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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04
Autoren: Karl Bleibtreu
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umsonst den einst von Virchow angerührten Brei »lauter gleichbegabter Rassen«, die slavischen Randstaaten sind eine einzige Pleite und Onkel Sam präsentiert dem tollen Europa auf abgegraster Heide die Erklärung der Menschenrechte in unquittierten Schuldscheinen. Umsonst flüstert einer Französin holdseliger Vers über sterbende Deutsche und Franzosen: »ils pensent à leurs mamans« , die Mütter mit verdorrten Brüsten starren nur auf Medeas Drachensaat. Wenn keltischer Einschlag die Tragik des Doppelichs in Englands Seele verlegte, deren Angelsachsentum doch seinen Odem vom German Ocean nimmt, so bleibt Gallierart nach Guillotinenausmerzung des fränkisch-burgundischen Adels stets einheitlich gleich. Für sie ist jedes Nachbarrecht ein Fetzen Papier, Talleyrand anerkannte »nur Grenzen, die von der Natur selbst gesetzt«, welche unnatürliche Ausdehnung damals bis Hamburg und Cadix reichte, »es gibt keine Pyrenäen mehr« dozierte Louis XIV., Clemenceau möchte als gallischer Hahn krähen »es gibt keinen Rhein mehr«. Wie England Neutralität auffaßt, mußte Dänemark zwei Mal genießen, Lord Greys Blockade Norddeutscher Küsten 1805, leuchtete Edward Greys Kriegspfad 1914 vor. Pemberten Billings »schwarzes Buch« entlarvte die Sodomiterei deutscher Kellnerbataillone, deren Spionage die Militärgeheimnisse der City ausbaldowerte! Blatchford warnte vor Wilhelm dem Eroberer, Northcliffes Froschmajestät blähte sich über ein »perverses Deutschland«, man sah nämlich sein eigenes Ebenbild in deutschen Zerrbild und zerbrach wütend den Spiegel. [»Daily Mail« ergoß sich allen Ernstes 1919 in Schimpfreden über »wahnsinnige Produkte Karl Bleibtreus und seiner Schule«, die statt »Goethe, Schiller, Klopstock« den Büchermarkt beherrschen! Man glaubt zu träumen.] Ein Verehrer deutscher und Verächter französischer Verwaltung sprach das große Wort: »Jede Regierung ist organisierte Gewalt«, sein Name war Wilson, Meister vom Stuhl, er organisierte freilich seine Gewalt. Italienische Maurermeister beschlossen »die Zivilisation zu retten«, doch wer lacht nicht über Freimauererideal von Gott- und Selbsterkenntnis, wenn Logenheilige und Jesuiten sich gegenseitig Satansbrut schimpfen, sowie die wesensverwandten Rom und Jerusalem sich in den Haaren liegen! Überall zischt die Viper der Weltlüge. Der Sozialismus kam uns spanisch wie Egmont mit pomphafter Grandezza, indem er Arm in Arm mit erdichtetem Posa der Weltverbrüderung das 20. Jahrh. in die Schranken forderte, half aber nur dem Don Philipp der Entente, die Ruhe eines Kirchhofs bereiten, so daß mancher das Ende von Fiesko mitmacht: »ich gehe zum Andreas«. Doch wenn der Herzog fiel, muß auch der Mantel mit, besonders der blutige Purpursaum weißgewaschener Senatorentoga von Imperialrepubliken. Napoleon sprach zum andern mal: »Die Hlg. Alliance ist ein mir gestohlener Gedanke, nur meinte ich die der Völker«. Doch die Angelsachsen sehen nur Paradiesbäume ihrer Weltherrschaft in den Himmel wachsen, mag auch darunter die Schlange fauchen. Der gallische Chanteclair kräht von seinem Misthaufen dem Morgen neuer napoleonischer Hegemonie entgegen, bis ihm die Schwingen gestutzt und die Krallen abgeschärft. Nicht nur in Geldsachen hört die Gemütlichkeit auf, eines Tages schmeißt Deutschland den Kelch, den es bis zur Neige lehrte, seinen Henkern an den Kopf. Ob sie wie Foch in die Messe, wie Wilson in die Sorbonne laufen oder sich offen wie Clemenceau als Freigeisterfreimaurer bekennen, alle verlachen sie heimlich den Gott, der seiner nicht spotten läßt. Er ist ein Gott der Lebendigen und läßt, die nicht sehen wollen, sich selbst lebendig begraben.
    Friedrich d. Gr. konnte durchhalten, obschon er umsonst eine »Salbe« für Preußens Wunden verlangte, doch setzte sich nicht selber in Brennesseln wie alldeutsche Schreihälse. Immerhin, so heiser das Wolfsrudel beim Anreißen eines abgemagerten Mitwolfs heult, der Vielfraß sei zu fett geworden, so gierig er die Zähne einschlägt, Deutschland ist ein zu harter Bissen. Schon spürt der Franzmann die erbrecherischen Folgen seines Freßschlingens. Phrasennebel hält sich für Tarnkappe, hinter der man die eiserne Stirn gallischer Großmut nicht sehe. Doch wehe, wenn man nicht der eigenen Selbstverliebtheit den Schleier wegzieht. Klopft vielleicht das harte Hämmern des Schicksals ein unter Schmutz und Quarz verborgenes Edelmetall heraus, zieht vor seelischen Goldsuchern ein Zeitalter herauf, wo
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