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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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sie verliebt hatte. Und dann trafen sich ihre Lippen.
    Das erste Mal, als sie sich küssten, war es wie ein Sommertag mitten im kältesten Winter.
    Das zweite Mal, als sie sich küssten, war es wie das Finden des schönsten Parkplatzes, der genau vor dem Laden lag, in den man immer schon wollte. Und man brauchte nicht mal eine Parkscheibe.
    Nun war es das dritte Mal, dass sie sich küssten. Und es war wie das Feuerwerk zur Jahrtausendwende. Raketen explodierten in allen Regenbogenfarben, das Schwarz des Nachthimmels war nicht mehr zu sehen. Alles leuchtete und funkelte.
    Und es blieb nicht bei einem Kuss.
    Es blieb auch nicht bei einer Nacht. Bei einem Frühstück.
    Esblieb.
    Ganz einfach.
    Manchmal, dachte Paul, ist die Liebe ganz einfach. Nur meist, da ist sie schrecklich kompliziert.
    Doch in diesem Moment mit Eli in Bonn, da dachte er gar nichts mehr.
    Er war nur bei ihr.
    Denn nirgends konnte es schöner sein.

EPILOG
    »Und? Ist es so, wie du es dir immer vorgestellt hast?«, fragte Eli.
    »Genau so. Nur noch besser«, antwortete Paul, während der Sommerwind sein Haar zerzauste. Es war ein Cabrio-Tag, wie ihn sich die Marketing-Abteilungen der Autohersteller nicht besser wünschen konnten. Rein physikalisch konnte der Himmel über Köln eigentlich nicht so blau sein, doch heute scherte er sich nicht darum. Das Kaffeetrinken mit Oma Gerti, Elis Mutter und ihrer Schwester war viel harmonischer verlaufen als erwartet, die Bergische Kaffeetafel samt Dröppelminna ein voller Erfolg. Noch diesen Monat würde er mit Eli nach Italien fliegen, um sie seinen Eltern vorzustellen. Ein Dorffest in Rimella (samt Segen des Pastore) war das Mindeste, was sie dort erwartete.
    »Soll ich noch etwas schneller fahren?« Eli tippte kurz das Gaspedal an.
    »Nein, ist genau richtig so, Chauffeurin. Umkreisen Sie bitte sämtliche rote Ampeln. Ich will einfach nur immer weiterkutschiert werden.«
    »In der Kölner Innenstadt?«
    Das schwarze Mini-Cabrio hielt mit quietschenden Reifen.
    Paul öffnete die Augen. »Aber hier ist doch gar keine rote Ampel! Hier ist nur ein Parkplatz.«
    »Na, und? Ich hab halt Lust, dich zu küssen. Das darf die Chauffeurin, wann immer sie will. Steht so im Arbeitsvertrag.« Sie beugte sich zu ihm und biss ihn neckisch in die Unterlippe.
    »Au!«, rief Paul.
    »Ich hab halt Hunger.«
    »Gibtja was, wenn wir ankommen.«
    »Gut, dann geht’s weiter. Küssen kann ich auch später.« Sie setzte den Blinker und brauste, ohne in den Rückspiegel zu schauen, zurück auf die Rheinuferstraße. Als sie über die Severinsbrücke fuhren, ließ Paul die Fingerspitzen über das Armaturenbrett gleiten.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass Dave mir wirklich diesen Wagen geschenkt hat«, sagte Paul.
    »Und du ihn dann mir!«
    »Was auch sonst? Dieser Mini hat seit dem Tag, da er vom Band lief, nach dir gerufen.«
    »Jetzt, wo du es sagst, habe ich ihn, glaub ich, manchmal nachts auf der Suche nach mir durch die Straßen fahren und heulen hören. Vielleicht ist es ein Werwagen – der mechanische Bruder des Werwolfs?« Sie bleckte ihre Zähne.
    Von einer Großplakatwand am Deutzer Ring lächelte sie plötzlich Dave an, in einen Kochlöffel singend, als wäre der ein Mikrophon.
    »Wenn ich David wäre, hätte ich dir auch ein Auto geschenkt«, sagte Eli. »Das ist ja wohl das Mindeste als Dankeschön. Dein Auftritt war schließlich das Beste, was ihm je passieren konnte. Er war das Thema in jeder Zeitung, jedem Radio, jedem Fernsehsender. Hast du gehört, wie hoch seitdem die Einschaltquoten seiner Show sind?«
    »Ein Star wie ich schert sich um so was nicht.« Paul zwinkerte ihr verschmitzt zu.
    Eli prustete. »Jetzt hör aber auf. Gut, du bist die Nummer eins der YouTube-Charts, und alle haben sie dich schon in ihre Jahresabschlusssendungen eingeladen.« Sie grinste. »Aber für mich bleibst du der miserable Einbrecher und langsame Entschuldiger, der du immer warst.«
    Paulverschränkte die Arme vor der Brust. »Das würdige ich jetzt keines Kommentars.«
    »Ist auch gar nicht nötig.«
    »Und was machen wir mit Dave? Der ist doch jetzt wieder solo.«
    »Wir könnten ihn mit Tine verkuppeln. Dann ginge er bald Ton in Ton mit ihrer Handtasche.«
    »Oder mit Fish-Mac!«
    »Und R 2 -D 2 wird Fernsehstar. Er darf die Verlierer in Daves Sendung auffressen.«
    Bis sie an den Poller Wiesen parkten, hatte Eli noch dreimal angehalten, um die ihr zustehenden Küsse einzufordern. Paul legte sogar gratis ein paar drauf.
    Als
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