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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt
Autoren: Simon R. Green
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einem äußerst dringlichen Fall brauchen."
    Ich stieg die Stufen hinab, um mich ihm anzuschließen, ließ mir aber Zeit dabei. Ich hatte schon früher hie und da mit Walker gearbeitet, aber nur selten gern. Er zahlte gut, doch benutzte er mich nur für die Fälle, bei denen er seine eigenen Leute nicht riskieren wollte. Die Art Fall, in dem man jemanden braucht, den man im Zweifelsfall verleugnen kann, und den man ohne mit der Wimper zu zucken zu opfern bereit ist. Wir bummelten gemeinsam durch die Nightside, Walker zu meiner Linken, Suzie zu meiner Rechten, und jeder machte einen weiten Bogen um uns.
    „Ich habe Suzie angeworben, da jemand von Bedeutung verschwunden ist", sagte Walker ungezwungen. „Ich muss ihn finden, und das schnell. So weit ist das nicht außergewöhnlich. Doch leider hat sich Suzie als in keinster Weise imstande erwiesen, das Ziel aufzuspüren."
    „Nicht mein Fehler", entgegnete Suzie wie aus der Pistole geschossen. „Ich bin all meine passenden Kontakte durchgegangen, doch niemand konnte mir etwas sagen. Selbst nach den üblichen Schmiergeldern und Schlägereien. Der Mann ist wie vom Erdboden verschluckt. Höchstwahrschein lich in ein tiefes Loch gesprun gen, das er hinter sich zugezogen hat. Ich bin mir nicht mal sicher, dass er sich noch in der Nightside aufhält."
    „Oh, er ist noch hier", sagte Walker. „Ich wüsste es, wenn er gegangen wäre."
    „Über wen genau reden wir?", fragte ich.
    „Max Maxwell", entgegnete Walker. „Ich entnehme Ihrem Gesichtsausdruck, dass Sie bereits von ihm gehört haben."
    „Wer nicht?", erwiderte ich. „Max Maxwell, so dick, dass er zweimal getauft wurde. Nachtclubbesitzer, Bandenchef, Hehler und Mittelsmann für illegale Geschäfte. Auch als der Voodooapostat bekannt, auch wenn ich Ihnen nicht sagen kann, weshalb."
    „Genau", sagte Walker. „Ein alteingesessenes und äußerst gut vernetztes Individuum. Er hat schon zweimal versucht, mich töten zu lassen, aber ich bin ihm deswegen nicht gram. Wie auch immer, es scheint, als sei Max in den Besitz von etwas ganz Besonderem gekommen, und er hätte wirklich mehr Verstand beweisen sollen, als sich damit zu befassen. Um genau zu sein, handelt es sich dabei um den Wassermannschlüssel."
    „Ich kenne diesen Namen", sagte ich und runzelte die Stirn. „Ein Artefakt aus den Sechzigern, nicht? Aus einer Zeit, zu der jeder größere Fisch einen eigenen Gegenstand der Macht besitzen musste, um ernst genommen zu werden. Ich habe den Dingern immer misstraut. Man kann nie sagen, wann die himmlischen Batterien plötzlich keinen Saft mehr haben, und dann steht man da, mit einem Klumpen bescheuert aussehender Deko in der Hand."
    „Durchaus", sagte Walker. „Dennoch ein äußerst nützliches Werkzeug, der Wassermannschlüssel. Halb Wissenschaft, halb Zauberkunst, wurde erschaffen, um interdimensionale Tore zu öffnen und zu schließen. Sie müssen verstehen, das war nach dem Fiasko mit dem Babalon-Ritual."
    „Warum ... Wassermann?", erkundigte ich mich.
    Walker zuckte die Achseln. „Das war halt die Zeit. Es heißt, der Sammler hätte ihn für einige Zeit besessen, was ihm ermöglichte, seine Sammlung seltener und modischer Objekte zu beginnen.
    Dann verlor er ihn in einem Kartenspiel an den alten, blinden Bank, und danach ging der Schlüssel durch viele Hände und hat dabei einiges an Verwirrung und Schaden angerichtet, bis er schließlich in den Besitz Max Maxwells geriet. Wie es scheint, hat der gute Max Ideen entwickelt, die seiner Position gar nicht angemessen sind."
    „Wurde er so zum Voodooapostaten?", erkundigte ich mich.
    „Leider ja", antwortete Walker. „Voodoo ist ursprünglich und vor allem eine Religion. Die Anhänger beten ein breites Pantheon von Göttern oder Loas an: Papa Legba, Baron Samedi, Erzulie und Damballa. Diese Wesenheiten kann man beschwören oder in unsere Welt einladen, wo sie dann von willigen Gläubigen Besitz ergreifen. Max machte sich selbst zum Apostaten, indem er die Kraft des Schlüssels nutzte, um die Loas in diese Welt zu ziehen, ob sie das nun wollten oder nicht, und sie dann in seine eigenen Leute zu bannen. Diesen wiederum konnte er dann befehlen, ihm auf alle möglichen für ihn gewinnbringenden Arten zu dienen. Übermenschlich stark, ohne Gefühlsregung und fast unmöglich zu töten sind sie die ultimativen Sturmtruppen."
    Ich zuckte zusammen. „Sich mit Göttern anlegen. Immer eine extrem schlechte Idee."
    „Immer", stimmte Walker zu. „Max setzte seine neuen
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