren. Die Frau lehnte ab, weil sie die Kosten auf keinen Fall tragen könne. Doch Jerry beruhigte sie und bot ihr eine kostenfreie Krankenfahrt an. Er habe doch selbst Frau und Kinder und brächte es nicht über sich, eine arme Mutter und ihr Kind den Gefahren dieses unüberschaubaren Gedränges auszusetzen.
    Gerade wollte die Frau einsteigen, da drängten sich zwei unverschämte Männer an ihr vorbei, dass sie fast gestolpert wäre, und sprangen in die Kutsche hinein. Jerry sagte: "Meine Herren, die Kutsche ist bereits für diese Dame hier besetzt."
    Da lachten die beiden und meinten geringschätzig: "Dame! Pah! Unsere Geschäfte sind auf jeden Fall dringlicher. Außerdem saßen wir zuerst im Wagen. Wir bleiben sitzen!"
    Da grinste Jerry spitzbübisch und schloss die Tür. "Schön, meine Herren. Bleiben Sie ruhig sitzen. Ich kann warten und Sie dürfen sich gerne ein Weilchen hier ausruhen." Dann marschierte er zu der jungen Frau, die bei meinem Kopf stand. 
    Natürlich dauerte es nicht lange, bis die Herren Jerrys Absicht durchschauten. Tatsächlich stiegen sie schimpfend wieder aus und drohten ihm mit
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