Bissgeschick um Mitternacht
Rest der Menschheit den Beweis für die Existenz der Vampire bringen. Er musste sich nur einen geschickten, ausgeklügelten, bissfesten Plan ausdenken. Aber dieser Plan musste leider bis Arbeitsschluss warten. Dirk van Kombast hob den Autoschlüssel und das silberne Köfferchen auf. Dann ging er mit entschlossenen Schritten auf seinen silbernen Sportwagen zu. Das neue Ärztehaus im Süden der Stadt wartete bereits auf seine Pröbchen.
Kaffee und
Bloody Mary
D as Café ›Moccastube‹ war eins der ältesten Cafés der Stadt Bindburg. Leider zählten seine Gäste auch zu den ältesten Bewohnern der Stadt. Um den natürlichen Schwund der Gäste, sozusagen dem Aussterben des Cafés, etwas entgegenzusetzen, veranstaltete die ›Moccastube‹ seit ein paar Monaten ein wöchentliches Café-Quiz. Die Besitzerin der ›Moccastube‹, Hildegard Schaumburg, hatte ihren letzten Urlaub in Irland verbracht und war dort zur begeisterten Anhängerin der dort üblichen Rätselrunde, dem sogenannten Pub-Quiz, geworden. Sie wandelte die Fragen für die Gäste der ›Moccastube‹ etwas um, setzte als Preis statt einem Fass Bier eine Doppelpackung Lamadecken aus und fertig war das Café-Quiz.
Oma Rose, Opa Gustav und Oma Zezci saßen an einem der Tische beim Fenster. Oma Zezci saß in der Mitte und hatte einen Stift in der Hand. Vor Opa Gustav stand ein kleines Pils, vor Oma Rose ein Kännchen Kaffee und vor Oma Zezci eine Bloody Mary. Leider, wie Oma Zezci nach dem ersten Schluck feststellen musste, ganz ohne Blut.
Das Quiz würde jeden Moment beginnen und die drei alten Herrschaften waren fest entschlossen zu gewinnen. Oma Zezci spitzte mit dem unteren und dem oberen Eckzahn den Bleistift, während Hildegard Schaumburg hinter dem Tresen noch einmal den Zettel mit den heutigen Quizfragen überflog.
Oma Rose hatte Zezcilia Morta Dentiba Tepes vor ungefähr einer Stunde herzlich im Haus ihrer Tochter willkommen geheißen. Die beiden waren sich schon einmal vor vielen Jahren auf der Hochzeit von Elvira und Mihai begegnet. Damals war Oma Zezci zum ersten Mal mit ihrer angeheirateten menschlichen Verwandtschaft zusammengetroffen und hatte zur Sicherheit einen Beißkorb getragen. Doch auf der Feier war so viel Karpovka und Blut geflossen, dass sich keiner der Vampire die Mühe gemacht hätte, eine dickhäutige alte Dame wie Oma Rose anzusaugen. Außerdem trug Oma Rose immer eine enge, breite Kette und hatte stets Knoblauchkapseln in der Handtasche, wenn ein Treffen mit der transsilvanischen Verwandtschaft bevorstand.
So wie an diesem Tag.
Die beiden Damen von Welt hatten sich herzlich mit Kopfnüssen und Wangenküsschen begrüßt. Nachdem sie genügend Nüsschen und Küsschen ausgetauscht hatten, hatten sich beide gegenseitig bescheinigt, dass sie blendend aussahen. Was bei Oma Zezci kein Wunder war, schließlich alterte sie so gut wie gar nicht und war mit ihren blutroten Augen, dem Schönheitsfleck (der aussah wie eine kleine Kakerlake) und ihrer vornehm blassen Haut eine in Zeit gefrorene Schönheit.
Oma Rose, die sehr wohl alterte, hatte zwar seit dem letzten Treffen ein paar Fältchen, ein paar graue Haare und ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel, aber ihre Wangen schimmerten noch genauso rosig wie in ihrer Kindheit und in ihren Augen leuchtete noch genauso viel Abenteuerlust.
Dass die beiden Omas der Vampirschwestern sich seit der Hochzeit von Mihai und Elvira nicht mehr gesehen hatten, lag zum einen daran, dass Oma Zezci ständig in der Weltgeschichte herumflatterte und schwer erreichbar war. Zum anderen aber auch daran, dass Oma Rose nur selten nach Bistrien reiste, der transsilvanischen, unterirdischen Heimatstadt ihres Schwiegervampirs. Was wiederum daran lag, dass ihr Mann, Gustav Wagenzink, gar nichts von der Existenz dieser unterirdischen Stadt wusste. Geschweige denn davon, dass seine Tochter keinen Mann, sondern einen Vampir geheiratet hatte. Und das war alles so gekommen:
Um die Welt des pensionierten Autohändlers Gustav Wagenzink, die aus klaren Fußballergebnissen und klaren PS-Zahlen bestand, nicht ins Wanken zu bringen, hatten ihm seine Frau und seine Tochter zunächst nichts davon erzählt, dass Elviras große Liebe ein Vampir war. Für Opa Gustav war Mihai Tepes ein ganz normaler Mann aus Bistritz, einer ganz normalen überirdischen Stadt in Rumänien.
Nach dem ersten Kennenlernen stand für ihn schnell fest, dass sein Schwiegersohn ein komischer Kauz war. Er interessierte sich weder für Fußball noch
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