Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
aus der Wunde fließen.
    Der Meermann stach auf Neville ein, aber Neville duckte sich und trieb den eigenen Dreizack in den Feind. Der Dreizack des Meermanns schoß an Neville vorüber, verfehlte ihn völlig, durchtrennte jedoch die Leine, die Neville mit der Maschine verband, mit einem einzigen glatten Schnitt.
    »Neville!« rief Clive. Sein Mund füllte sich mit Salzwasser, und er zuckte unwillkürlich zurück. Er befand sich wieder im Wagen, zusammen mit Sidi Bombay und Horace Hamilton Smythe und dem Frankenstein-Ungeheuer. »Neville!« rief er noch einmal und eilte ans Fenster. Er sah außerhalb der Maschine Neville als Mann, der in der blaugrünen Flüssigkeit zappelte und kämpfte.
    Als Neville sich umdrehte, erblickte Clive sein Gesicht. Todesqualen verzerrten die Züge, und Ströme von Luftblasen stiegen von den Lippen auf. »Ich muß ihm helfen! Er ertrinkt!« Im selben Moment erfüllte auch schon wieder das Licht der funkelnden Sterne den Führerstand.
    Das Meer war verschwunden.
    »Mein Bruder! Mein Bruder!« Clive lehnte sich aus der Maschine und spähte in alle Richtungen. Alles war so, wie es zuvor schon gewesen war, ehe die Maschine in das merkwürdige Wasser tauchte, außer daß der Stern direkt über ihnen näher war denn je. Die Maschine wurde in seinen Strahlen gebadet, und die funkelnden Farben warfen seltsame bunte Schatten.
    »Wir müssen zurück! Neville wird sterben!«
    »In der Tat, o Major.« Sidi Bombay sah Clive ernst ins Gesicht. »Dein Bruder ist für dich verloren. Für uns alle.«
    »Smythe, kehr um! Das ist ein Befehl!«
    »Das kann ich nicht, Sör.« Horace Smythe wandte sich vom Armaturenbrett ab. »Ich kann uns unmöglich in die Regionen zurückbringen, die wir gerade durchquert haben, Sör.«
    »Was meinst du damit, Smythe?«
    Sidi Bombay stellte sich zwischen Clive Folliot und Horace Smythe. »Er meint, o Major, daß wir durch die Regionen der Psyche gekommen sind. Hades, Poseidon ... es gibt viele andere. Zum Beispiel die eisige, von riesigen menschenfressenden Würmern bewohnte Wüste. Dann die Wüste der Stürme. Dann der See des Tantalus. Höllen aller Arten.«
    »Dann wollen wir zu der wäßrigen Hölle zurückkehren und Neville retten!«
    »Das geht nicht, o Major. Es sind keine Orte, und diese Maschine kann uns auch nicht dahin bringen.«
    »Du meinst, sie sind nicht wirklich? Aber ich habe sie erlebt - und diese Maschine hat uns dorthin gebracht.«
    »Sie sind sehr real, o Major, aber nicht die Maschine hat uns dorthin gebracht. Es waren die Seelen der Folliots.«
    »Wäre ich in der feurigen Hölle wirklich umgekommen? Kann Neville in der wäßrigen Hölle noch immer leben?«
    »Die Folliots werden geprüft, o Major, wie andere Männer und Frauen nicht geprüft werden. Du hast deine Prüfung bestanden, und du bist noch immer hier bei uns. Dein Bruder hat die seine bedauerlicherweise nicht bestanden.«
    »Und starb?« Clive sah Sidi Bombay mit gramerfüllten Augen an.
    »Dein Freund du Maurier hat dich gelehrt, wie wenig der Tod bedeutet, Clive Folliot.«
    Clive ballte die Fäuste und schlug sich damit auf die Hüften, eine schwache Erleichterung von den Gefühlen, die ihn befallen hatten.
    Das Frankenstein-Ungeheuer gab mit knirschender, unmenschlicher Stimme zu bedenken: »Vielleicht hat Neville Folliot die Prüfung bestanden, kleiner Clive - und du hast versagt.«
    Clive packte die zerrissenen Schöße der schlechtsitzenden Jacke des Ungeheuers und richtete sich zu voller Größe auf. Er mußte immer noch hinaufsehen, um dem Ungeheuer ins Gesicht blicken zu können. Er versuchte, den Ausdruck zu lesen, der auf dem totengleichen Gesicht und in den großen dunklen Augen des Ungeheuers lag. In deren Tiefen erblickte er lediglich das Grab.
    Nach einem Augenblick ließ er die schwarze Kleidung los und stolperte von dem Ungeheuer weg. »Vielleicht hast du recht«, flüsterte er. Die Worte schmeckten bitter.
    Geräuschlos rutschte das Metall über die Vegetation und dann kam die Maschine fast ohne einen Laut auf der innersten Sonne der Spirale zum Stehen. Clive blinzelte. Was war geschehen? Augenblicke zuvor hatte er sich mit Sidi Bombay und Horace Hamilton Smythe und dem Frankenstein-Ungeheuer unterhalten. Die Maschine war durch die Schwärze auf den leuchtenden Stern zugestrebt.
    Und jetzt landete die Maschine einfach, als hätte die Zeit einen anderen Gang eingelegt.
    Clive fragte: »Sergeant Smythe?«
    Ehe Smythe jedoch antwortete, war die Maschine selbst verschwunden.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher