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Big Daddy

Big Daddy

Titel: Big Daddy
Autoren: Natalie Schauer
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dass er bei ihr übernachtete. Er war dafür gewesen, dass Elisabeth auf der Wache in einer Zelle mit einem Betreuer vom Jugendamt blieb. Angel fiel plötzlich ein, dass sie seit Wochen nicht mehr aufgeräumt oder geputzt hatte. Außerdem war der Kühlschrank komplett leer.
    „Hast du Lust auf einen Burger?“, fragte sie, doch Elisabeth starrte immer noch unbeteiligt aus dem Fenster. Angel beschloss, nach Hause zu fahren. Wenn sie Hunger bekämen, könnten sie sich immer noch eine Pizza bestellen.
    Während Elisabeth unter die Dusche ging, bereitete Angel das Gästebett vor. Im Kopf ging sie die Fragen durch, die sie Elisabeth stellen wollte. Sie erschrak, als das Mädchen komplett nackt und nass hinter ihr stand. Angel sah die unzähligen blauen Flecken und Kratzer an ihrem Körper.
    „Ich habe kein Handtuch gefunden.“
    Schnell eilte Angel ins Schlafzimmer und holte ein frisches Handtuch für Elisabeth. Als sie zurückkam, saß das Mädchen auf der Couch, ihre Schultern hingen schlaff herunter und sie weinte. Angel setzte sich neben sie.
    „Willst du mir nicht alles erzählen? Es ist niemand da.“
    Jetzt schluchzte das Mädchen immer lauter. Angel nahm sie in den Arm und nach einer halben Ewigkeit beruhigte sich Elisabeth.
    „Ich bestell uns eine Pizza und du erzählst mir, was mit dir geschehen ist, in Ordnung?“
    Elisabeth nickte. Angel konnte ihre Neugierde kaum im Zaum halten. Es war unfair gegenüber dem Mädchen, doch Angel wollte alles wissen. Sie war Big Daddy so nahe wie noch nie. Sie würden ihn kriegen, das fühlte sie.  Elisabeth sah Angel tief in die Augen. Es waren jedoch nicht die Augen einer heranwachsenden Frau, sondern wunderschöne Kinderaugen, die zu viel Leid gesehen hatten. Sie sah auch nicht aus wie das Kind eines Mörders, sondern wie jedes andere Mädchen auch. Doch wie sah eigentlich die Tochter eines Mörders aus, fragte sich Angel, und schämte sich zugleich für diesen Gedanken. Elisabeth fing leise an zu sprechen.
    „Er ist mein Vater. Der , den sie Big Daddy nennen, ist mein Vater. Ich habe die Berichte in den Zeitungen gelesen, alle. Es war grauenvoll, doch ich weiß, dass er es ist. Er war immer ein guter Daddy, er hat mir nie etwas getan. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit mit meinem Daddy. Wir fuhren durch alle Vereinigten Staaten, wir lebten in der Wildnis oder waren hier in Nevada. Er war nie seltsam oder böse, nicht so, wie ihn alle darstellen. Er war immer lieb zu mir. Schenkte mir schöne Dinge, kaufte mir einen eigenen Wohnwagen. Wir hatten ein schönes Leben.“
    Sie waren also hier in Nevada, dachte Angel, wieso war keinem aufgefallen, dass das Mädchen nicht gemeldet war? Elisabeth sah die grübelnde Angel fragend an, doch diese hörte sofort wieder aufmerksam zu.
    „Ich kann nicht glauben, dass er diese Dinge getan hat. Aber ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Ich habe gesehen, wie er diesen Mädchen wehtat. Ich habe es schon vor langer Zeit gesehen, doch ich habe nichts gesagt. Hatte Angst, entsetzliche Angst davor , ihn zu verlassen, ihn zu verlieren.“
    Sie stockte und sah zu Boden. Tränen tropften auf ihre Hand. Sie wischte sie langsam weg. Ihre Nägel waren blutig.
    „Er wird mich vermissen, ich habe ihm das Herz gebrochen. Er wird wollen, dass ich zu ihm zurückkomme. Er ist ja jetzt ganz alleine!“
    Panik lag in Elisabeths Stimme.
    Angel legte ihr die Hand auf den Rücken. Sie beruhigte sich langsam, doch das Klingeln an der Tür ließ sie zusammenzucken.
    „Das ist nur die Pizza!“ beruhigte sie Angel.
     
    Elisabeth schlang ein Stück Pizza nach dem anderen hinunter. Sie hatte sichtlich großen Hunger. Auch Angel gönnte sich ein Stück, obwohl sie so aufgeregt war. Sie ließ Elisabeth Zeit, sich zu sammeln, erst dann wollte sie mehr erfahren.
    „Soll ich dir mehr von meinem Daddy erzählen?“
    Angel schauderte bei dem Gedanken, dass Elisabeth ihren Vater, einen Mörder, Daddy nannte. Sie liebte ihn, das war keine Frage, doch trotzdem hatte sie sich dazu entschlossen, vor ihm zu fliehen.
    „Ja, bitte erzähle weiter!“
    „Daddy ist ein guter Handwerker, er kann alles selber reparieren. Er zeigte mir sehr viel und ich wurde immer geschickter. Einmal saßen wir zwei Wochen in den Rocky Mountains fest. Daddy fluchte zwar, doch ich fand es dort einfach klasse. Es war, als wären wir auf einem anderen Planeten. Wir hatten kein warmes Wasser und kein Licht. Es wäre gruselig gewesen, wenn Daddy nicht bei mir gewesen wäre. Er beschützte
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