Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis zum bitteren Ende

Bis zum bitteren Ende

Titel: Bis zum bitteren Ende
Autoren: Jak Koke
Vom Netzwerk:
Lied der Göttin Thayla durchbrochen, die in einer zerklüfteten Felslandschaft stand. Das Licht ging wie ein Leuchtfeuer von ihr aus, eine strahlende Sonne an einem pechschwarzen Firmament. Das Lied und das Licht waren ein und dasselbe. Ihre Stimme hob und senkte sich in wunderbar melodiösen Wellen, die ihn umspülten wie eine warme Brandung. Bis ihm egal war, wer er war und warum er hier war.
    Er wollte nur für immer bleiben.
    Lethes Erinnerung an Thayla war makellos, das Erlebnis überwältigend, bis Billy wußte, daß er sich dem Bestreben seines Schutzengels anschließen mußte, Thayla zu helfen. Diese Schönheit durfte nicht zerstört werden.
    Aber wir sind nicht in der Lage, ihr zu helfen, dachte er. Wenn wir aufwachen, sind wir in Aztlan.
    Falls wir aufwachen.

23. AUGUST 2057
     
1
     
    Ryan Mercury erwachte. Die Versatzstücke seines Traums wirbelten durch seinen Schädel wie die Scherben einer zerschmetterten Keramikskulptur. Die Reste eines Alptraums aus scharfen Kanten und kaltem, hartem Ton.
    Ryan schauderte. Die Nachtluft umspielte frisch und kühl seinen Körper, als er aufstand und über den kalten Marmorboden seines Erholungsraums ging. Nach seiner Konfrontation mit Burnout hatte er ein kleines ruhiges Zimmer im Westflügel von Dunkelzahns Anwesen in Georgetown erhalten.
    Ryan hatte vor kurzem das Drachenherz eingesetzt, das auf dem Nachttisch neben seinem Bett lag, um die Schußwunde in seiner Brust und die Verbrennungen zu heilen, die seinen ganzen Körper bedeckten. Jetzt war es an der Zeit nachzusehen, wie er aussah.
    Während er über den kalten Boden schritt, betrachtete er sein dunkles Spiegelbild in dem großen Wandspiegel - eine Erscheinung, die sich aus Schatten zusammenzusetzen schien. Eine bandagierte Mumie im spärlichen Licht des sich im Osten langsam rötenden Himmels.
    Ryan versuchte den Traum zu vergessen, die Bilder schrecklicher Wesen zu verdrängen, welche die Göttin angriffen und ihre glänzende Haut zerfetzten wie mit säuregetränkten Rasiermessern.
    Mit großer Mühe schob er die Erinnerung an ihren widerlichen Gestank beiseite und konzentrierte sich auf das Unmittelbare. Er betrachtete sich im Spiegel, während er langsam die Verbände löste. Vorsichtig nahm er die weißen Gazeauflagen ab und empfand keinen Schmerz, als sich der trockene Mull von seiner Haut löste. Das Drachenherz hatte seine wunderbare Magie gewirkt und ihn in nur einer einzigen Nacht vollständig geheilt.
    Ryans Körper schälte sich im Spiegelbild aus den Verbänden. Ein zwei Meter messender Mensch, stämmig und muskulös. Er bestand ausschließlich aus Fleisch und Blut, keine Cyberware, keine biologischen Verstärkungen. Seine außergewöhnliche Kraft und Schnelligkeit beruhte auf natürlichen Muskeln und magisch aufgepeppten Reflexen. Seine Magie entsprang dem Lautlosen Pfad - dem Pfad des Ki -Adepten, den ihn der Großdrache Dunkelzahn gelehrt hatte.
    Das trübe Licht der Dämmerung ließ seine Haare schimmern, deren Kastanienbraun Rot reflektierte. Als er sich vorbeugte, um sein Gesicht zu untersuchen, sah er, daß seine silbergesprenkelten blauen Augen klar waren. Die Magie des Drachenherzens hatte die Trübung der Erschöpfung verschwinden lassen.
    Erstaunlich, dachte er.
    Winzige haardünne Narben überzogen Kopfhaut und Schultern, Überbleibsel der Schnitte, die von umherfliegenden Glassplittern verursacht worden waren. Es war schwer zu glauben, daß dies alles in der letzten Nacht geschehen war. Seine Auseinandersetzung mit Damien Knight, sein Kampf mit Burnout, seine Bemühungen, Nadja zu retten... Die Explosion hatte ihn beinahe umgebracht.
    Ryan löste die letzten Verbände und fühlte sich dabei wie ein Schmetterling, der sich gerade entpuppt hatte. Seine neue Haut war empfindlich und fröstelte in der leichten Brise, die durch das geöffnete Fenster wehte. Er warf die Verbände auf das Bett und zog sich einen Nachtanzug aus Plycra an.
    Da ich ohnehin nicht schlafen kann, dachte er, kann ich ebensogut aufstehen und ein paar Übungen machen.
    Als er sich ein dunkles Hemd über den Kopf streifte, klingelte sein Armbandkom. Er ging zum Nachttisch und warf einen Blick auf das winzige Display, um nachzusehen, wer anrief.
    Der Code für Jane-in-the-box blinkte am oberen Rand der Anzeige. Jane-in-the-box war eine menschliche Frau und viele Jahre lang Dunkelzahns Decker gewesen. Nun, da der Drache tot war, arbeitete sie für Nadja Daviar und die Draco Foundation. Und manchmal auch für Assets
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher