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Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Titel: Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
Autoren: Heel Verlag GmbH , Thorsten Schatz
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Haifisch/der hat Zähne“. Letztlich dreht sich in dem Song alles darum, dass Rammstein sich als Band stets treu geblieben ist, in all den Jahre ihrer Existenz, trotz aller Diskussionen und Probleme, die der Sechser – mit der Öffentlichkeit wie untereinander – schon hatte.
    „B********“ ist der bis dahin härteste Song der Langrille. Er kommt lauernd, beklemmend, mysteriös daher, genau wie sein Text. Wofür „B********“ steht, ist auch nach vielfachem Abhören nicht recht auszumachen, was offenbar gewollt ist. Die Zeilen erwecken den Anschein, als drehe es sich darin um einen Getriebenen, denn es ist die Rede von „zwei Seelen ach in meinem Schoß“. Und der Erzähler, wie es im Text an einer Stelle heißt, will gern eine Jungfrau deflorieren – um sie danach eventuell zu töten.
    Ganz anders dagegen „Frühling in Paris“: Dies ist das einzige Lied auf der CD, das auf jeglichen Horror verzichtet, nahezu ein Liebeslied darstellt. Der Protagonist erzählt darin in dieser sehnsüchtigen Ballade von einer Begegnung, die er als sexuell offenbar unberührter Jugendlicher hatte. Diese Begegnung ereilte ihn in Paris, das nicht umsonst als „Hauptstadt der Liebe“ gilt. In eben jener Metropole lernt der Ich-Erzählereine französische Hure kennen, mit der er zwar mangels Sprachkenntnissen verbal nicht kommunizieren kann. Dafür ist der körperliche Austausch offenbar umso beeindruckender. Der Protagonist bereut jedenfalls nichts von dem, was einst in der französischen Hauptstadt geschehen ist.
    „Wiener Blut“ beginnt, um ein Klischee zu bemühen, mit den Klängen eines Walzers, der sich in eine wüste Metal-Attacke verwandelt. Textlich war der schaurige Inzucht-Fall um Josef Fritzl aus dem österreichischen Amstetten, der seine Tochter Elisabeth über 23 Jahre lang im Keller seines Hauses eingesperrt hatte, tausendfach vergewaltigte und mehrfach schwängerte, die grausige Inspiration für das Stück. Bei jeglicher – vor allem musikalischer – radikaler Bösartigkeit wirkt das Stück dennoch auf beklemmende Weise tief moralisch.
    In der November-Ausgabe von
Melodie & Rhythmus
unterstreicht Christoph Schneider diesen Eindruck, indem er sagt, dass das Lied auf ihn wirke wie ein „Kurzfilm von Stanley Kubrick“. Die Rammstein-Themen, so Schneider weiter, seien nicht vollständig erfunden. Und er rechtfertigt die Wahl dieses Inhaltes mit dem großen Interesse und den Diskussionen in der Presse: „Wenn die Medien den Fall Fritzl ausschlachten, dürfen wir darüber auch ein Lied machen, um das Ganze mal von einer anderen Seite zu beleuchten.“
    Song acht ist die erste ausgekoppelte Single „Pussy“, eines der eher schwachen Stücke der CD, weil es erschreckend stark an ein banales Technoliedchen der 1990er erinnert. Dennoch beweist die Nummer, dass sich die magnetische Anziehungskraft von rüdem Sex weiterhin prächtig verkauft. Textlich sind einige rudimentäre englische Versatzstücke zu vernehmen, die man am ehesten aus der Porno-Sprache kennt: „Just a little bit/just a little bitch/You’ve got a pussy I have a dick ah/so what’s the problem let’s do it quick.“ Dazu ein stumpf treibender Beat, aber immerhin: Rammstein haben auch damit – inhaltlich wie kommerziell – das vorgegebene Klassenziel erreicht.
    Das Titelstück von „Liebe ist für alle da“ beginnt mit einem stakkatohaften Trommelwirbel, der sich durch das komplette Stück zieht. Inhaltlich wirkt es wie eine Vergewaltigungs-Fantasie: Das Lied steht für einen Mann, der sich sexuell als zu kurz gekommen sieht. Überall erblickt er attraktive Frauen, doch mit seiner verklemmten Art kommt er nicht an sie ran. Sein ernüchtertes Fazit: „Liebe ist für alle da/nicht für mich.“ In seinen perversen Träumen sieht das freilich anders aus, da macht sich Omnipotenz breit: „Sie macht die Augen zu/sie wehrt sich nicht.“
    „Mehr“ ist das einzig politisch motivierte Lied auf Rammsteins sechstem Studiowerk. Es ist die eindeutige, fatalistische Reaktion des Sextetts auf geldgeile Manager, Banker, Politiker und andere, die niemals genug von Macht, Geld und Einfluss bekommen können. Ein brutal stampfender Rhythmus begleitet diese bitterböse Abrechnung mit der reichen Minderheit, die durch die Wirtschaftskrise im Herbst 2008 provoziertwurde. Zynisch bis zum Anschlag geht es zu, wenn Till Lindemann grollt: „Zwar bin ich reich/doch reicht das nicht/Bescheidenheit?/alles was recht ist/ich nehme alles!“
    Tief romantisch geht
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